Gefangen

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1703 Pov:

"Aufwachen!"

Quälend versuchte ich meine Augen zu öffnen, was aber erst nach ein paar Versuchen klappte. Mein Schädel brummte wie verrückt und das Licht brannte mir in den Augen.

Jedoch war mein natürlicher Instinkt stärker als meine Verwirrung, weswegen ich sofort versuchte wegzurennen und alle in meiner Umgebung zu vernichten. Doch meine Hände waren hinter meinem Rücken mit Handschellen befestigt, ebenso wie meine Füße und Beine an dem Stuhl befestig waren. Ich war komplett bewegungsunfähig. Mit aller Kraft stemmte ich dagegen und versuchte irgendwie meine Fesseln zu lockern, doch nichts änderte sich.

"Hey." jemand schnipste mit seinen Fingern vor meinem Gesicht herum. Wütend hob ich meine Kopf und sah den Mann vor mir finster an.

"Versuch es erst gar nicht Süße. Ist hoffnungslos." grinste er mich an. Mein Blick wurde von finster und wütend zu eiskalt und undefinierbar.

"Wenn du nett und brav bist, wird dir auch nichts geschehen." still und regungslos sah ich ihn an. Wenn er denkt, dass ich reden werde, dann kann er lange warten.

"Also wollen wir anfangen?" fragte er nach und schaute mich abwartend an. Doch ich zeigte keinerlei Reaktion. Seufzend setzte er sich auf den Stuhl gegenüber von mir. Zwischen uns stand ein silberner Metalltisch. Außer dem Tisch und den Stühlen gab es nur noch die Lampe über uns, eine Tür und die Überwachungskameras in der Ecke. Mehr war im Raum nicht zu sehen. Unbeeindruckt und gelangweilt schaute ich mich im Raum um.

"Wie ist Ihr Name?" fing der Agent gegenüber von mir an. Als ich jedoch nicht antwortete machte er weiter mit seinen anderen Fragen.

"Sie wurden vom KGB geschickt, nicht wahr? Und ausgebildet wurden Sie im Red Room. So wie Romanoff." stellte er seine Fragen, was aber eher einer Feststellung glich. Gleichgültig schaute ich ihn an, ohne auch nur eine Mimik zu verziehen.

"Das bringt nichts. Sie können Sie nicht knacken. Gehen Sie, ich mache das." Die Tür schwang auf und Black Widow betrat den Raum.

"Wie Sie meinen Romanoff." ergeben hob der Agent die Hände in die Höhe und ging hinaus. In aller Ruhe setzte sie sich nun auf den Stuhl und schaute mich schweigend an. Ich hielt ihrem Blick stand und nach ein paar Minuten des Schweigen, lehnte sie sich leicht nach vorne auf den Tisch und begann mit ihrer ersten Feststellung.

"Also Agent 1703... wie ich sehe hat der KGB dich ebenfalls als Agentin aufgenommen. Die Madame war bestimmt sehr stolz auf dich, sonst hätte sie dich niemals dem KGB überlassen." sie machte eine kurze Pause und wartete auf eine Reaktion, doch sie wusste dass keine kommen würde.

"Die Zeit in der die Madame stolz auf dich war... die ist nun vorbei. Du weißt, du hast verloren. Du bist nicht perfekt. Sie wird dich ersetzen. Und dich töten. Vor allem da du mitten in unsere Falle getappt bist." Mir war klar dass sie mich damit reizen wollte. Sie versuchte noch mehr Salz in die Wunde zu streuen, doch diese Aktion war so vorhersehbar. Weswegen ich mich schon längst darauf vorbereitet hatte. Aus mir bekommen sie kein einziges Wort. Nicht eins! Und ich wusste doch von Anfang an dass etwas faul war an der ganzen Sache. Carter kannte wahrscheinlich nicht eine klitzekleine Info über das Projekt.

Gelangweilte atmete ich aus und lehnte mich im Stuhl zurück. Wären meine Hände nicht hinter meinem Rücken und der Stuhllehne gefesselt, hätte ich diese vor meiner Brust verschränkt. Was für Spielchen will sie hier spielen? Sie kennt die Ausbildung. Sie weiß dass es mehr braucht um mich zu knacken. Falls es überhaupt etwas gab. Unbeeindruckt lies ich meinen Blick im Raum herum schwenken.

"Weißt du deinen Namen? Also deinen richtigen Namen?" fragte sie nach. In ihrer Stimme schwang etwas sanftes mit. Nun richtete ich meinen Blick doch wieder zu ihr. Das war ein Treffer. Aber nur ein kleiner. Das wirft mich noch lange nicht aus der Bahn. Ich hatte mein ganzes Leben keinen Namen. Daran war ich inzwischen gewöhnt. Doch der Gedanke daran dass ich so unbedeutend war, dass ich nicht mal einen Namen besaß, nagte des Öfteren an mir. Obwohl ich wusste dass es falsch war so zu fühlen. Aber sowas durfte ich nicht zeigen. Niemals.

"Soweit ich mich erinnere, warst du eine der Jüngsten die jemals in der Akademie aufgenommen wurden. Du warst gerade mal ein knappes Jahr alt. Du hattest nie die Chance auf eine halbwegs angenehme Kindheit. Oder die Chance deine Familie kennen zu lernen. Wenn du willst, können wir dir helfen ein neues Leben zu beginnen. Wir können dir helfen deine Familie zu finden." bot sie mir an. Verneinend schaute ich wieder weg.

"Du musst der Madame nicht gehorchen. Die letzte Person die du beeindrucken musst, ist die Madame. Sie ist ein Monster und hat dir alles genommen. Wenn du uns hilfst, können wir verhindern dass noch mehr kleine Mädchen leiden müssen. Du musst uns nur sagen wo sich die Akademie befindet und du besitzt ein freies Leben. Und wir haben das Leben von so vielen Kindern gerettet." versuchte sie es weiter. Noch immer schaute ich ablehnend weg. Sie wird die Madame nicht schnappen. Und ich will auch kein anderes Leben. Das ist nun mein Leben. Ich wüsste gar nicht wie ich anders leben könnte. Nach 25 Jahren jetzt ein anderes Leben zu führen, klingt einfach nur noch absurd. Außerdem was ist falsch daran so aufzuwachsen? Klar es war am Anfang schwer und schmerzhaft, aber nun bin ich stark und gefährlich. Was ist falsch daran perfekt zu sein? Und man lebt nicht diese Lüge, wie all die anderen dummen Menschen. Und zwar die Lüge, dass man einen Platz besitzt. Ich weiß immerhin dass ich nichts wert bin. Auch wenn es schmerzhaft war dies zu akzeptieren, aber immerhin weiß ich es nun und lebe keine Lüge. Der verzweifelte Versuch sich selbst zu beweisen dass man wichtig ist. Dass man bedeutend ist. Solche Probleme habe ich nicht. Ich muss mir dies nicht vormachen da ich die Wahrheit kenne und sie akzeptiert habe.

"Wir können dir helfen. Sie haben mir ebenfalls geholfen. Du hast eine Wahl! Es ist deine Entscheidung." wieder schaute ich sie an. Ich sagte nichts, aber mein Blick sagte dafür eigentlich alles. Es war ein einzige Wort was ich dazu zu sagen hatte. Und mein Blick sagte dieses Wort auch ohne einen Laut aus meinem Mund aus.

Verräterin!

Niemals würde ich ihr helfen. Der Red Room ist meine Familie. Mein Platz, mein Zuhause. Und sie hatte uns verlassen. Aber ich werde nicht den gleichen Fehler machen.

Gelassen lehnte sie sich wieder in ihrem Stuhl zurück und überkreuzte die Arme vor der Brust.

"Wir haben Zeit. Soll ich dir solange etwas zu trinken bringen?" und erneut wandte ich meinen Blick abweisend von ihr ab.

Ein Klingeln unterbrach die kurzzeitig entstandene Stille. Sie seufzte und ging etwas wiederwillig an ihr Handy.

"Ja?" fragte sie nach. Ich wusste nicht was die Person am anderen Ende der Leitung sagte, aber ihr Blick verwandelte sich immer mehr ins erschrockene und zugleich traurige.

"Wo ist er? Lebt er noch?" sprach sie aufgebracht, während sie vom Stuhl aufsprang.

"Ich bin sofort da." Und damit legte sie auf. Noch einmal blickte sie zu mir, bevor sie dann doch aus der Tür stürmte. Ich würdigte sie keines Blickes mehr während sie hinausging.

Dann war es ruhig. Was auch immer geschah, es hatte sie sehr getroffen. Das bestärkte meine Aussage nur noch mehr. Sie wurde schwach.

In the Shadow of Love (Steve Rogers FF / Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt