51 | I didn't want to hurt someone.

90 10 9
                                    

"Du hast ihr erlaubt, mit dem Sohn von Derek Lennox zusammen zu sein?" Ihre Augen warfen mit Pfeilen nur so um sich, als sie die Hände auf dem Tisch abstützte und meinen Vater anstarrte, als hätte er mir erlaubt, mit Sechzehn alleine das Land zu verlassen.

„Du hast zugelassen, dass sie ihre Zeit mit dieser Familie verschwendet? Ist sie dir wirklich so wenig wert?" Mein Vater zuckte bei ihren Worten zusammen, Ryan schloss für einen Moment die Augen und Lennox rückte von mir weg, als wolle er die Szene aus einem anderen Blickwinkel betrachten.

Meine Ohren rauschten, ich spürte, wie das Blut in meinen Adern zu brodeln begann und mein Herz immer schneller schlug.

„Du verbringst deine Zeit ständig im Büro, statt dich um deine Tochter zu kümmern. Du lässt sie mit ihren Problemen alleine, verlangst von ihr, dass sie sich selbst um alles kümmert und bist nicht für sie da, wenn sie dich braucht. Und zu allem Überfluss lässt du sie in die Arme dieses Jungen laufen." Die Stimme meiner Tante wurde immer lauter und inzwischen war sie von ihrem Platz aufgesprungen, nachdem sie ihren Stuhl unter lautem Quietschen nach hinten geschoben hatte.

Reihenweise Blicke waren auf uns gerichtet. Die Gespräche der anderen Gäste waren beinahe alle verstummt, keiner wollte mehr ein Wort von sich geben, oder traute sich nicht, die Wut meiner Tante zu unterbrechen.

Auch die Kellner hielten in ihrem Tun inne, stutzten die Lippen, zogen die Stirn in Falten.

Mit den Händen umklammerte Elara die Tischkante, sodass ich befürchtete, sie würde jeden Moment ein Stück von dem Holztisch abreißen.

„Mom, setz' dich hin, sofort", drängte Ryan. Er umfasste ihre Schultern mit seinen Händen, wollte sie zurück auf ihren Platz drücken und nicht riskieren, dass sie eine noch größere Szene machte. Aber dafür war es bereits zu spät.

Tante Elara stieß ihn von sich, nahm in Kauf, dass er zurück stolperte und sich erst wieder fangen musste.

Meine Schultern bebten und der Kloß in meinem Hals machte es mir unmöglich, etwas zu ihren Worten, ihren Anschuldigungen zu sagen. Obwohl ich wusste, dass ich für Lennox einstehen und ihn vertreten musste, war meine Zunge schwer wie Blei.

„Das ist nicht wahr, Elara. Cartia ist bei ihm gut aufgehoben. Er ist gut zu ihr, fürsorglich. Er achtet gut auf sie", presste mein Vater hervor. Seine Augen waren glasig und ich hatte das Gefühl, in diesem Moment die Sorgen von seinem Gesicht noch einfacher ablesen zu können als üblich.

Sein Körper zitterte, als er sich langsam erhob. „Ach ja? Weißt du denn nicht, was man über seinen Vater, seine gesamte Familie erzählt? Über die Handlungen seines Vaters, wenn er getrunken hat. Die Ausraster und die Verletzungen, die er anderen zufügt, wenn er zu tief ins Glas geschaut hat?"

Immer wieder zeigte sie mit dem Finger auf Lennox, dessen Atem nur stoßweise ging. Die Ader an seinem Hals trat deutlich hervor und er ballte die Hände zu Fäusten, als wäre er bereit, jeden Moment auf meine Tante loszugehen. In seinen Augen erkannte ich nicht mehr die sanfte Brise des Ozeans, das einladende, tiefe Blau. Die Magie in ihnen war verloren gegangen und über die Farbe hatte sich ein blasser Ausdruck gelegt, als wären sie Staub zum Opfer gefallen.

„Ich kann nicht glauben, dass du deine Tochter in seine Gegenwart lässt. Schließlich fällt der Apfel nicht weit vom Stamm und du kannst niemals wissen, wann er die Kontrolle verlieren wird!"

Das Gesicht meiner Tante war zu einer hässlichen Grimasse verzogen. Verzweifelt über die empfundene Naivität und Gutgläubigkeit meinesV aters raufte sie sich die Haare. Immer wieder fuhren ihre Hände durch die sanften Locken, beinahe so, als wäre sie kurz davor, sie sich nacheinander auszureißen.

Paralyzed | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt