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Als ich ihn bemerkte, rührte er sich nicht. Geschweige denn, dass er mit seinen Augen blinzelte.

Es war verstörend.

"Verdammter Mist!", zischte ich und riss die Augen vollständig auf.

Es bildete sich ein gefährliches Lächeln auf seinen Lippen und seine hungrigen Augen durchbohrten mich. Er genoss, dass er mich so aus der Bahn geworfen hatte.

Ehrlich gesagt war ich verängstigt. Denn immerhin hatte er sich Zugang zu meiner Wohnung verschafft, sich in meinem Zimmer aufgehalten und solange gewartet, bis ich wach wurde.

Er hätte alles mit mir anstellen können.

Alles.

Riccardo war ein regelrechter Psychopath, dessen Kontrolle ihm entgleitet war und man sich vor ihm schützen sollte.

Mit laut hämmerndem Herzen sprang ich aus dem Bett und stellte mich in die andere Ecke des Zimmers auf.

Auch er sprang auf, sodass der Stuhl brutal umkippte.

"Du brauchst dringend einen Psychiater."

"Du bist im Traum hochgeschreckt. Hast du von mir geträumt, Engel?"

Mir stellten sich die Nackenhaare auf und ich zwang mich, die Erinnerungen an den Traum aus meinem Gehirn zu verbannen. Es war nicht so, wie, als würde ich vor Panik durchdrehen. Aber mit der Art seines Auftritts, wie er sich vor mir aufbaute und mich intensiv musterte, war es, als wäre meine Denkfähigkeit durch und durch gelähmt.

Jetzt verstehe ich.

Psychopaten machen mich schwach.

Es war mein Territorium und diesmal würde ich mich garantiert wehren. Trotzdem fühlte ich mich ihm ausgeliefert.

Nein, sogar ein kleines bisschen hingezogen.

Weil er schaffte, was bisher niemand schaffte, seitdem ich in Madrid war.

Mich schockieren.

Ich bestieg das Bett und er näherte sich mir wie ein hungriger Löwe. Ich machte einen seitlichen Schritt nach dem anderen mit dem Ziel, aus diesem Zimmer zu stürmen. Ihn einzusperren und die Polizei-

Nein vielleicht nicht die Polizei.

Und vielleicht nicht in diesem Zimmer, wo ich doch gerade ein ganzes Stück Kohle-

"Hier geblieben, Fräulein. Ich beiße schon nicht", murmelte er und ich konnte spüren, wie viel Provokation dieser Satz barg.

"Verschwinde von hier!", ich hielt ihm warnend den Finger vor, während ich zur Tür schielte, die jetzt nun endlich hinter mir war.

Riccardo und ich spielten ein Katze-Maus-Spiel, leider war ich die Maus.

"Und du bist wirklich nur ne einfache Studentin, die es im Leben besser haben will? Das soll ich dir glauben, jetzt, nachdem du meine Karre für dich beansprucht hast, aus meinem Anwesen geflohen bist und heil davon gekommen bist?", fragte mich seine dunkle Stimme.

"Riccardo, was stimmt mit dir nicht? Es geht hier nicht nur um einen einfachen Auftrag wegen deinem Haus, habe ich Recht? Da ist noch viel mehr im Spiel. Wieso hast du es plötzlich so eilig mit deinem Anwesen? Hm?"

"Ich frage dich nicht noch einmal."

Er lief schneller, also versuchte ich auch, ihm schneller zu entweichen. Er war jetzt an der Stelle, wo ich vorhin stand und ich hatte es fast hinaus geschafft. Nur noch ein paar Schritte fehlten.

R O M E R O {Riccardo Mancini} [ABGESCHLOSSEN] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt