Kapitel 11.

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Kapitel 11.

Elisa war völlig aus dem Haus, als sie Mittwochabend vor meiner Haustür stand. Ich war verwirrt. Bei Neuigkeiten rief sie für gewöhnlich an. Das hieß sie mussten heute besonders groß sein. Und nach ihrer Kleidung zu Mute dringend noch dazu. Meine beste Freundin hatte ihre Haare zu einem unordentlichen Zopf gebunden, trug ein Hoodie mit einem Aufdruck der kaum noch zu erkennen war, dazu eine Jogginghose und Ballerinas. Ballerinas! Aber in Elisa's Gesicht zeigte sich ein großes Grinsen. Ich war gespannt.

"Rate was passiert ist!", fragte sie mich aufgeregt, beinahe hysterisch. Ich trat ein Schritt zurück. Mein Kopf konnte diese Lautstärke nicht ertragen.
"Du hast im Lotto gewonnen?" Elisa schüttelte lachend ihren Kopf.
"Besser." Meine Neugierde stieg weiter und weiter an. Wie eine Exponentialfunktion. Ich zog eine Augenbraue hoch.
"Was ist besser als im Lotto zu gewinnen?" Meine beste Freundin kam ein Schritt näher, hielt mir ihr Handy dicht vor die Nase. Ich erkannte kaum etwas aus der Nähe. Alles was ich sah, war eine verschwommene Mischung aus schwarz und weiß.
"Jakob hat mich gerade gefragt ob ich mit ihm ausgehen will. Oh mein Gott. Ich glaube ich träume!", erzählte sie mir. Ihre Tonlage wurde immer höher, verwandelte sich in ein hysterisches Gekreische. Ein schrilles Quitschen entwich ihr. Aus Reflex legte ich meine Hände auf meine Ohren. Wäre das Mädchen vor meiner Haustür nicht seit Jahren meine beste Freundin, dann hätte ich ihr soeben die Tür direkt vor der Nase zugeknallt. Ich wusste noch nicht mal das Elisa überhaupt in der Lage war, solch einen hohen Ton von sich zu geben. Ich sah sie an, konnte mir ein kleinen Lächeln nicht verkneifen. Ich freute mich riesig für sie. Mir war bewusst das Elisa hätte ihren Mut erst in Wochen, vielleicht erst in Monaten überwinden können und jetzt hatte er die Initiative ergriffen. Ich griff nach ihren Arm und zog sie in eine Umarmung.
"Ich freu mich so für dich. Sag mir einfach wann und wir machen dich richtig schick. Du sollst ihm doch schließlich den Kopf verdrehen." Sie nickte eifrig und noch halb in der Umarmung zog ich sie ins Haus.

Es war Viertel vor Acht. Abendbrotzeit für die Hoffmann's. Wir gingen ins Esszimmer, der Tisch wurde gerade gedeckt. Es dauerte paar Momente bis meine Mutter uns bemerkte. Das sie uns vor allem nicht gehörte hatte, wunderte mich.
"Oh hallo Elisa. Bleibst du zum Essen?" Meine beste Freundin neben mir wollte schon den Kopf schütteln aber ich trat dazwischen.
"Ja das bleibt sie." Ich näherte mich ihrem Ohr. "Du hast mir viel zu erzählen." Elisa Antwort war ein zartes Lächeln.
"Dann hol bitte noch ein Teller und Besteck.", befahl mir meine Mutter und ich trottete in die Küche. Der Zwilling folgte mir. Sie stütze sich an der Küchentheke ab. Elisa sah immer noch völlig aufgelöst aus. Verständlich. Sie zog ihr Handy aus der Hosentasche und begann vorzulesen.
"Hast du am diesem Samstag Zeit? Ich würde dich gerne auf ein richtiges Date einladen. Mit Kino und Essen gehen. Halt richtig traditionell. Würde mich freuen wenn du ja sagst." Als ich Elisa da so sah, wie sie an der Küchentheke gelehnt war und verliebt auf ihr Display starrte, könnte man beinahe neidisch werden. Normalerweise war ich nicht der Typ Mädchen der auf diesen ganzen romantischen und kitschigen Kram stand. Gut, gegen Blumen, eine Umarmung oder ein Kuss der tief vom Herzen kommt hab ich nichts gegen einzuwenden aber man musste nicht jeden mit übertriebener Romantik verbringen. Elisa war anders gestrickt. Seit sie ihre Interesse für Jungs entdeckt hat, wünschte sie sich eine Liebesgeschichte wie in diesen kitschigen, völlig klischeehaften, überdramatisierten Teenieromanzen.
"Er scheint ein netter Kerl zu sein. Ein Typ der dich direkt nach einem traditionellen Date fragt, findet man nicht jeden Tag." Der Zwilling packte ihr Handy wieder in die Hosentasche. "Elias würde mich nie auf-"
"Elias?", unterbrach mich meine beste Freundin. Mein Inneres Ich legte eine Hand auf die Stirn und schüttelte mit dem Kopf. Ja Klara, warum Elias. Der Junge über den du gerade sprechen wolltest heißt Robin. Robin! Ich ohrfeigte mich innerlich. Prima. Was sollte Elisa jetzt denken. Das ich Gefühle für ihren ach so tollen Bruder hatte. Ohnehin gab es Tage, an denen sie oft über und spekulierte. Versuchte, zwanghaft irgendwelche Blicke deuten zu können, die ihr Zwilling und ich uns teilten.
"Ich meinte Robin!", versuchte ich die Situation zu retten aber Elisa schien unbeeindruckt.
"Ja das meintest du." Dieser Sarkasmus in ihrer Stimme. Unüberhörbar.
"Ist wirklich so." Und sie glaubte mir immer noch nicht.
"Aha.", sagte sie mit einem amüsanten, sarkastischen Ton. Elisa stieß sich von der Küchentheke ab, kam auf mich zu und lief dicht an mir vorbei.
"Gut zu wissen.", flüsterte sie. "Ich werd's mir merken." Ich schaute zu meinem Teller in meiner rechten Hand, dann zu ihrem Hinterkopf. Die perfekte Gelegenheit.

Technically in Love (Mr. Badboy) ON HOLDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt