Fast ein Jahr war inzwischen vergangen, seit ich Mystic Falls wieder hatte verlassen müssen. Und es war kein Tag verstrichen, an dem ich nicht an Matt, Rebekah und die anderen gedacht hatte. Jeden Tag hatte ich mich gefragt, wie es ihnen ging. Ob Matt ein neues Mädchen getroffen hatte, dass ihn genauso sehr liebte, wie ich es noch immer tat. Ich vermisste ihn jeden Tag und konnte mit keinem darüber reden. Meine Freundschaft zu Val und Joel hatte sich auch verändert. Ich durfte ihnen nicht von Mystic Falls, Matt und Rebekah erzählen. Das hatte irgendwie einen Keil zwischen uns getrieben. Nur ein einziges Mal hatte ich es gewagt die Serie „Vampire Diaries“ mit Val anzuschauen, doch jedes Mal, wenn ich Matts Gesicht gesehen hatte, hätte ich schreien und heulen können. Warum war er dort und ich hier? Er lebte in einer anderen Welt wie ich. Und das war einfach nicht fair.
Es war der Morgen des Heiligabends und ich lief gemeinsam mit meinem kleinen Bruder Benji durch die Stadt, um noch ein passendes Geschenk für Mom und Dad zu finden. Wie jedes Jahr waren wir mal wieder viel zu spät dran. Wir hatten uns einfach nicht vorher einigen können und wie jedes Jahr liefen wir nun also am 24. Dezember noch durch die Straßen von Manchester.
„Sag mal Benji, glaubst du eigentlich, dass Weihnachtswünsche wahr werden können?“ fragte ich nach einiger Zeit.
Benji blieb stehen und sah mich irritiert an.
„Wie kommst du jetzt da drauf?“ stellte er mir anstatt zu antworten eine Gegenfrage.
Ich zuckte mit den Schultern. Was hatte ich auch von meinem inzwischen 10jährigen Bruder erwartet. Dass er jetzt anfing mir die Welt zu erklären? Oder dass er mir sagte, dass alle seine Weihnachtswünsche wahr geworden waren? Aber was hatte sich denn so ein kleiner Zwerg schon groß wünschen können? Eine neue Playstation? Den Wunsch würden ihm unsere Eltern erfüllen, dafür brauchte es keine Magie. Das war bei mir anders. Ich hatte nur einen einzigen Wunsch: Matt wieder zu sehen. Das war definitiv ein Wunsch, den mir Mom und Dad nicht erfüllen konnten, selbst wenn sie von Matt wissen würden.
„Ach egal, vergiss es“, erwiderte ich.
Benji zuckte mit den Schultern, ging weiter und blieb schließlich vor einem Geschäft stehen.
„Guck mal, da gibt es so Bilder, wie sich Mom und Dad schon immer gewünscht haben“, sagte er, während er mit dem Finger auf das Schaufenster deutete. Ich nickte und wir beide verschwanden in dem Laden.
Am Abend saßen wir dann mit der ganzen Familie um den Weihnachtsbaum und wünschten uns „fröhliche Weihnachten“, bevor es an das Geschenke auspacken ging. Ich konnte mich den ganzen Abend irgendwie nur halbherzig darüber freuen, da mir Matt einfach nicht aus dem Kopf gehen wollte. Er fehlte mir in solchen Momenten so sehr. Es machte mich traurig, dass er nicht bei mir war und dass meine Familie noch nicht einmal von ihm wusste. Ich fragte mich, wie er Weihnachten verbrachte. Hatte er eine neue Freundin? Verbrachte er Weihnachten mit ihr? Oder wartete er immer noch auf meine Rückkehr und war deswegen Weihnachten allein zu Hause. Oder verbrachte er es einfach mit den anderen? War er dabei glücklich? So als einziger Single unter lauter Pärchen?
Ich versuchte meine Gedanken loszuwerden, indem ich den Kopf schüttelte. Da meine Familie ganz mit ihren Geschenken beschäftigt war, bemerkte sie meine gedankliche Abwesenheit überhaupt nicht.
„Ich geh noch ein bisschen spazieren“, sagte ich irgendwann. Mom und Dad sahen mich besorgt und irritiert an.
„Einfach nur ein bisschen frische Luft schnappen“, erklärte ich.
„Pass auf dich auf, Liebling“, bat mich meine Mom.
„Und komm nicht zu spät zurück“, ergänzte mein Dad.
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Weihnachten in Mystic Falls - Eine Kurzgeschichte
Short StoryFast ein Jahr ist inzwischen vergangen, seit Lola Mystic Falls verlassen hat. Noch immer vermisst sie Matt und die anderen, besonders jetzt in der Weihnachtszeit. Sie hat nur einen einzigen Weihnachtswunsch: Noch einmal zurück nach Mystic Falls. Die...