Wir fanden einen Parkplatz fast direkt vor dem Eingang und neben jenem, den sich mein Vater ausgesucht hatte. Zeitgleich stiegen wir aus.
Lennox lief um den Wagen herum, verstaute den Autoschlüssel in der Jackentasche seines Mantels und schickte seine Finger dann wieder auf die Suche nach meinen. Ohne Hindernisse oder Einschränkungen umschlossen sie diese und sofort war die Nähe, die ich die gesamte Zeit im Auto verspürt hatte, wieder da.
„Glaubst du, dass sie schon da ist?" Ein kleiner Blick auf meine Armbanduhr hatte mir verraten, dass wir nur knappe fünf Minuten vor unserer Reservierung waren. Einige rote Ampeln und die Klärung des Tagesverlaufes hatten uns ein wenig in Bedrängnis gebracht.
„Ich sehe ihren Wagen noch nicht, also kann es sein, dass wir Glück haben und noch ein wenig alleine sind", antwortete mein Vater zögerlich. Das Lächeln auf seinen Lippen war gut zu erkennen, aber nicht ehrlich.
Er ließ seinen Blick über mich und meine Begleitung schweifen, ehe er sich auf den Weg zu dem Eingang machte und dem dort wartenden Kellner unseren Namen mitteilte. Der Mann mittleren Alters begleitete uns, im Beisein einer weiteren Kellnerin - die das Besteck aufstocken sollte, zu unserem Tisch.
Die Geräuschkulisse im Lokal war verhältnismäßig ruhig, was die vielen nicht besetzten Tische erklärten. Warme Luft umhüllte meinen Körper gleich bei den ersten Schritten, genau wie die sanften Klänge aus kleinen Lautsprechern, die an der Decke im Wechsel mit Lichtern angebracht waren.
Meine Tante hatte sich für diesen Monat ein italienisches Restaurant ausgesucht. Eines, das nicht direkt in der Innenstadt Brightons lag, und wo sie deswegen nicht allzu viel Betrieb vermutet hatte.
Viele kleine Tische reihten sich an der Wand, aber auch der gewaltigen Fensterfront, die Aussicht auf einen Garten brachte, aneinander. In der Mitte des Raumes waren mehrere längliche, aber auch runde Tische aufgestellt, an denen sich bereits Familien oder Gesprächspartner angeregt unterhielten.
Die meisten von ihnen störte unsere Ankunft nicht. Sie waren in ihr Essen oder die Gespräche vertieft, die es ihnen nicht erlaubten, sich abzuwenden und umzusehen.
Mein Vater lief vor uns, während Lennox und ich uns zwischen den Tischen vorbeischoben, stets nebeneinander gehend, ohne auch nur den Gedanken daran zu verschwenden, den Weg ohne den jeweils anderen zu passieren.
An den Wänden des Lokals, die man fast ausnahmslos beige gestrichen hatte, prangten mehrere Kunstwerke gefasst in schwarze Rahmen, eine große Uhr oder kleine italienische, aber auch englische Sprüche.
Der Kellner, ein kleiner Italiener mit glänzendem, dunklen Haar, deutete mit der Hand freundlich auf einen der letzten freien Tische an der Fensterfront. Noch bevor wir an diesem Platznahmen, hatte man am Kopf ein weiteres Set an Besteck und Gläsern angebracht, so wie einen weiteren, dunklen Stuhl.
Wir bedankten uns bei den beiden und nahmen unsere Plätze ein.
Lennox und ich besetzten die eine Seite, mein Vater die Hälfte der anderen.
Schon auf der Fahrt hatte sich in mir das Vorhaben gefestigt, Lennox soweit es mir möglich war von meiner Tante abzuschirmen. An diesem Tag würde sie ihn voreingenommen mustern, ihn mit Fragen löchern und kritisch beäugen. Ich wollte ihre Chancen dies zu tun auf ein Minimum herabsenken. In dem Moment, in dem sich mein Vater ihm gegenüber niederließ, kam die Frage in mir auf, ob er dieselbe Intention gehabt hatte, oder dabei ein eigenes Ziel verfolgte.
Gemeinsam studierten wir aufs grobe die Karte, die man schon vor unserer Ankunft auf dem Tisch verteilt hatte. Ich konnte mich nicht auf die Schrift konzentrieren, die mir hunger auf die angebotenen Gerichte machen sollte.
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Paralyzed | ✓
Teen Fiction𝑺𝒆𝒊𝒕 𝑾𝒐𝒄𝒉𝒆𝒏 𝒃𝒆𝒇𝒊𝒏𝒅𝒆𝒕 𝒔𝒊𝒆 𝒔𝒊𝒄𝒉 𝒊𝒎 𝒇𝒓𝒆𝒊𝒆𝒏 𝑭𝒂𝒍𝒍 - 𝒆𝒓 𝒉𝒂𝒕 𝒆𝒔 𝒔𝒊𝒄𝒉 𝒛𝒖𝒓 𝑨𝒖𝒇𝒈𝒂𝒃𝒆 𝒈𝒆𝒎𝒂𝒄𝒉𝒕, 𝒔𝒊𝒆 𝒂𝒖𝒇𝒛𝒖𝒇𝒂𝒏𝒈𝒆𝒏. Cartia hatte in ihrem Leben alles, was sie sich wünschen konnte, bis d...