Kapitel 5

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Sie sah irgendwie krank aus.

„Sie sehen wundervoll aus, Miss!“, jauchzte stattdessen Charlotte und strich über die, in Form gequetschte Teile.

„Das Blau passt so wundervoll zu Ihren Augen. Und dann noch Ihre wunderschönen Haare.“

Es klopfte laut an der Tür.

„Wo bleibst du denn, Sarah?“ Ihr Großvater schritt ins Zimmer und betrachtete sie lächelnd.

„Ich habe dir etwas mitgebracht.“, fügte er hinzu und zog etwas aus der Innentasche seines Sakkos. Sarah schloss die Augen, wie es ihr befohlen wurde und wartete ab.

Kurz ziepte es in ihren Haaren und als sie dann ihre Augen wieder öffnete funkelte auf ihrem Kopf ein dünner Kranz aus Perlen.

„Vielen Dank, Großvater!“, rief Sarah, doch in Wirklichkeit war sie alles andere als fröhlich. Sie hasste das Sonntägige Teetrinken und die oberflächlichen Leute dazu.

„Um dich glücklich zu machen, tu ich doch fast alles.“, antwortete er lachend und schloss den dünnen Körper seiner Enkelin in den Arm.

Stimmt, aber nur fast alles, dachte Sarah und unterdrückte ein Seufzen.

Der riesige Raum, der mit all den bequemen und edlen Möbelstücken gefüllt war, überwältigte mich.

Als mir ein Marktverkäufer diesen Job angeboten hatte, hatte ich nicht damit gerechnet, dass ich vor solch reichen Menschen spielen sollte.

Schon allein das Haus war größer als jedes andere, in dem ich je gewesen war. Und dann noch überall die kostbaren Gemälde und Statuen. Mein Blick blieb an einem Bild mit vergoldeten Rahmen hängen.

Es war das größte in dem überdimensionalen Wohnzimmer und auch das, was am schönsten verarbeitet war.

Es zeigte ein Mädchen mit schneeweißer, markelloser Haut, das verträumt auf irgendetwas starrte, dass das Bild nicht hergab.

Ihre blonden Locken umrahmten ihr schönes Gesicht, doch das schönste an ihr, waren ihre unglaublich blauen Augen.

Ich musste zugeben, dass ich noch nie zuvor ein so schönes Bild gesehen hatte.

„Es ist schön, nicht wahr?“ Eine der vielen, älteren Frauen hatte sich zu mir gesellt und betrachtete nun auch das riesige Kunstwerk.

„Ja, Madam. Es ist wirklich sehr schön.“, gab ich zu.

Die Alte lachte und um ihre Augen bildeten sich noch mehr Falten.

„Wer ist dieses hübsche Mädchen?“ Ich hatte mir diese Frage einfach nicht verkneifen können. In mir brannte die Neugierde und die Hoffnung, sie heute ebenfalls hier sehen zu können. Ob sie nur auf dem Bild so schön aussah oder auch in Echt.

Meinen Blick konnte ich einfach nicht von ihren Augen lösen. Die so glücklich strahlen, dass es schon unwirklich schien.

„Das ist Sarah Smith. Die Tochter von dem berühmten Künstler John Smith und seiner ebenfalls verunglückten Ehefrau Julia Smith.

Seit zehn Jahren wohnt das arme Mädchen nun in diesem Haus bei ihren Großeltern und darf nicht das Haus verlassen.“ Die Dame schüttelte mitfühlend den Kopf.  

„Wirklich bemitleidenswert sieht sie aber nicht aus.“, stellte ich nüchtern fest und blickte die alte Frau nun an, die lächelnd an ihrem goldenen Ring spielte.

„Junger Mann, Sie wissen nicht wirklich viel über das Leben der Reichen, oder?“, fragte sie und ich schüttelte lediglich den Kopf.

„Das Bild ist eine Lüge! Eine große Lüge.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 27, 2012 ⏰

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