Das Meer glitzerte in den letzten Strahlen der untergehenden Sonne. Ich hockte mich auf die Felsen in der Brandung einer kleinen Lagune, die niemand besuchte. Sie war so unbekannt, dass sich hier lediglich ein paar Möwen tummelten. Ich zog meine Beine an meinen Körper und passte auf, ja nicht mit dem Wasser in Berührung zu kommen. Am Horizont tuckerte ein kleines Schiff über das Meer. Vielleicht war es auch nicht klein, sondern sah in der Ferne nur so aus. Ich wollte einfach nur meine Ruhe, um nachdenken zu können. Es war gerade mal zwei Tage her, dass Luke und ich uns geküsst hatten. Allerdings war es auch zwei Tage her, dass ich ihn in hohem Bogen aus meinen Zimmer geworfen hatte. Ich hatte Angst vor unserer nächsten Begegnung morgen in der Schule, wenn wir in Geschichte nebeneinander saßen und an unserem Projekt weiterarbeiten würden.
Ich zupfte an meiner Shorts, die etwas hochgerutscht war.
"Hey Beautiful, unglaublich, dass ich dich hier wiedertreffe", rief plötzlich eine Stimme vom Strand und unterbrach mein Bad in Selbstmitleid. Ich drehte mich aprupt auf dem Stein um und konnte direkt Masons gut gebauten Körper begutachten. Warum gerade ein Micheals? Gott wollte mich echt bestrafen. Nicht mal in dieser kleinen Lagune hatte ich meine Ruhe. Zu Hause wollte Nick die ganze Zeit wissen, was mit mir los war. Mein Handy klingelte ununterbrochen, entweder weil Chloe sich nach mir erkundigte oder weil Luke mir weitere Lügen auftischen wollte, um sich clever rauszureden.
Sogleich ich ihn gesehen hatte, stöhnte ich genervt und wandte meinen Blick wieder auf das Meer, um Lukes großen Bruder gekonnt zu ignorieren.
"Was macht ein schönes Mädchen ,wie du ,noch so spät alleine am Strand?", Mason kletterte auf meinen Stein und setzte sich direkt neben mich.
"Ich wollte meine Ruhe haben, aber dafür ist es jetzt ja leider zu spät", ich betonte das leider extra stark und sah nun keinen Grund mehr, um hier zu bleiben. Also stützte ich mich auf meine Handflächen, damit ich aufstehen konnte, doch er hielt mich fest.
"Du musst nicht gehen. Ich weiß, was wir sonst noch machen können, wo du doch schon mal da bist", er zwinkerte mir zu und hielt mein Handgelenk immer noch fest umschlossen. Ich schaute auf seine Hand und dann zu ihm, um ihn böse anzufunkeln.
"Lass mich los!", forderte ich ihn auf.
"Und wenn ich das nicht tue?", provozierte Mason mich.
Ich zog und wendete mein Handgelenk unter seinem Griff, doch es half nichts. Er war einfach stärker.
"Was hast du jetzt vor?", fragte ich ihn mit fester Stimme und schaute ihn an. Er sah Luke wirklich verdammt ähnlich, was ihn leider auch sehr gutaussehend machte.
"Ich wollte mich mit dir unterhalten", sagte er unerwartet. Er wollte sich also wirklich nur mit mir unterhalten..
"Schieß los!", meinte ich nun locker, "Aber nur, wenn du mich endlich los lässt"
"Oh, ja sicher!", entgegnete er und ließ mich los.
Er schwieg eine Weile, in der ich ihn immer erwartungsvoll ansah.
"Weißt du, du bist echt ein sehr hübsches Mädchen..", setzte Mason an, woraufhin ich mich wieder hochstemmen wollte.
"Lass es. Wenn du mir sowas erzählen willst, dann geh ich jetzt sofort", machte ich ihm klar.
"Nein warte!", hielt er mich jedoch auf und ich ließ mich wieder auf den warmen Stein sinken, "Hast du schon von dem Herbstball gehört? In der High School"
"Ich bezweifte, dass du noch auf die High School gehst", meinte ich kritisch und überlegte,was er überhaupt von mir wollte.
"Das tu ich auch gar nicht. Ich bin ein Aufseher dort", erwiderte er.
"Und was willst du dann von mir?", hakte ich neugierig nach.
"Ich wollte dich fragen, ob du mich begleitest", sagte Mason ganz plötzlich.
"Ähm, Mason. Es tut mir Leid, aber ich kenne dich nicht, du bist zu alt für mich und außerdem werde ich da überhaupt nicht hingehen", erklärte ich ihm verwirrt.
"Ich bin 19. Wo bin ich bitte zu alt? ", verteidigte er sich selbst.
"Das ist mir auch egal. Ich werde jetzt gehen", ich erhob mich und wartete nur darauf, dass er mich wieder zurück zog. Aber nichts kam, also ging ich rasch den Strand entlang, ließ Mason hinter mir und grübelte.
Was wollte er von mir? Wie ich ihn einschätzte, war er noch schlimmer als Luke, wenn es um Frauen ging. Was war bloß mit den Michaels los? Mein Gott, was passierte hier eigentlich? Mein Leben war ein reines Chaos. Noch vor ein paar Monaten war es unkompliziert. Langweilig, aber unkompliziert und geregelt. Doch nun kam alles Schlag auf Schlag. Meine neue Familie, das neue Haus, Ellies Tod, Luke und sein merkwürdiger Badboy Bruder. Ich wusste echt nicht, was ich von all dem halten sollte. Alles stand Kopf und ich wollte nur noch, dass alles wieder normal wurde. Nur würde nie wieder alles normal werden. Mein Leben hatte sich verändert und das hauptsächlich zum Schlechten.
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One Wave
Teen FictionKylie Evans' Leben ist toll. Oder es war toll. Nachdem sie eigentlich alles richtig gemacht hat, will das Schicksal es ihr trotzdem nicht gönnen, ein unbeschwertes Leben zu führen. Verluste und neue Bekanntschaften machen dem schüchternen Mädchen da...