38 | Ehrlichkeit

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Kapitel 38:


Vor dem Training:

„Es tut mir leid, dass ich dich in so eine blöde Situation bringe." begann Maxi das Gespräch. Ihre Wege hatten sich schon einige Straßen vor dem Fluss gekreuzt und stillschweigend nebeneinander herzugehen, hielt Maxi einfach für bescheuert. „Schon ok." antwortete ihm Vanessa. „Leon hat mich mit seiner Frage einfach überrumpelt." gab er ehrlich zu. „Vielleicht verstehst du jetzt, warum ich nicht wollte, dass jemand von meinen Gefühlen für dich erfährt." Er war sich sicher, dass sie es jetzt besser nachvollziehen konnte. Vanessa nickte leicht. Maxi hatte seine Hände in seine Hosentaschen gesteckt und suchte noch nach den passenden Worten. „Ich hab mich damit abgefunden, dass du mit ihm zusammen bist. Das hab ich schon vor Jahren." sagte er. „Ja, ich hab Gefühle für dich, aber deshalb werde ich das zwischen Leon und dir nicht kaputt machen." Die beiden waren mittlerweile am Fluss angekommen. „Es tut mir wirklich leid, Vanessa. Ich hatte es jetzt so gut im Griff und gestern bin ich einfach ausgeflippt. Kommt nicht wieder vor!" versicherte er ihr abschließend. „Danke für deine ehrlichen Worte, Maxi." Vanessa war beeindruckt, wie gut das Gespräch bisher verlief. Damit hatte sie nicht gerechnet. „Ich traue dir die Rolle als Anführerin übrigens sehr wohl zu. Ich war in diesem Moment einfach nur so sauer, dass er das einfach bestimmt und uns nicht abstimmen lässt. Ich gebs ja zu... Da sind meine Sicherungen durchgebrannt. Das war richtig assi von mir." entschuldigte sich Maxi für sein Verhalten ein paar Tage zuvor. „Es ist alles wieder gut." lächelte Vanessa ihn sanft an. Ein paar Minuten lang herrschte Stille zwischen ihnen. Keine unangenehme Stille. Es war alles gut, es war alles geklärt. Sie starrten beide auf den Fluss. „Ist er sehr sauer, dass du dem Gespräch zugestimmt hast?" Maxi hatte gemerkt, dass Vanessa heute etwas niedergeschlagen wirkte. „Ziemlich, ja." antwortete sie ihm ehrlich. „Na dann sollten wir mal lieber zum Teufelstopf aufbrechen. Ich wollte das nur loswerden." lächelte Tippkick.
„Du solltest unser neuer Anführer werden. Nicht ich." säuselte sie plötzlich. „Was?" fragte Maxi ganz verwundert nach. Hatte er sich verhört? „Ich kann sowas nicht. Ich bin Leon sehr dankbar, dass er mir so viel Verantwortung zutraut, aber ich kann das nicht. Ehrlich gesagt, möchte ich das auch nicht." Maxi sah sie immer noch verwundert an. „Puh, okay." Maxi war sichtlich überrascht von Vanessas Worten. Damit hatte er nicht gerechnet. „Dir ist bewusst, dass er ausrasten wird?" Vanessa nickte.


Die beiden kamen pünktlich um 14:00 Uhr im Teufelstopf an, wo ihre Freunde bereits auf sie warteten. Leon sah die beiden etwas erleichtert an und begann dann sofort mit dem Training. „10 Runden zum warm werden!" schrie er, noch bevor Vanessa und Maxi ihre Sporttaschen abgelegt hatten. Die Kerle fingen augenblicklich alle an zu laufen. Leon lief voraus. Wenn der Slalomdribbler sauer war, konnte er noch schneller laufen, als sonst und somit hatte er Raban und Nerv bereits nach 2 Runden überrundet. Sein Fokus lag aber auf Vanessa, die zwischen Juli und Maxi lief. Er war neugierig und wollte wissen, was die beiden geredet hatten. Er hatte einfach keine Geduld. Dennoch war ihm klar, dass er bis nach dem Training damit warten musste.


Nach 2 Stunden waren alle fix und fertig. Leon hatte, vom Ehrgeiz getrieben, wirklich mit dem Training übertrieben. Er hatte den DFB vor Augen und musste wieder fit werden, doch die anderen Kerle waren völlig fertig. „Feierabendhalbe?" rief Markus in die Runde, als er bei Willis Wohnwagen stand. Die Jungs nickten eifrig. Vanessa ließ sich neben Maxi und Joschka fallen. Leon war ein wenig enttäuscht, doch das ließ er sich natürlich nicht anmerken. „Ab wann ist denn jetzt eigentlich Vanessa unsere Anführerin?" wollte Klette wissen. Leon sah zu seiner Freundin, doch die blickte schnell zu Boden. Der Slalomdribbler wollte gerade etwas sagen. „Ich werde nicht eure neue Anführerin." Stille. Absolute Stille. „Maxi ist besser dafür geeignet." fügte sie noch hinzu. Leon sah seine Freundin enttäuscht an. Maxi kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Ihm war das sowas von unangenehm. Zudem war er auch sehr verwundert, dass Vanessa es ihm so beibringen wollte, denn SO hätte er es Leon sicher nicht gesagt. „Und warum?" wollte Leon wissen und löste den Blick keine Sekunde von Vanessa. „Weil ich das einfach nicht kann. Ich bin dir dankbar für das Vertrauen in mich, aber ich will das Beste für das Team." antwortete sie ihm ehrlich. „Ach wieso?" fragte Leon ironisch nach. „Ich hab dich doch sowieso nur ausgewählt, weil du meine Freundin bist." Leon stand von seinem Platz auf und schnappte sich seine Trainingstasche. Er hing sie sich über die Schulter und dampfte wütend ab.
„Wo willst du hin?" fragte Juli, als Vanessa nach einigen Minuten ebenfalls ihre Sporttasche holte und gehen wollte. „Na wohin wohl?!." entgegnete sie ihrem besten Freund.


Vanessa huschte schnell nach Hause, um zu duschen. Sie war fix und fertig und wollte nicht so bei Leon aufkreuzen. Bei Wessels angekommen, öffnete ihr Joachim dann die Tür. „Da ist sie ja schon." grinste er und nahm Vanessa zur Begrüßung in den Arm. „Du hast mich erwartet?" erkundigte sie sich verwundert. „So wie Leon hier aufgekreuzt ist, ja." Er verdrehte die Augen und musste dennoch grinsen. „Gibt es schon was Neues vom Café? Hat die Polizei die Einbrecher gefunden?" fragte Vanessa. „Sie sind jemandem auf der Spur, aber noch ist nichts sicher." Joachim zuckte mit den Schultern. „Wird schon! Leon ist oben." Er zwinkerte ihr zu. Vanessa ging also nach oben und klopfte an seine Zimmertür. „Was?!" Leon klang wirklich wütend. Vanessa öffnete langsam die Tür. Leon stand in Boxershorts vor ihr. Er sah sie erschrocken an. Mit ihr hatte er nicht gerechnet. „War grad duschen." sagte er, als er sich schnell ein Shirt überwarf und in seine Jogginghose schlüpfte. Vanessa schloss die Tür hinter sich und trat näher an ihn heran. „Es tut mir leid. Ich wollte ursprünglich erst mit dir reden, aber Klette hat es vorhin nun mal schon angesprochen..." begann sie das Gespräch. „Ich steh jetzt da, wie ein totaler Vollidiot!" Da war sich Leon sicher. Er setzte sich auf sein Bett und legte seine Arme auf seinen Knien ab. „Nein. Das tust du nicht. Ich will nur, dass das Team die besten Möglichkeiten hat." Sie setzte sich neben ihn aufs Bett und legte ihre Hand auf seinen Rücken. „Du bist die beste Möglichkeit." Leon sah seiner Freundin in die Augen. Seine Stimme klang sanft. Seiner Wut wich Unsicherheit. „Wie war dein Gespräch mit Maxi?" wollte er wissen, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen. Er spürte, wie sich sein Puls erhöhte. Sein Magen zog sich zusammen. „Gut." lautete ihre knappe Antwort. Leon nickte enttäuscht und schaute zu Boden. Vanessa musste sich ein Grinsen verkneifen. Sie merkte genau, wie sehr Leon das schlauchte. „Er sagt, dass er damit klar kommt, dass wir zusammen sind und er das zwischen uns niemals kaputt machen würde." erzählte sie ihm schließlich nach ein paar Minuten des Wartens. Leon schmunzelte. Er war erleichtert. „Und du hast keine Gefühle für ihn?" wollte Leon wissen und sah ihr wieder in ihre braunen Rehaugen. Er wollte diese Frage eigentlich nicht stellen, aber dann könnte er mit dem Thema vermutlich nie abschließen. Als er ihren Blick sah, bereute er die Frage allerdings bereits. „Doch." flüsterte sie schon fast. Der Slalomdribbler schluckte. Vor genau dieser Antwort hatte er Angst. Ein paar Sekunden lang sagte keiner was, doch für Leon fühlte es sich wie eine Ewigkeit an. Ein Kloß bildete sich in seinem Hals. Er wusste nicht, was er jetzt sagen sollte. „Genauso, wie ich sie für Marlon habe. Oder für Juli, für Raban, Joschka, Markus, Klette, sogar für Nerv." zählte sie auf. Leon hatte der Aufzählung aufmerksam gelauscht. Er hatte seinen Namen nicht gehört. „Und was ist mit Leon?" fragte er leise nach. Vanessa lachte und schaute ihn dann verliebt an. „Für den hege ich andere Gefühle." Ihre leise Stimme bereitete Leon eine Gänsehaut. Die Schmetterlinge in seinem Bauch tanzten wie wild. Sein Puls erhöhte sich wieder. Der Kloß in seinem Hals löste sich. Er sah Vanessa tief in die Augen, kurz huschte sein Blick auf ihre Lippen, die daraufhin ein Lächeln formten. Leon strich seiner Freundin eine Haarsträhne hinters Ohr und ließ seine Hand an ihrer Wange. Er kam ihr immer näher, bis er seine Lippen sanft auf ihre legte und sie zärtlich küsste. Es lag so viel Liebe in diesem Kuss.
„Alles wieder gut?" fragte Vanessa, als sie den Kuss wieder lösten. Leon lächelte sie an und küsste sie erneut. Diesmal intensiver. „Alles wieder gut." flüsterte er an ihr Ohr.


„Ich glaub, dass Papa eine Freundin hat. Zumindest bahnt sich da was an." berichtete Leon nach einigen Minuten. Die beiden hatten sich auf sein Bett gelegt und Vanessa hatte Ihren Kopf auf seinen Schoß gelegt. Leon streichelte immer wieder über ihre Seite und sie genoss seine Nähe und seine Berührungen. „Wie kommst du darauf?" erkundigte sich Vanessa sofort neugierig und setzte sich auf, damit sie Leon in die Augen sehen konnte. „Naja er war mit einem "Kumpel" beim Essen und mit einem "Kumpel" unterwegs. Das macht er eigentlich sonst nie." lachte der Slalomdribbler. Vanessa stimmte Leon zu. Das war wirklich nicht der Joachim, den sie kannte. Joachim war nicht so der Typ für Ausgehen oder Party machen. Er war eher der, der immer bis spät nachts arbeitete und sonntags seine Zeitung laß und gemütlich fernsah. Mal ein Bierchen oder zwei, aber definitiv kein Party-gänger. „Ist doch schön. Eine Freundin tut ihm bestimmt gut." lächelte die Unerschrockene ihren Freund an. „Ja, schon. Ich bin nur gespannt, wie lange er das noch verheimlicht." Leon musste schmunzeln.. „Ich freu mich jedenfalls für ihn." grinste Vanessa und legte ihren Kopf zurück auf Leons Schoß.

Die wilden Kerle - Wild LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt