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Ich war jetzt bereits über 4 Monate in Daegu, immer noch im selben Motel, immer noch im selben Zimmer. Ich habe herausgefunden, dass die ältere Dame ursprünglich aus Japan kommt, Sie heißt Mitsuki und hat zwei Enkel, beide in meinem Alter.

Man könnte sagen sie und ich hätten uns angefreundet. Sie war allein, weil sie niemand besucht und ich einfach weil ich allein war, also wieso nicht etwas Gesellschaft haben?

Trotz der langen Zeit der ich bereits hier bin, ist noch kein Tag vergangen an dem ich mich nicht gefragt habe wie es wohl Lia geht, doch ich hatte zu große Angst davor mich bei ihr zu melden. Doch wie sich herausstellen sollte, musste ich das auch gar nicht.

Während ich mich gerade mit Mitsuki unterhielt wurden wir von dem Klingeln meines Telefones gestört. Ohne den Namen auf meinem Display zu lesen, nahm ich ab.

"Hallo?"

"Mir egal was du gerade machst, du musst so schnell wie möglich wieder zurück kommen. Lia liegt im Krankenhaus"

"Ich bin auf dem Weg"

Ich schluckte schwer und stand auf.  "Taehyung, Liebes, stimmt irgendwas nicht?", fragte mich mein Gegenüber. "Ich muss zurück nach Hause. Meine Freundin liegt im Krankenhaus", sagte ich mit zittriger Stimme.

Geschockt sah sie mich an und stand direkt auf. "Pack deine Sachen, worauf wartest du noch? Sie braucht dich jetzt", sagte sie mit ernsten Unterton und ich rannte auf mein Zimmer, warf meine Sachen in den Koffer und legte Mitsuki das Geld für die letzten Monate auf den Tisch im Zimmer bevor ich ging.

Jungkook klang am Telefon selbst etwas panisch, aber er hatte auch nicht erwähnt was passiert war.

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In Seoul angekommen rannte ich auf direktem Weg ins Krankenhaus. Wieso haben die andern nichts gesagt? Wieso hat Jungkook mich anrufen müssen?

Sobald ich das Krankenhaus betrat, sah ich auch schon die anderen sechs. Yoongi sah völlig fertig aus und ich war nur noch irritierter als davor. "Was ist passiert?...", fragte ich vorsichtig. "Wüsste ich auch gern", entgegnete Jungkook und sah ebenso wie ich zu Yoongi hinunter, der auf einer der Stühlen saß.

"S-sie hat Tage lang nur so getan als würde sie essen... ich habe wirklich gedacht es würde besser werden...", fing er an mit zittriger Stimme. Yoongi war kurz davor zu weinen und ich legte meine Hand auf seine Schulter.

"Sie hat erst nicht mehr gegessen seit dem du gegangen bist und du auch noch gemeint hast mit ihr zu streiten", machte er mir und Jungkook Vorwürfe während er versuchte seine Tränen im Zaun zu halten.

Fragend drehte ich mich zu Kook. Die beiden haben sich gestritten? "Wie ihr habt gestritten?", hakte ich nach.  "Man streitet halt mal", antwortete er bloß, doch Yoongi schien damit nicht über ein zu stimmen.

"Ihr habt über vier Monate nicht mehr mit einander geredet Jungkook, dass ist nicht mal streiten. Du hast sie damit nur noch mehr verletzt. Als du gegangen bist war Taehyung für sie da zusammen mit uns, Taehyung ist gegangen und sie konnte nicht mal auf ihren scheiss besten Freund zählen", hob er seine Stimme etwas und ihm liefen die ersten Tränen über die Wange.

Sie haben sich also unmittelbar nach meinem Verschwinden gestritten und nicht mehr mit einander geredet. "Yoongi beruhig dich, das bringt weder dir noch Lia etwas", versuchte Namjoon auf ihn einzureden.

"Ich will, dass beide ganz genau wissen wo ihr Anteil an Schuld bei dem hier ist", zischte er und setzte sich wieder hin.

Mein Gehirn hatte immer noch nicht verarbeitet, was gerade alles gesagt worden ist, allerdings wollte ich nicht weiter nachfragen, zumindest nicht bei Yoongi. Der Rest war einfach nur still, bis nach einigen Minuten eine Krankenschwester die Stille brach. "Sie ist wieder bei sich. Sie hat nach einem Min Yoongi verlangt", erklärte sie.

Ich sah Yoongi an, der mit knallroten Augen aufstand und der Krankenschwester folgte. Sie wollte weder mich noch Jungkook sehen. Vielleicht weiß sie auch gar nicht, dass wir auch hier sind. Oder sie weiß es und will uns einfach nicht sehen.

Man hörte das Weinen der beiden bis zu uns auf dem Flur. Yoongi weinen zu hören tat schon weh, da er nicht oft oder schnell weint, aber Lia weinen zu hören...

Das war was ganz anderes. Ich ging in die Knie und kämpfte selbst bereits mit meinen eigenen Tränen. "Es tut mir so leid", wiederholte sie immer wieder. Ich hätte niemals gehen dürfen. Ich hätte für sie da sein müssen.

Vollkommen verheult kam Yoongi wieder auf uns zu und seine Augen strahlten sowohl Wut als auch Trauer aus. "Nachdem sie gehört hat, dass du auch da bist, wollte sie dich bei ihr haben", sagte er leise und die Wut die man zuvor noch in seinen Augen erkannte wurde zu Mitleid.

Ich stand langsam wieder auf und umarmte Yoongi. Sichtlich überrascht erwiederte er die Umarmung und schickte mich dann zu Lia. Vorsichtig und nervös klopfte ich an ihrer Zimmertür und öffnete diese.

Als ich Lia sah, gefrohr mir das Blut in den Adern. Sie war ganz blass und abgemagert. So kannte ich sie gar nicht.  "Du bist wirklich hier... wow...", sagte sie leise und schniefte etwas. Als meine Augen ihre trafen zersprang mein Herz. Sie waren so gefüllt von Schmerz, Sehensucht und auch Enttäuschung. 

"Ich bin so schnell gekommen wie ich konnte.... Dabei hätte ich niemals gehen dürfen"

Den letzten Teil flüsterte ich eher, doch sie hörte ihn trotzdem. Sie klopfte mit ihrer Hand neben sich und ich setzte mich auf den Stuhl neben ihrem Bett und nahm ihre Hand in in meine.

"Wo warst du?..."

"In Daegu..."

"Und wieso warst du dort?..."

"Ich wusste nicht wohin sonst..."

"Nirgendwohin... du hättest einfach hier bleiben sollen. Ich verstehe, dass du Zeit für dich gebraucht hast Taehyung, das habe ich auch, aber du hast alles mit dir genommen was ich hatte... Ich kam selbst nicht mit der Situation klar und du gehst, machst es dir einfach.... das tat echt weh.."

Ich konnte ihr währenddessen einfach nicht in die Augen sehen. Ich schämte mich so unglaublich, dass ich so feige war und einfach gegangen bin. Ich senkte meinen Kopf etwas mehr und mir liefen die Tränen in Strömen über die Wange. Ich konnte sie einfach nicht zurückhalten.

Lia löste ihre Hand von meinen Händen und legte sie mir auf meinen Kopf, den sie dann vorsichtig streichelte. "Es tut mir so unsagbar leid...", schluchzte ich und wischte mir die Tränen weg, woraufhin direkt neue nachkamen.

"Ich weiß... versprichst du mir etwas? Aber nur wenn du es auch halten kannst"

Irritiert sah ich zu ihr hoch und sie wischte mit ihrem Daumen die Tränen von meiner Wange.

"Kannst du mir versprechen mich nicht nochmal alleine zu lassen?... Nochmal schaff ich das alles nicht", sagte sie schwach und leise.

Ich sah ihr in die Augen und nahm ihre Hand von meiner Wange wieder in meine Hände. Sie sah mich erwartungsvoll an. "Ich lasse dich nie wieder alleine Lia, ich verspreche es dir", sagte ich, doch hatte Angst davor, dass sie das so nicht hinnimmt.

Doch stattdessen wurde ich überrascht. Vorsichtig kam sie meinem Gesicht näher bevor sie ihre Lippen sanft auf meine legte. Als ihre Lippen meine berührten wurde mir warm ums Herz, doch sie ließ schnell wieder ab.

Ich nahn ihr Kinn vorsichtig in meine Hand und küsste sie sanft erneut. Sie lächelte schwach in den Kuss hinein und legte eine Hand an meine Wange. Ihre Nähe, ihre Lippen, ihre Berührungen, sie. Sie hat mir so unglaublich gefehlt.

"Ich bin froh, dass du wieder da bist", sagte sie immer noch lächelnd, nachdem wir von einander abgelassen hatten. "Ich bin auch froh. Übrigens Jungkook ist auch da".

Verwirrt sah sie mich an. "Wirklich?". Ich nickte und zeigte auf die Tür. "Soll ich ihn holen?". Sie fing an zu überlegen. Scheinbar war es ein Streit, der ihr echt noch mehr weh getan hat als sonst. Nach einiger Zeit schüttelte sie dann schließlich den Kopf.

"Ich brauche nur dich hier bei mir"

𝐩𝐥𝐚𝐲𝐢𝐧𝐠 𝐰𝐢𝐭𝐡 𝐭𝐡𝐞 𝐝𝐞𝐯𝐢𝐥 |𝓴.𝓽𝓱Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt