10.: "Ich hab auch Probleme!"

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Das Geräusch der Türklinke weckte mich. Adam schlurfte ins Wohnzimmer und setzte sich mir gegenüber auf die Couch, eine Flasche Bier in der Hand.

Ich rappelte mich auf und fragte, noch ganz verschlafen:"Wo warst du?"

"Feiern", war seine Antwort.

"Was gabs denn zu feiern?"

"Nichts, was von deinem Interesse sein sollte.", bestimmte Adam und trank aus der Flasche.

Ich ging zu ihm hinüber und versuchte, ihm das Bier aus der Hand zu nehmen, doch er sagte:"Ey, ich lass dich auch trinken."

"Nein, lässt du nicht. Und außerdem ist das bei mir was anderes."

"Achja? Nur weil es dir so schlecht geht? Weil du deinen Arm aufschneidest, deinen Kummer regelmäßig anzündest und weggrauchst und dich ständig betrinkst? Süße, ich hab auch das Recht darauf. Ich hab auch Probleme. Mir gehts auch schlecht, weißt du?"

Das traf. "Was denn für Probleme?", fragte ich wütend. "Weil ich dich gestern verdammt nochmal habe abblitzen lassen, betrinkst du dich?" Er schüttelte den Kopf. "Wieso dann?", schrie ich. "Es gibt auch über mich einige Dinge, die du nicht weißt! Überhaupt weißt du nicht, wer ich bin! Du weißt vielleicht, wie ich heiße, wie alt ich bin und wo ich wohne. Aber du hast keine Ahnung von meiner Geschichte!", brüllte er zurück. "Es interessiert dich einen Scheißdreck, wer ich bin! Du heulst nur rum, weil deine Mommy tot ist und dein Daddy dich schlägt, was anderes interessiert dich nicht! Und meine Gefühle, auf die gibst du doch eh 'nen Fick!"

Ich starrte ihn aufgebracht an. Dann gab ich ihm eine Ohrfeige und rannte in mein Zimmer.

"Und du läufst immer weg!", rief er mir noch nach.

Vielleicht stimmte es ja. Vielleicht war ich wirklich extrem egoistisch.

Und... vielleicht hätte ich heute Morgen die Wahrheit sagen sollen.

Jetzt war es vermutlich eh zu spät.

Mal wieder spürte ich die Tränen hochkommen. Fuck! Ich kann doch nicht immer anfangen zu heulen, wenn eine Kleinigkeit schief geht. Okay, Adam war keine Kleinigkeit. Trotzdem sollte ich nicht heulen.

Ich schaute auf den Wecker auf dem Nachttisch. 2 Uhr. Ich könnte probieren zu schlafen und morgen früh mit Adam zu reden, denn jetzt wollte ich wirklich nicht mit ihm reden, so alkoholisiert wie er war.

Vollständig bekleidet legte ich mich aufs Bett und es dauerte nicht lang, bis ich sanft ins Land der Träume glitt.

Meine Träume jedoch waren nicht so angenehm.

Ich sah meine Mutter, wie sie mich liebevoll ansah, was mein Herz mit Schmerz erfüllte und ich sah meinen Vater, wie er mich schlug. Mein Vergewaltiger durfte natürlich auch nicht fehlen - wäre sonst doch noch fast langweilig geworden.

Zu guter Letzt sah ich Adam. Wir saßen zusammen im Himmel, Adam versuchte mich zu küssen und auf einmal stürzte er in die Hölle, während ich im Himmel sitzenblieb. Er litt und schrie zu mir hinauf, und ich weinte, jedoch nicht wegen ihm. Ich weinte, weil mein Vater mich schlug und sich betrank, ich weinte wegen meiner Mutter, die gestorben war, ich weinte weil ich mich selbst bemitleidete.

Adam bekam meine Hand zu fassen und schrie:"Hol mich hier raus!", doch ich schüttelte ihn ab, um mich weiter meiner Situation zu widmen.

Ich schrak auf.

Dieser Traum war wahr.

Adam war 'mit mir im Himmel' gewesen, doch als ich ihn abgewiesen hatte, war er in ein tiefes Loch gefallen, aus dem er versuchte, mit meiner Hilfe wieder raus zu kommen. Doch ich war egoistisch gewesen und hatte ihn abgeschüttelt um wieder allein mit meinen Sorgen zu sein.

Ich schlug auf meine Bettdecke. Scheiße, scheiße, scheiße!

Wieso konnte ich nicht einmal das Richtige tun? Nur einmal?

Wie so oft griff ich in dieser Situation zu meiner Klinge. Aus einem Schnitt wurden zwei, aus zwei drei und aus drei vier, bis schließlich mein Arm mit Blut überströmt war.

Ich schmiss die Klinge auf den Boden und legte mich noch einmal schlafen ohne mich um das Blut zu kümmern und ohne die Schmerzen zu fühlen.

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Hello. :)
Morgen fängt die Schule für mich wieder an :(
Kein Bock. Meh.
Ich guck aber mal, ob ichs schaffe, morgen noch ein Kapitel hochzuladen weil die Tage davor nichts kam.
Tschüß c:

Narben { pausiert }Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt