Teil 31 - Ein netter Abend?

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YN hielt ihren Einkauf streng unter Verschluss, denn sie wollte ihrem Liebsten heimzahlen, dass er sie derartig zappeln ließ. Als sie sich für ein Kleid und die passenden Accessoires entschieden hatte, brachte sie die Sachen mit Hisoka in seine Wohnung, ehe sie wieder aufgebrochen waren, um eine Kleinigkeit zu Mittag zu essen.

Die Stunden, die ihnen dann noch blieben, nutzten sie wie jedes gewöhnliche Pärchen. Ziellos spazierten sie durch die Innenstadt und durch die Grünanlagen von Yorknew City, aßen ein Eis, um sich gegen die Sommerhitze eine Abkühlung zu verschaffen und redeten über alles, was ihnen in den Sinn kam.

Sie hatten sich in einen Park zurückgezogen und saßen unter schattenspendenden Bäumen. YN lehnte an der Rinde einer Eiche, ihre Finger hatte sie in Hisokas Frisur vergraben, was er nur widerwillig zugelassen hatte.
Er lag mit dem Kopf auf ihrem Schoß und blickte sie mit seinen bernsteinfarbenen Augen liebevoll an. Ein leichtes Lächeln entfuhr seinen Lippen. "Pass bitte auf dich auf, wenn du heute Abend mit deinen Kollegen unterwegs bist."

"Das sagt genau der richtige!", kreischte YN unterdrückt und kniff ihm neckisch in den Arm. "Du bist doch auf waghalsigen und halsbrecherischen Missionen!" Dass sich ihre Hand an seiner Frisur zuschaffen machte, gefiel ihm überhaupt nicht.

"Ey", machte er seiner Empörung Luft und lachte, "womit habe ich das verdient?" Ohne Umschweife setzte er sich auf, richtete sich die Haare, sein Blick wurde emotionslos. "Das meine ich ernst."

Kein Verhandlungsspielraum, keine Diskussion. Aber er macht sich scheinbar Sorgen. Ob es daran liegt, dass er selbst nicht da ist?

Um die aufkeimende Spannung zwischen ihnen sofort wieder zu ersticken, schenkte er ihr sein umwerfendes Lächeln und strich ihr über den Arm. "Sei bitte einfach vorsichtig."

Die Zeit ihrer vorübergehenden Trennung war gekommen und YN seufzte vor Traurigkeit. Ihr Gegenüber machte ebenfalls nicht den Anschein, dass er begeistert war; er half ihr, aufzustehen und gemeinsam machten sie sich auf den Weg.
Er brachte sie in die Wohnung, verabschiedete sich mit einer langen Umarmung und einem leidenschaftlichen, intensiven Kuss von ihr, sodass die Schmetterlinge in ihrem Bauch durchdrehten und ein angenehmes Kribbeln hinterließen.

Sobald Hisoka gegangen war, breitete sich in ihr ein Stückchen Leere aus und die Stelle, auf der noch soeben seine Haut ihre berührt hatte, glühte.
YN wollte sich auf keinen Fall die Laune verderben lassen und machte sich für das Essen mit ihren Kollegen bereit: Sie duschte, zog sich ein hübsches, aber nicht zu aufreizendes Top und ihre Lieblingsjeans an, machte sich die Haare und schminkte sich ein wenig. Schlussendlich nahm sie ihre Jacke, die über einen Stuhl gelehnt war, und verließ die Wohnung.

Seltsam, wie normal es für mich geworden ist, in der Himmelsarena zu sein und hier ein- und auszugehen.

YN erwischte sogar noch eine Straßenbahn vor derjenigen, die sie eigentlich geplant hatte zu nehmen und kam viel zu früh an dem Lokal an, wo sie mit ihren Kollegen den Abend verbringen würde. Da sie nicht alleine im Restaurant hocken wollte, setzte sie sich auf eine niedrige Mauer und wartete, bis die anderen eintreffen würden.
Sie ließ ihren Blick schweifen und beobachtete die Leute, die an ihr vorbeiliefen oder die in den umliegenden Bistros saßen.

Ist es nicht komisch? Jeder einzelne Mensch hat ein eigenes Leben mit all seinen Freuden aber auch mit Sorgen und Nöten...

Nach kurzer Zeit kam der Bibliotheksleiter, Herr Hawasaki, an und begrüßte YN freundlich. "Ah, guten Abend YN, pünktlich wie gewohnt." YN stand auf, verbeugte sich höflich, indes die anderen Kollegen im Sekundentakt eintrafen. Jeder wusste, dass es eine Sache gab, die der Chef nicht ausstehen konnte: Unpünktlichkeit. Herr Hawasaki hielt bereits ungeduldig die Tür offen und bat die Ankömmlinge einzutreten; dafür liebte er eine andere Sache - nach seiner Arbeit natürlich - umso mehr: gutes Essen.

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