Kapitel 7

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Tobias

Ich springe auf, hebe sie von ihren Füßen, werfe sie mir über die Schulter und gehe in die Duschen. Sie lacht auf dem Weg, zappelt mit ihren Beinen und klammert sich mit ihren Händen hinten an meinem Shirt fest.
In den Duschen angekommen, lasse ich sie herunter.
Ich ziehe ihr vorsichtig ihr Shirt über den Kopf und gehe vor ihr auf die Knie um jedes Stück ihrer weichen Haut zu küssen. 
Sie zieht mich wieder zu sich hoch und zieht mir ebenfalls das Shirt aus.
„Ich wollte dich eben nicht so fest schlagen.", flüstert sie und fährt über den roten Fleck, der sich auf meinem Bauch abzeichnet.
„Sieht doch fast so aus wie ein Knutschfleck", flüstere ich zurück. 
Sie kichert und zieht mich zu sich. 

Tobias

Tris schläft in meinen Armen. Sie hat ihren Kopf auf meinem Oberarm gebettet und meine andere Hand ruht auf ihrem Bauch.
Die Sonne geht auf.
Die anderen schlafen noch. 
Ich bin jetzt drei Nächte wieder wach und ich kann es in manchen Momenten immer noch nicht glauben, dass ich Tris wieder habe. 
Wenn sie schläft sieht sie so entspannt aus. Man sieht ihr dann nicht den Kummer an, den sich mit sich trägt, seit ihre Eltern und viele andere Unschuldige sterben mussten. 
Ihre Brust hebt und senkt sich, wenn sie atmet und sie murmelt leise im Schlaf. Hoffentlich hat sie keinen Albtraum, sondern träumt von etwas schönem. 
Die Sonne wandert immer weiter und erhellt den Raum. 
Die Farben sind unbeschreiblich. 
Ich kann nicht sagen wie früh es genau ist, da die Uhr, die an der Wand gegenüber von unserem Stockbett hängt, stehen geblieben ist. 
Aber das ist nicht wichtig.
Wichtig ist das Gespräch in wenigen Stunden mit David.
Ich hoffe ich werde nicht wieder die Kontrolle verlieren müssen. Wobei ich mich besser fühle, wenn ich sehe, dass er Angst vor mir hat. 
Ich muss es irgendwie anstellen, dass wir in unsere Angstlandschaften kommen.
Einige werden das zwar nicht gut heißen, aber es ist Training. 
Die Sonne scheint jetzt mit einer immer breiter werdenden Spalte durch die Fensterfront.
Tris bewegt sich leicht. Das tut sie immer kurz bevor sie wach wird. 
Ich fange an ganz vorsichtig mit meinen Fingerspitzen über ihren Bauch zu fahren. 
Das merkt sie gar nicht. 
Ich mache das eine ganze zeitlang so weiter, bis es im Raum schließlich so hell ist, dass sie vom Licht geblendet wird. 
Sie schlägt ihre Augen auf und murmelt: „Oh... Wie schön... Aber viel zu hell."
Dann dreht sie sich zu mir und schaut mir in die Augen. 
„Das da draußen ist aber viel schöner als ich.", murmle ich. 
„Das da draußen kann mit deinen Augen nicht mithalten.", sie lächelt. 
„Genauso wenig wie mit deinem Lächeln" Ich küsse sie ganz leicht. 
Tris schaut mich noch einmal an und schmiegt sich dann an mich. 
„Wie geht es deinem blauen Fleck?", sie fährt mit ihren Fingerspitzen genau über ihn, aber es tut nicht weh. 
„Ganz gut. Ich glaub nicht, dass er allzu schlimm wird. Wäre es deine Rechte gewesen, müsste ich mir sorgen machen." Ich vergrabe mich in ihren Haaren und atme ihren Duft ein. 
Sie streift mein T-Shirt hoch und begutachtet die kleine Verfärbung. Ihre federleichten Berührungen bescheren mir eine Gänsehaut und ein wohliger Schauer überläuft meinen Rücken. 
„Ist da jemand empfindlich?" flüstert sie über meinem Bluterguss und berührt ihn sanft mit ihren Lippen. 
„Hmmm."
„Wieso bist du eigentlich schon wach? Wir haben doch so lang noch trainiert gestern Abend."
„Ich konnte nicht mehr schlafen. Ich musste an das Gespräch mit David heute denken.", erkläre ich ihr.
„Hast du schon eine Idee, wie wir es angehen wollen?"
„Ja. Aber das wird euch nicht gefallen. Mir gefällt es ja auch nicht, aber es würde auch gleichzeitig Training für uns sein. Ich würde gerne David fragen, ob er uns in unsere Angstlandschaften versetzten könnte."


Tris

„Was? Nein! Warum denn? Willst du damit bewirken, dass Cara und Caleb endgültig Angst vor unserem Ausbruch bekommen?"
„Ich will dass wir da rein gehen, um einen kühlen Kopf bewahren zu können, wenn wir Angst bekommen. Für Caleb und Cara kann es aber auch eine Hilfe sein, wenn sie ihre Ängste einmal durchlebt haben und wissen, wie sie damit umzugehen haben.", meint Tobias zu mir.
„Ich halte das für keine gute Idee. Du solltest die anderen nachher fragen, wie sie dazu stehen. Caleb und Cara haben so etwas noch nie getan. Wir hatten doch auch tagelanges Training bevor wir in Laurens Angstlandschaft gehen durften. Direkt mit all seinen eigenen Ängsten konfrontiert zu werden, stelle ich mir schrecklich vor.", verdeutliche ich meine Meinung.
„Lass uns nach her die anderen fragen, was sie davon halten und jetzt erst einmal das Thema wechseln. Okay?" Er zieht mich wieder zu sich, nachdem ich mich eben von ihm weggedrückt habe, und fährt mit seiner Nase meinen Hals entlang. 
„Okay. Wie geht's dir? Du bist erst seit drei Tagen wieder da. Das muss für dich doch wie ein Traum sein.", meine ich zu ihm.
„Hmm. Klar ist es seltsam. Aber schön seltsam. Ich muss, wenn ich ehrlich sein will, zugeben, dass ich heute Morgen das gleiche gedacht habe. Wie verrückt doch alles ist. Ich bin fast Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika und im nächsten Moment wieder der 18-jährige, der seine Freundin gar nicht verloren hat. Das macht mich sehr glücklich, aber in einem anderen Blickwinkel verstört es mich aber auch immens." 
Ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Deshalb lasse ich es besser. 
„Weißt du? Ich habe deinen toten Körper gesehen, deine Asche verstreut und acht Jahre lang um dich getrauert. Und jetzt. Jetzt liegst du wieder so quicklebendig, wie schon immer, in meinen Armen. Das ist unbeschreiblich. Ich hoffe nur, es ist kein Traum.", er redet ganz langsam, um es sich selbst klar zu machen.
Ich fange an zu weinen. Ich habe das alles fast vergessen. Ich war nur darauf fokussiert, dass er wieder wach ist und mich immer noch liebt. So genau habe ich mich noch nie in ihn hineinversetzt. 
„Ich fühle mich schlecht.", flüstere ich an seiner Brust und meine Stimme wackelt ein wenig.
„Warum? So schlecht-schlecht oder vom Gefühl her schlecht?", fragt Tobias besorgt.
„Vom Gefühl her schlecht. Ich habe so noch nie darüber nachgedacht. Dass du meinen Körper gesehen und meine Asche verstreut hast. Ich ... Oh ich bin so eine schlechte Freundin.", ich werde immer leiser und murmle am Ende nur noch. 
„Ach Quatsch. Du bist keine schlechte Freundin. Ich bin mir sicher, dass du in den letzten 60 Stunden genauso wenig Zeit hattest darüber nach zu denken wie ich. Ich liebe dich Tris. Und ich werde dich immer lieben. Ich hoffe das weißt du.", Tobias drückt mir einen Kuss auf den Kopf und streicht über meinen Rücken. Von jetzt an liegen wir im Bett und reden nicht mehr, sondern gehen unseren eigenen Gedanken nach und genießen einfach nur die Zweisamkeit. Auch wenn es nicht wirklich eine Zweisamkeit ist, da noch fünf andere im selben Raum schlafen. 

Antagonism - Mein Widerstand gegen das Ende - Alternatives Ende - Die BestimmungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt