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Verzeiht mir. I don't feel very well these days. Still trying to stay focused. 

La presencia - Die Gegenwart

Ich riss die Augen auf und atmete wie verrückt. Es waren keine zehn Sekunden vergangen, doch meine ganze Erinnerung ließ mich wieder einmal spüren, wie viel ich im Leben schon durchmachen musste.

Riccardo hatte seine Finger zwar von meinem Hals abgetan, aber er hielt mich an den Schultern fest und mein Rücken haftete immer noch an der Wand.

Bevor er realisieren konnte, dass ich wieder zur Besinnung kam, holte ich aus und verpasste Riccardo eine saftige Ohrfeige. Gerne hätte ich zugeschlagen, aber um meine Identität zu wahren, überlegte ich nicht lange. Genau zeitgleich wanderte meine andere Hand woanders hin, ergriff sie, verschloss die Hand und positionierte sie heimlich hinter dem Rücken, während ich ihm eine reinhaute.

Mittlerweile hatte Riccardo mich komplett losgelassen, sodass ich schweratmend auf die Knie fiel und nach Luft rang. Ich war immer noch im Adrenalin, er immer noch wütend mit dem Unterschied, dass er eine rote Wange hatte. Ich war mir sicher, dass ich seine Zähne knirschen hören konnte.

„Du bleibst hier und kümmerst dich um den verfickten Auftrag. Ich gebe dir eine Woche, dann startet der Bau."

„Werde ich nicht", krächzte ich und trotzte seinem Blick. Nein, nicht nur das, irgendwas unglaublich Verkorkstes in mir begehrte seine Aggressivität. Es war nicht so, als hätte ich Angst davor. Ich kannte es zu lange, als würde es mir Angst bereiten können. Aber weil ich es aus der Vergangenheit kannte, hasste ich es auch.

„Doch das wirst du. Beim nächsten Mal wirst du deine Augen sonst nicht wieder öffnen, das schwöre ich dir", seinen weißen Eckzähne kamen zum Vorschein, "Das hier ist keine Verhandlung, Valencia."

Ich ordnete meine Gedanken, wie ich es immer getan hatte. Weil es in meinem Leben oft um ein paar Sekunden ging, die entscheidend waren. Ich wusste jetzt genau, was ich sagen musste. Ich wusste, was zu tun war. Auch wenn man mir das in dem Moment, halb sitzend, halb liegend, nicht abnahm.

Ich rappelte mich auf und stellte mich ihm gegenüber. Meine Stimme war nicht länger brüchig.

„Ich werde jetzt durch diese Tür gehen", ich zeigte an ihm vorbei auf die Tür nach draußen, „Und ich will nie wieder angepackt, geschweige denn entführt werden. Sonst wirst du mein wahres Gesicht kennenlernen, du verdammter Bastard."

Riccardo lachte auf. Und wie er lachte.

„Du bleibst brav hier. Rührst dich nicht vom Fleck und tust, was ich dir sage", wie ein Gewinner streckt er die Arme aus und grinst bestialisch.

„Und wenn nicht?"

Seine Augen rissen auf und er sah mich stirnrunzelnd an.

„Wenn ich es nicht tue...was dann?", fragte ich ihn herausfordernd. Es klang ziemlich danach, als würde ich seine Wut heraufbeschwören.

Doch auf diese verstörte Frage kannte Riccardo Mancini anscheinend keine Antwort.

Ich schmunzelte, was ihn doppelt so sehr aus der Bahn riss. Er taumelte sogar eins zwei Schritte zurück.

Langsam lief ich zu ihm. Ich sah ihn unentwegt an und ließ ihn spüren, dass ich ernst meinte, was ich sagte. Er würde mein wahres Gesicht kennen, wenn er mich jetzt nur noch ein einziges Mal anfassen würde.

Es war, wie, als wären seine Füße im Boden verankert.

Er war unfähig sich zu bewegen.

Irgendwas stimmt mit ihm nicht. Gefühle sind etwas, was ihn beängstigen. Er hat Angst vor ihnen.

R O M E R O {Riccardo Mancini} [ABGESCHLOSSEN] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt