Kapitel 1

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"Es ist aus!" Immer wieder wiederholten sich diese Worte in Careens Kopf.
Warum? Warum so plötzlich? Gestern war doch noch alles in Ordnung gewesen! Careen schaute hinab auf ihre pink lackierten Zehennägel und beobachtete das Wasser des Sees, das ihre Beine umspielte.
Je mehr sie über die Trennung nachdachte, desto mehr wurde ihr der Ernst der Lage bewusst.
Ihr Rettungsanker hatte sich gelöst, einfach aus dem Staub gemacht. Dabei brauchte sie ihn doch!
Eltern Alkoholiker, keine Freunde und kein Freund. Niemand da.
Wütend bohrte sie ihre langen Fingernägel in die Holzplanken des Stegs unter ihr und hinterließ so tiefe Nagelspuren.
Salzige Tränen Flossen über ihre Wangen bis zum Kinn, von dort aus tropften sie auf ihre nackten Beine und bahnten sich einen Weg hinab ins Wasser. Marc wusste es doch! Dass niemand für sie da sein würde, wenn er gehen würde.
Hatte er sie bewusst fallen lassen? Dieser Gedanke trieb Careen fast in den Wahnsinn.
Und plötzlich erinnerte sie sich an Marcs letzte Worte, bevor sie ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen hatte.
"Lass uns doch Freunde bleiben." War sie zu voreilig gewesen? Hätte sie ihn als Freund akzeptieren müssen?
Wäre sie dann jetzt nicht so alleine? "Ach quatsch!", rief Careen laut aus.
Ihre Gefühle hätten die Freundschaft früher oder später zerstört.
Sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und massierte sich die Schläfen.
Erschöpft ließ sie ihren Kopf auf die von der Sonne gewärmten Holzplanken sinken und schloss die Augen.

"Schatz, bist du heute noch mal fertig?" Careen grinste. "Jaja Marc, keine Panik! Ich probier nur noch ein T-Shirt an."
Marc grummelte irgendetwas hinter dem Vorhang der Umkleidekabine, was sie nicht verstand.
Schnell wechselte sie die Klamotten und zog den Vorhang zurück, sodass ein hin und her tigernder Marc zum Vorschein kam. "Ich bin jetzt fertig." Marc blickte auf und lächelte.
"Weißt du eigentlich wie wunderschön du bist?" Verlegen sah Careen zur Seite.
"Stimmt doch gar nicht", murmelte sie. Sanft legte Marc eine Hand unter ihr Kinn und zwang sie somit ihn anzusehen.
"Du bist das hübscheste, intelligenteste und lustigste Mädchen, das ich je kennengelernt habe! Ich liebe dich!"
Zur Verdeutlichung seiner Worte legte er seine Lippen auf ihre.
Als sie sich lösten, lehnte Careen ihre Stirn an seine. "Ich liebe dich auch!"

Erschrocken fuhr Careen hoch. Komplette Dunkelheit umgab sie. Wo war sie? Sie versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Sie musste eingeschlafen sein. Plötzlich vernahm sie ein Gluckern, das ihr vertraut war.
Erschöpft rieb sie sich die Augen und beugte sich vor.
Careen blickte in das dunkle Wasser des Sees, in dem sich der Mond spiegelte, sodass sie sich betrachten konnte.
Ein blasses, dünned Mädchen mit leeren Augen blickte sie an. Schnell schüttelte sie sich, um wieder klare Gedanken fassen zu können. Sie rappelte sich auf und streckte ihre müden Glieder.
Langsam sammelte sie ihre Sachen ein und machte sich auf den Weg nach Hause.

Auf dem Weg dachte sie viel nach, über ihr bisheriges Leben und das neue, das sie nun erwartete - sie war auf dem direkten Weg in den Abgrund. Sie musste auf andere Gedanken kommen!
Careen kramte in ihrer Tasche und fischte ihren iPod heraus. Sie durchstöberte ihre Playlist und es ertönten die ersten Töne von "Echo" von Jason Walker. Leise summte sie mit und versuchte ihre Tränen zu unterdrücken.
Nach erfolglosem Kampf ließ sie sie laufen. Careen blieb stehen, legte den Kopf in den Nacken und schrie sich den Schmerz aus der Seele. Es tat gut den Gefühlen freien Lauf zu lassen.
Schluchzend lief sie weiter durch die Straßen, ihre Füße führten sie wie von selbst nach Hause.

Leise kramte sie den Hausschlüssel hervor und versuchte das verräterische Klimpern zu vermeiden.
Careen drehte den Schlüssel im Schloss herum und schloss die Tür hinter sich - doch nicht leise genug für ihren Vater.
Polternd stolperte auf sie zu. "Wo hast du mein Bier versteckt?", lallte er und eine Fane stieß ihr entgegen.
Kein besorgtes 'Wo warst du?'. Kein 'Warum weinst du?'. Nur sein Scheißbier.
"Ich habe es nicht." Careens Stimme zitterte vor Übermüdung, Schmerz und Erschöpfung.
Seine Hand schnellte an ihre Wange und ließ sie gegen die Tür knallen. "Sag mir sofort wo mein Bier ist, sonst..."
Er brauchte gar nicht weiterzureden,sie zeigte wortlos auf den Kühlschrank.
Sich die pochende Wange haltend flüchtete Careen in ihr Zimmer. Sie ließ sich auf ihr Bett sinken und stopfte sich die Ohrstöpsel in die Ohren. Langsam ließ sie sich nach hinten in die Kissen sinken.
Nun, in dieser Stille, kam alles wieder in ihr hoch. Sie war alleine, niemand mehr, der sie liebte.
Würde sie je wieder jemanden finden, dem sie ihr Herz schenken konnte und von dem sie Liebe zurückbekommen würde? Mit dieser Frage weinte Careen sich in den Schlaf.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 10, 2015 ⏰

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