Kapitel 28 - Verschwörung

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Gerade mit all meinen Sinnen in die Arbeit vertieft, werde ich durch ein Klopfen aus meiner Konzentration gerissen. Wie nach meinen Vermutungen ist es Nadiem, der mit einem Regenwettergesicht den Raum betritt. Als wenn es hier sein eigenes Zimmer wäre, setzt er sich auf den zweiten Stuhl mir gegenüber und schlägt seinen Kopf auf dem Tisch auf. Und dies tut er eventuell etwas zu doll.
,,Ich mag die Neue nicht.",beginnt er wie ein kleines Kind zu schmollen.,,Die versaut unser Traumpaar. Die macht sich die ganze Zeit an Kai ran, obwohl sie vier Jahre älter ist als er. Was soll denn das? Abgesehen davon ist die Olle voll arrogant."
Normalerweise nimmt Nadiem keine voreiligen negativen Meinungen zu jemandem in den Mund, aber es scheint mit Maja wirklich hoffnungslos zu sein. Man kann es so sagen. Vorhin, als ich mir meinen wohlverdienten Kaffee geholt habe, sind mir auf dem Weg sieben Spieler begegnet. Alle sieben von ihnen waren schlecht gelaunt und haben etwas vor sich hingegrummelt. Nach Nachfrage, was denn los sei, gab es nur die Wörter 'die Neue' zu hören.
,,Komm. Sie ist doch erst neu. Ich war doch bestimmt genauso.",erwiedere ich deswegen schulterzuckend. Dagegen wirft Nadiem jedoch schnell eine laute Widerrede in die Luft.
Nach etwa fünf Minuten beschließe ich, da es wirklich anstrengend ist mit einem wandelndem Teddy zu diskutieren, ihn zum Mittagessen zu schicken.
,,Isst du nichts?"
,,Doch doch, ich habe mir etwas mitgenommen."
Das war gelogen. Trotzdem verlässt er beruhigt meinen Raum. Ich habe seit ein paar Tagen nicht mehr so das Bedürfnis etwas zu essen oder generell zu mir zu nehmen. Mein Essen am gestrigen Tag zum Beispiel bestand aus einem leeren Frühstücksteller und einem Glas Wasser, während mein anschließendes Mittagessen ein halbes Brötchen mit Käse und wieder Wasser waren. Zu meinem Schock habe ich auch bei meiner Lieblingsschokolade, die mit der Oreofüllung, nur ein Stück gegessen. Am Abend gab es eine grüne Paprika mit Salz und ein paar Weintrauben. Die vorherigen Tage sind da nicht wirklich besser ausgefallen. Natürlich ist mir bewusst, dass es alles Andere als gesund ist, aber ich verspüre einen sehr ausgebauten Ekel gegenüber Essen. Das einzige, was ich wirklich mithabe ist ein bisschen rote Paprika mit Schnittlauch. Davon esse ich etwa die Hälfte, ehe ich mich entscheide, die Jungs zu besuchen.
Ich trete langsam in den Gemeinschatfsraum ein und was sich vor mit erstreckt ist wirklich ein Anblick für die Götter. Alle, außer Peter, sitzen in einem Kreis um ein rot-schwarz gestreiftes Kissen und machen eine Art Verschwörung. Da mich noch keiner von ihnen bemerkt hat, stelle ich mich hinter ein Regal und beobachte das Vorgehen weiterhin still. Mein liebevoll gegebener Spitzname, welcher Mit V anfängt und -olldeppen aufhört, bestätigt sich bei ihrem Vorhaben massiv. Es fallen Sätze wie:,,Auf das die Hexe uns verlässt!" oder ,,Liv bitte werde zur Mörderin, dich kann man ja eh nicht verdächtigen."
Mir wird im Moment klar, dass ich eigentlich fast jeden Tag von Idioten umgeben bin. Aber immerhin sind es meine Idioten. Und ich hab sie alle lieb, auch wenn sie die unseriöseste Fußballmannschaft in ganz Europa oder gar weltweit sind. Irgendwann ploppt in meinen Gedanken die Frage auf, ob ich mich erkennbar machen soll oder nicht. Als sie alle auch noch anfangen irgendwelche Komplimente in den Raum zu werfen, stürme ich los und klammere mich an den Erstbesten in ihrem Psychokreis.
,,Ich habe euch alle so lieb!"
Wenige Sekunden später spüre ich auch schon einige andere Arme um mich rum. Nachdem ich meine Augen geöffnet habe, sehe ich, dass ich mit dem Rücken von jemandem kuschle. Und das ist unangenehmer Weise Kais Rücken. Bevor ich überhaupt weiter nachdenken kann, werde ich von jedem Einzelnem einmal richtig gedrückt. Wer hätte gedacht, dass ich je einmal von Profifußballern so  gemocht werde? Ich auf jeden Fall nicht. Am Ende bin ich bei Kai angelangt. Bevor sich aber eine eiserne Starre entwickeln kann, legt er seine Arme sanft um meinen Körper. Ich erwiedere diese Geste natürlich sofort und lasse mich in seinen Armen einfach fallen. Er strahlt einfach so viel Wärme und Geborgenheit aus. Leider verschwindet seine Wärme auch schnell wieder, denn die Jungs müssen wieder trainieren. Da ich sonst nichts zu tun habe, folge ich ihnen und auf Nachfrage, ob ich mitmachen will, bejahe ich. Da ich eh noch meine Sportsachen vom Eislaufen anhabe, muss ich mir nur ein Trikot und Stollenschuhe anziehen. Ein Wunder, dass es welche in meiner Schuhgröße gab. Auf dem Rasen laufe ich ersteimal ein paar Runden mit Kevin und Baumi. Es scheint sie sehr zu wundern, dass ich so lange, vorallendingen mit viel Redebedarf durchhalte und bei normalem Atem bleibe. Nachdem der Trainer uns zusammengerufen hat, spielen wir Mini-WM. Also ein kleines Tunier, was alle meiner Meinung nach auch einfach 'Tunier', hätten nennen können. Jedenfalls gibt es mehrere Teams, die aus jeweils vier Spielern bestehen und diese treten gegeneinander an. Die Mannschaft, die das Finale gewinnt ist der vollständige Sieger und darf sich für jedes Team ein Lied aussuchen, was sie dann singen müssen.
Mein Team besteht aus Hradecký, Bailey, Tah und mir. Als erstes treten wir gegen das Team von Kevin an. In der Mitte des Spieles schießt Leon den Ball zu mir und ich renne komplett überfordert los. Da ich keine Ahnung habe, was ich tun muss, renne ich einfach an allen vorbei und schieße den Ball blind aufs Tor. Ganz nach Jonathans Schreien zu urteilen, habe ich getroffen. Das Spiel gewinnen wir auch schlussendlich mit 1 zu 0.
Entgegen meiner Erwartungen stehe ich jetzt im Finale und spiele gegen Kais Team, bestehend aus Sven, Pauliho, Lomb und ihm. Ich persöhnlich sehe eigentlich schwarz bei dem Spiel, aber vielleicht geschieht ja ein Wunder. Und Tatsache. Gerade, als Kai das den Ausgleich geschossen hat, bekomme ich die Möglichkeit vor das Tor zu rennen. Ich hänge Sven geschickt ab und tunnel Niklas. Somit ist der Ball im Tor und das Spiel ist zeitnah vorbei. Ich habe noch nichteinmal gewusst, dass es diese ganzen Tricks, die ich angewendet habe, überhaupt gibt. Aber naja, so ist das halt.
Am Ende des Trainings, vor dem Auslaufen, kicken wir noch ein wenig umher und spielen auch vereinzelt ein großes Spiel. Es kommt auch, wie es kommen sollte und mein Ball landet in Höchstgeschwindigkeit in Kais Kronjuwelen.

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