𝐾𝑙𝑒𝑖𝑛𝑒 𝑅𝑜𝑚𝑎𝑛𝑧𝑒

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Irgendwann bringt meine Neugierde mich noch um, doch ich konnte nicht anders, als Rio und Berlin aufzusuchen, um herauszufinden, wer nun wirklich am Foto schuld war. Beide fand ich im Lager, doch verlief das Gespräch etwas anders ab, als erwartet.

„Weil sie sich dabei selbst noch ein paar Jahre Jugend zurückholen, bevor dann das Alter zuschlägt und die Klippe sie einfach hinunterstürzten lässt.“ Ich blieb oben an der Treppe stehe. Beide waren perfekt in meinem Blickfeld, doch interessierte mich in diesem Moment viel mehr Oslo, der sich hinter den Kartons versteckte, als wäre er auf der Jagd. Mein Blick ging wieder zu Rio und Berlin, dort stand mittlerweile auch Helsinki, mit einem schmunzeln im Gesicht. Ich verstand die Situation nicht ganz. Rio sichtlich auch nicht, weshalb er panisch wurde und versuchte zu flüchten, doch genau dann packte Oslo ihn sich. Er warf ihn auf den Boden, dort krümmte Rio sich. Allein vom zusehen konnte ich den Schmerz spüren.

„Na klar, da gibt es natürlich einen klitzekleinen Unterschied zwischen diesen Liebesgeschichten.“ Berlin drehte sich um, sah kurz zu mir, doch wandte sich dann wieder voll und ganz Rio zu, indem er ihm in die Haare griff und nach hinten zog, sodass er Berlin angucken musste. Ich verstand nun, woher ich diese Art habe. „In meinem Fall war ich nicht in einen Raubüberfall verwickelt und hab das Leben meiner Kameraden gefährdet.“ Das Gespräch hatte anscheinend schon lange nichts mehr mit dem Foto zu tun. Viel mehr ließ Berlin seinen Frust durch den gestrigen Vorfall raus. Er sah zu Oslo und Helsinki und ließ Rio gehen. „Geh mit Gott.“ Er richtete sich auf und ließ Oslo und Helsinki jetzt an den Jungen ran.

„Stopp!“ Ich sah darin keine faire Bestrafung und rannte die Treppe hinunter, doch wurde ich von Berlin abgefangen. „Er mag einen Fehler gemacht haben, aber er hat es eingesehen.“, „Ich bin hier derjenige, der die Regeln macht und wenn ich das als richtig ansehe, wird es das wohl auch sein.“, „Deine Definition von richtig und falsch spielt keine Rolle.“, „Wieso arbeitest du eigentlich nicht?“ Lenkte er vom Thema ab und sah mich fragend an. „Berlin-“, „Geh schon.“ Er packte mich am Arm und schubste mich zurück. „Los jetzt!“, brummte er bestimmend und schickte mich weg.

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Der Ton von Berlin gefiel mir nicht. Er hatte meine Laune versaut, das ließ ich die anderen spüren. „Zieh nicht so ein Gesicht.“ Nur Nairobi ließ sich davon nicht abschrecken. In den letzten Stunden hatte man uns nicht nur die benötigten Medikamente gebracht, sondern auch Essen. Daher stand Nairobi nun vor mir und öffnete einen der Pizzakartons. „Essen soll glücklich machen.“ Sie nahm ein Stück heraus und hielt es mir hin. „Kein Hunger.“ Sie zog eine Augenbraue hoch und biss Stück ab. „Iss aber heute noch was“, murmelte sie mit vollem Mund und nahm sich die ersten Kartons, um sie zu verteilen. Ich sah ihr nach und seufzte.

Noch während Nairobi die Kartons verteilte, fielen Schüsse. Erschrocken ließ sie die Kartons fallen. „Bleib bei den Geiseln!“, rief ich ihr zu und lief mit Helsinki in die Richtung, aus der die Schüsse kamen.

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„Tokio!“, fauchte ich, als wir sie im Gemeinschaftsraum mit erhobener Waffe antrafen. Sie drehte sich zu mir um und zielte auf mich. Helsinki griff nach seiner M416 und zielte auf sie. Auch Oslo hatte die Schüsse gehört und stand in der anderen Tür, mit erhobener Waffe. „Mach die scheiß Waffe runter!“, knurrte ich, nahm meine Pistole zur Hand. „Was soll das hier eigentlich werden?“ Ich blieb stehen, als ich Berlin hinter mir hörte. Tokio zielte nun auf ihn, woraufhin ich nach der M416 vor meiner Brust griff, doch Berlin hob die Hand und schielte zu mir. „Lass es“, kam es in einem ruhigen Ton. „Helsinki.“ Er schielte nun zu ihm rüber. „Helsinki, du auch. Nimm die Waffe runter.“ doch er reagierte nicht. Schließlich hatte auch Tokio noch ihre Waffe oben.

Es war still. Berlin versuchte weiterhin Helsinki und Oslo zu beruhigen, als ich ein paar schnelle Schritte vernahm. „Rio, nein!“ Er kam in den Raum gerannt, wurde jedoch von Berlin direkt beiseite gestoßen und fiel zu Boden. „Was soll der Scheiß. Du hast heute genug angestellt..“ Rio stand sofort wieder auf, hielt sich aber am Tisch fest. Ich wusste gar nicht, wo ich hinsehen sollte, „Helsinki, du wirst dich sofort wieder beruhigen.“ Versuchte Berlin es auf ein neues. Helsinki suchte Bestätigung bei mir. Erst als ich die Pistole senkte, tat er es mir gleich und drückte auch Oslos Waffe runter.

„So und was jetzt?“ Tokio zielte noch immer auf Berlin, wobei niemand mehr eine Waffe auf sie gerichtet hatte. Ich sah zu Rio, der an der Tischkante lehnte und dann wieder zu Tokio, die sich der Kamera im Raum zuwandte. „Ich will mit dem Professor sprechen.“ Berlin verweigerte ihr diesen Wunsch nicht und wählte die Verbindung. Sie schrie direkt, als der Professor am anderen Ende der Leitung abnahm. Ich verstand kaum, was sie da überhaupt von sich gab. „Deine kleine Romanze hat unseren ganzen Fluchtplan versaut.“ Der Professor stand auf Lautsprecher und kam endlich zu Wort. „Sie haben dein Gesicht gesehen und Rios auch. Sie wissen über euch Bescheid. Ihr taucht in allen Nachrichten auf. “ Worte, mit denen weder Tokio, noch Rio gerechnet hatten.

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𝔸𝕞𝕠𝕣𝕖 𝕍𝕖𝕣𝕕𝕒𝕕𝕖𝕣𝕠 || ᴴᵃᵘˢ ᵈᵉˢ ᴳᵉˡᵈᵉˢ ᶠᶠWo Geschichten leben. Entdecke jetzt