Die Einladung zur Jubiläumsfeier des Golfclubs, in dem mein Vater seit Jahren Mitglied war, kam sowohl für mich, als auch für ihn überraschend.
Nur zwei Wochen nachdem ich mich mit Lennox vertragen, und wir uns seitdem besser als zuvor verstanden, hatten wir ausgemacht, diese Feier zu nutzen und zum ersten Mal vor größerem Publikum als Paar aufzutreten.
Gedankenverloren strich ich mit meinen Fingern über das dunkelgrüne, bodenlange Kleid, das ich mir für diesen Anlass gekauft hatte. Bei dem Wert des Kleides hatte ich jedoch gleich auch beschlossen, es an meinem Abschluss im Sommer noch einmal zu tragen. Unmöglich konnte ich so viel Geld nach diesem Abend einfach im Schrank hängen lassen.
Das Kleid hatte einen Herzausschnitt, aber auch dünne Träger, die alles an ihrem Platz halten sollten. Das Oberteil war mit einzelnen Steinen bestickt, die im Licht der Sonne hochwertig funkelten und mich doller Lächeln ließen, als es gesund für mich wäre. Die Schnürung am Rücken zauberte mir eine Taille, von der ich sonst nur Träumen konnte, und die außerdem mein Dekolleté einwenig mehr hervorhob. Der Rock des Kleides war fließend und bestand aus mehreren dünnen Lagen, die sich beim Laufen angenehm um meine Beine schlangen.
Gleich nachdem die Einladung bei uns eingetroffen war und mein Vater beschlossen hatte, dass wir als Gäste anwesend sein würden, hatte ich Alaia angerufen. Mit ihr zusammen war ich durch die Geschäfte gelaufen auf der Suche nach einem Kleid, das jedem dem Atem rauben sollte. Ihrer Meinung nach hatten wir unser Ziel weit übertroffen.
Aber nicht nur bei der Suche hatte sie mir geholfen. Auch für meine Frisur war sie an diesem Abend verantwortlich. Es waren ihre zierlichen Finger gewesen, die unzählige Strähnen um den Stab des Lockenstabes gewickelt hatten, in einer Ruhe und Hingabe, dass ich sie dafür beneidete.
In genauster Perfektion hatte sie einige Haare an meiner Kopfhaut geflochten und an meinem Hinterkopf zu einem gemeinsamen Zopf gebunden. Eine Strähne auf jeder Seite hatte sie dabei übrig gelassen, sodass sie mein Gesicht wie ein Rahmen einschließen konnten.
Für die Feier hatte man sich einen anderen Ort als den Golfclub gesucht, der schon in der dritten Generation geführt wurde. Vermutlich hätte ich mich für diese Location auch nicht in ein Abendkleid geschmissen, bei dessen Preis meine Augen angefangen hatten zu brennen.
Das Jubiläum sollte in einer Villa außerhalb der Stadt gefeiert werden. Als die ehemaligen Besitzer dieser verstorben waren, hatte das Haus zum Verkauf gestanden und war schließlich von der Gemeinde gekauft worden. Nach umbauten und Ausbreitung des Gartens war aus der Villa ein Ort für Hochzeiten und große Feiern für jene geworden, die es sich leisten konnten.
Der Weg vom Tor, das die Villa von der Hauptstraße trennte, bis hin zum Eingang schien mir so lang wie die Straße, in der ich aufgewachsen war und an der sich zahlreiche Häuser säumten.
An diesen hefteten sich auf die Seiten dutzende Bäume, die ihre Blätter verloren hatten und deswegen nur noch aus einem faden Gerüst bestanden, das wenig Anlass zur Freude gab.
Mein Vater machte einem entgegenkommenden Auto Platz und fuhr in dem Wendehammer vor, bis meine Tür direkt auf die lange, steinerne Treppe deutete. Die Stufen waren bedeckt von einem roten Teppich und einzelnen Teelichtern, die man in helle Gläser gesteckt hatte.
Ich runzelte die Stirn, als ich mir vorstellte, wie man die Kerzen in wenigen Stunden zum Brennen bringen wollte. Mit Sicherheit würde es ein schönes Bild geben, wenn sie am Fuße der Villa brannten. Aber bei den Aussichten auf Schneefall und Regen, den sie für diesen Tag gemeldet hatten, bezweifelte ich, dass sie lange zum Einsatz kommen würden.
„Ich habe das Gefühl, wir wären auf dem Weg zur Queen", murmelte ich ehrfürchtig.
Mein Vater und ich kamen nicht aus jener Schicht der Gesellschaft, in der es normal war, an solchen Festen regelmäßig teilzunehmen. Unsere Einladung zu dieser konnte wohl auch der Faulheit meines Vaters zu verschulden sein. Hätte er sich darum gekümmert, seine Mitgliedschaft zu beenden, anstatt sie für einen Besuch jährlich aufrechtzuerhalten, hätte unser Samstag anders aussehen können. Gemütlicher und nicht umgeben von reichen Menschen, die in einer anderen Welt lebten als wir.
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Paralyzed | ✓
Teen Fiction𝑺𝒆𝒊𝒕 𝑾𝒐𝒄𝒉𝒆𝒏 𝒃𝒆𝒇𝒊𝒏𝒅𝒆𝒕 𝒔𝒊𝒆 𝒔𝒊𝒄𝒉 𝒊𝒎 𝒇𝒓𝒆𝒊𝒆𝒏 𝑭𝒂𝒍𝒍 - 𝒆𝒓 𝒉𝒂𝒕 𝒆𝒔 𝒔𝒊𝒄𝒉 𝒛𝒖𝒓 𝑨𝒖𝒇𝒈𝒂𝒃𝒆 𝒈𝒆𝒎𝒂𝒄𝒉𝒕, 𝒔𝒊𝒆 𝒂𝒖𝒇𝒛𝒖𝒇𝒂𝒏𝒈𝒆𝒏. Cartia hatte in ihrem Leben alles, was sie sich wünschen konnte, bis d...