Kapitel 8: Katerstimmung

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Ben saß in der Küche. Seine Augenlider waren schwerer als Blei, jegliches Licht ließ seinen Kopf noch mehr schmerzen. Er war feiern gewesen am letzten Abend. Hatte eigentlich früh nach Hause gehen wollen. Er hatte den Moment verpasst. Komplett. Und sich damit wahrscheinlich den kompletten heutigen Tag versaut. Er ärgerte sich über sich selbst. Wie er so verdammt dumm hatte sein können. Seit einer gefühlten Ewigkeit fieberte er auf heute hin. Heute sollte das Album wirklich fertig werden. Mit Max. Drangsal. Mit ihm sollte alles vollendet werden. Und jetzt war er verkatert. Eigentlich hatte er nichts gegen die Tage nach dem Feiern. Er konnte mit der Katerstimmung umgehen. Wenn er nichts zu tun hatte. Zumindest nichts Wichtiges. Heute war einer der wenigen Tage, der sich wirklich nicht mit einem Kater vereinbaren ließ. Es war halb acht. Zwei Stunden hatte er vielleicht geschlafen. Mittlerweile war er sich nicht mehr sicher, ob es nicht schlauer gewesen wäre, einfach gar nicht zu schlafen. Jetzt war es sowieso zu spät. Um neun Uhr war er mit Max und Ganter im Studio verabredet. Seufzend stand er auf, in der Hoffnung, dass ihn vielleicht die vierte Tasse Kaffee zurück ins Leben holen würde. Sein Handy klingelte. Er wollte jetzt nicht angerufen werden. Stand an der Kaffeemaschine und starrte das klingelnde Handy an. Bestimmt unwichtig. Sicherlich. Das Klingeln verstummte wieder, Ben wandte sich seinem Kaffee zu. Die Flüssigkeit dampfte, Ben schien das nicht wahrzunehmen und nahm einen großen Schluck. Der Schluck war groß genug, um ihn für den Moment ins Leben zurück zu holen. Sein Mund schmerzte höllisch. "Fuck!", schrie er, nachdem er den Kaffee zurück in die Tasse gespuckt hatte. Vor lauter Schreck hatte er es nicht geschafft, die komplette Flüssigkeit zurück in die Tasse zu befördern. Sein Bein brannte, ein dunkler Fleck bildete sich auf seiner Jeans. "FUCK", schrie er noch lauter und war sich sicher damit alle Nachbarn aufgeweckt zu haben. Es war ihm egal. Er seufzte abermals und setzte sich wieder hin. Wütend starrte er die immer noch fröhlich vor sich hin dampfende Kaffeetasse an, die er auf dem Tisch abgestellt hatte. Seine Laune hatte den Tiefpunkt erreicht. Er griff nach seinem Handy. Eine Benachrichtigung sprang ihm ins Auge. Ein verpasster Anruf von Ganter. Fuck. Hatte er eine falsche Zeit im Kopf? Saßen Max und er vielleicht schon im Studio und warteten auf ihn? Er überschlug wie lange er brauchen würde, wenn er sich genau jetzt auf den Weg machen würde. Das wäre unangenehm. Er hatte Max und Ganter gefragt, ob sie sich wegen seiner Idee mit ihm treffen könnten und kam selber zu spät. Er versuchte sich zu erinnern, welche Zeit sie abgemacht hatten. Neun Uhr. Eigentlich war er sich sicher. Oder vielleicht auch schon halb neun? Die Uhr zeigte fünf Minuten vor acht an. Er war verwirrt. Schnell rief er Ganter zurück. Es tutete. Sechs lange male tutete es. Dann erklang Ganters Stimme. "Warum hast du angerufen?", wollte Ben wissen und schaffte es geradeso sich die Frage zu verkneifen, ob er zu spät sei. "Mir geht es nicht gut", hörte Ben Ganter sagen "ich glaube wir müssen das heute verschieben." "Ähm... okay. Alles klar", stammelte Ben. Damit hatte er irgendwie nicht gerechnet. Dass Ganter krank war. "Sagst du Max Bescheid?", fragte Ganter und riss Ben damit sofort wieder aus seinen Gedanken. Ben nickte, kam sich sofort blöd vor, als er merkte, dass Ganter ihn ja gar nicht sehen konnte. "Ben?", fragte Ganter. "Ja?" Stille. "Sagst du Max Bescheid??", fragte Ganter nochmal. Ben fiel auf, dass er ja noch gar nicht geantwortet hatte. "Ich hab seine Nummer nicht", ergänzte Ganter in diesem Moment. Ben nickte schon wieder. "Ja", meinte er dann, obwohl er selbst Max' Nummer ja auch nicht hatte "ich sag ihm Bescheid".

Ich sang die ganze Zeit nur von dir - Casper/Drangsal Ff Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt