Die Schlägerei

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Als einer von den Footballern auf Jughead losgehen wollte, nahm ich sein Gesicht und schlug ihm eine rein. Jughead sah mich überrascht an und sagte: "Danke." "Kein Ding." Auf einmal schrie Jug: "Achtung hinter dir!"  Doch schon zu spät. Ich drehte mich um und spürte wie mir jemand ins Gesicht schlug. Welches Arschloch wagte es seine Hand gegen mich zu erheben? Es war der Typ, dem ich vor einer Minute die Lippe aufgeschlagen hatte. Bevor ich überhaupt etwas machen konnte, hatte Jughead sich schon auf ihn gestürzt. Ich stellte mich abseits von dem Geschehen hin und versuchte die Blutung meiner Nase zu stoppen. Irgendwie wurde mir etwas schwindelig und für kurze Zeit schwarz vor Augen. Das mochte wohl an meiner Nase liegen. Auf einmal spürte ich, wie mich jemand hoch hob und gemeinsam mit mir weg rannte. Ich schrie, doch keiner half mir. Ich konnte nicht mal sehen, wer mich verschleppt hatte. Erst als wir draußen ankamen, stellte er mich wieder ab und ich sah, wer der Typ war. "Archie?!"

"Was soll das?", fragte ich ihn entsetzt. "Wir müssen weg von hier." Er nahm meine Hand und zog mich zu seinem Auto. "Ich muss zurück zu Sweet Pea. Keine Ahnung was du von mir willst, aber ich geh jetzt wieder zurück." Ich sah ihn ernst an, doch Archie beachtete mich nicht. Er öffnete den Kofferraum und holte ein weißes Tuch raus. "Nimm das und wisch dir das Blut weg." Stimmt, meine Nase hatte doch geblutet. Ich musste schlimm grade aussehen. Dankend nahm ich ihm das Tuch aus der Hand und lehnte mich an seinen Kofferraum. Er tat es mir gleich und starrte einfach nach vorne. Als ich das Blut, so gut es ging, weg gewischt hatte, fragte ich: "Also, warum sind wir hier?" "Ganz am Anfang der Schlägerei kam Sweet Pea zu mir und tat so, als würde er mich schlagen, doch stattdessen hatte er mich heimlich drum gebeten, dich aus dieser Schlägerei raus zu halten." Das hatte er getan? Ich hätte mir niemals vorstellen können, dass Sweet Pea einen nicht- Serpent um etwas bittet. "Hättest du mir das dann nicht einfach sagen können?", fragte ich empört "Dafür war keine Zeit. Deshalb halt hier." Ich schmunzelte. "Okay, aber werden die anderen nicht misstrauisch dir gegenüber sein und nachfragen, warum du mich einfach aus dem Flur getragen hast." "Mir wird schon was einfallen. Wenn nicht sag ich einfach, dass es meine Idee war, dich aus der Schlägerei rauszuhalten." "Klingt einleuchtend. Trotzdem versteh ich nicht, warum ihr Jungs euch immer schlagen müsst." "Weiß nicht. Ich denke es liegt uns einfach im Blut", lachte er. Ich schlug ihm leicht gegen seinen Arm. "Hört einfach auf, denn dann würde es so welche Probleme nicht geben."

Plötzlich kam Veronica angerannt. Völlig aus der Puste sagte sie: "Anni... Sweet Pea ist verletzt." Abrupt stand ich auf. "Wo?" "Ich war grad auf dem Weg zur Umkleide, als ich sah, wie sich die Bulldogs und die Serpents an die Haut gingen und Sweet Pea blutend am Boden lag." Ich dachte nicht lang darüber nach und rannte zurück zum Eingang der Schule. Ich hörte wie Archie meinen Namen rief, doch ich blieb nicht stehen. Da er schneller war als ich, hatte er mich schnell eingeholt. Als ich den Flur betrat, in dem die Schlägerei sich abgespielt hatte, waren alle Jungs schon weg. Das Einzige, was noch aufzufinden war, war Blut, das auf dem Boden verteilt war. Langsam ging ich drauf los und löste meinen Blick nicht von der dunkelroten Flüssigkeit. "Sweet Pea ist bestimmt bei der Krankenschwester", meinte Archie. Wie konnte es nur so ausarten? Zusammen machten wir uns auf den Weg zum Krankenzimmer, in dem Sweet Pea hoffentlich gerade nur mit einer kleinen Schnittwunde saß. Dem Blut auf dem Boden zufolge, müsste es jedoch mehr als nur eine kleine Schnittwunde gewesen sein. Archie folgte mir nur stumm und gab keinen Mucks von sich. 

Als wir im Krankenzimmer ankamen, war niemand zusehen. Nervös sah ich mich um und erblickte eine Schwester. "Entschuldigen Sie. War hier vor kurzem ein Schüler bei Ihnen? Er heißt Sweet Pea." Die Frau sah mich direkt bemitleidend an, was mir einen kurzen Stich in der Brust versetzte. "Ja das war er, aber wir konnten hier nicht viel für ihn tun, deswegen wurde er zum Notarzt gebracht." Mir kamen sofort die schlimmsten Bilder in den Sinn. Ich hörte, wie Archie sich bei der Schwester bedankte und merkte, dass er meine Hand nahm und mich durch die Flure der Schule zog. "Wo willst du hin?", fragte ich ihn. "Ich bring dich jetzt zum Krankenhaus. Was sonst?" "Aber wir haben noch zwei Stunden Unterricht." "Falsch Anni. Wir haben eine Stunde schon verpasst, da schadet uns die andere auch nicht mehr." Ich hatte nicht gedacht, dass wir so lange draußen waren. "Also fahren wir jetzt oder nicht?", fragte Archie mich. Ich nickte und zusammen liefen wir zurück zu seinem Auto. 


Die ganze Fahrt lang saß ich unruhig auf meinem Sitz und sah andauernd auf mein Handy, mit der Hoffnung, dass Jug, Fangs oder Sweet Pea mir endlich schreiben würden. Leider ohne Erfolg. Am Krankenhaus angekommen, rannten wir zum Anmelde-Tresen und ich fragte: "Entschuldigen Sie, aber wurde vor kurzem ein Jordan Connor bei Ihnen eingeliefert?" Jordon Connor war Sweet Peas richtiger Name, doch er mochte es nicht so genannt zu werden. Nachdem die Frau kurz in ihre Unterlagen gesehen hatte, nickte sie und sagte: "Er wird grad operiert. Kommen Sie später wieder." Er wird operiert? Was für ein Scheiß ist während der Schlägerei abgelaufen? Ich konnte jetzt nicht warten. Ich musste wissen, wie es ihm geht und was passiert war. Als ich mich umblickte, erhaschte ich mit einem kurzen Blick eine Lederjacke. Bei genauerem Hinsehen erkannte ich auch eine Schlange auf dem Rücken. Es war Fangs, der auch gerade hier im Krankenhaus war. Schnell lief ich zum anderen Ende des Flurs, bei dem Fangs eingebogen ist und rief seinen Namen. Erschreckt fuhr er hoch, tat jedoch so als hätte er mich nicht gehört und lief mit beschleunigtem Tempo weiter. Es war mir egal, wen ich während dem Rennen rammen würde. Ich wollte Fangs einholen und alles erklärt bekommen. Ich wollte es doch einfach nur verstehen.

Schnell holte ich ihn ein und griff nach seinem Arm, um ihn zum Stehen zu bringen. "Was machst du hier Anni?", fragte er mich nervös. "Was ich hier mache?! Ist das dein ernst, Fangs?" Er antwortete nicht. "Was ist passiert?", fragte ich. "Du warst doch selbst dabei, als die Schlägerei begonnen hat. Was willst du also von mir wissen?" "Du weißt ganz genau, dass ich etwas anderes meine." Fangs schwieg wieder. Langsam brachte dieser Typ mich zur Weißglut. Wir waren gerade die Einzigen in dem Flur, deswegen schubste ich Fangs unsanft gegen die Wand und sah ihm ganz genau in die Augen. "Warum ist Sweet Pea verdammt nochmal im Krankenhaus?" Er sah mich geschockt an, da er mich wahrscheinlich noch nie so wütend und verzweifelt gesehen hatte. Nach kurzer Zeit gab er nach und erklärte mir: "Wir wissen nicht wer es war, aber irgendjemand hat Sweet Pea angeschossen." "Wie kann es sein, dass ihr nicht wisst, wer es war?" "Wir alle waren damit beschäftigt uns gegenseitig die Köpfe einzuschlagen. Doch dann ertönte ein lauter Schuss, weswegen alle voneinander abließen. Kurz darauf fanden wir Sweet Pea. Anni, bitte... ich weiß es doch auch nicht." 

Fangs sah ebenfalls wirklich fertig aus. Wenn ich daran dachte, was mit den Jungs passieren würde, wenn jemand von diesem Vorfall Wind bekam, was garantiert passieren würde, bekam ich ein dumpfes Gefühl im Magen. Fangs hatte es nicht leichter als ich. Sweet Pea war ja immerhin sein bester Freund. Ich lockerte meinen ernsten Blick und nahm Fangs in den Arm. "Es tut mir Leid." "Scheiße Anni... Wir wissen nicht, ob er es schafft. Er stirbt vielleicht", schluchzte er. Bei diesen Wörtern kamen mir meine Tränen wieder hoch. Ich hatte mir alles vorgestellt, doch ich hatte gehofft, dass es nicht so schlimm wäre. 

Losing YourselfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt