Kapitel 36

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"Waaaaaas!?" fragte ich und starrte immer noch völlig perplex auf den Zettel, der am Schwarzen Brett im Gryffindorturm hing. Gestern Nacht hatten Lily und ich ein absolut einmaliges Konzert der Band 'Moonshadow' in der Winkelgasse genossen und da wir erst so spät wiedergekommen waren war ich eigentlich noch total müde. Eigentlich. Dieses einfache Stück Pergament hatte es geschafft, mich in sekundenschnelle aufzuwecken. Um mich herum haben sich noch andere Sechstklässler versammelt und starrten auf den Aushang. Doch wo die meisten eher vor Freude ausrausten wusste ich noch nicht so recht, was ich von der ganzen Sache halten soll. Sirius schaute mich von der Seite an "Du willst nicht" stellte er fest. "Ich weiß es nicht" sagte ich wahrheitsgemäß. Ich weiß noch nicht, ob ich mich darauf einlassen kann, auf meine Vergangenheit. Ich würde ihnen allen wiederbegegnen, allen den Menschen, die ich hinter mir lassen wollte. Erinnerungen würden wieder hochkommen, die ich lange vergessen hab. An die ich mich nie wieder erinnern will. "Du wärst da ja nicht allein" sagte Remus "Wir wären immer bei dir." Ich nickte langsam und hauchte nur "Ich hab Angst davor, okay. Ich hab Panik, diese Räume wieder zu betreten. Ich will sie nicht wieder betreten..." Sirius nahm mich fest in den Arm "Das musst du ja nicht sofort entscheiden... wir haben noch Zeit. Denk einfach nochmal darüber nach. Aber jetzt frühstücken wir erstmal." Mit diesen Worten führte er mich weg vom Schwarzen Brett, an dem Stand:

Alle 6. Klässler, die Interesse haben, können sich für einen Schüleraustausch mit der Lacrimata (Deutschland) eintragen. Wir freuen uns über möglichst viele Teilnehmer!

Unterzeichnt

Minerva McGonagall

Während Zaubergeschichte war ich total abgelenkt. Meine Gedanken waren überall, außer beim 'Krieg der Zwerge'. Hauptsächlich waren sie natürlich bei der Lacrimata. Ich dachte an das Mobbing... an den Schmerz... und an Damian. Das war das schlimmste. Ich wollte, nein ich konnte ihm einfach nicht wirder begegnen. Ich hatte richtig Panik davor. Sirius und alle anderen hatten während dem Frühstück auf mich eingeredet, dass ich keine Angst haben muss und bla bli blu. Es war ja auch nur Sirius, der meine wahre Vergengenheit kannte. Und gerade wo.ich daran dachte, erreichte mich ein Zettel:

~A

Wir müssen nachher in der Pause reden. Unter vier Augen

~S

Ich wusste schon was er mir sagen wollte. Ich warf ihm einen schnellen Blick zu, er schaute mich eindringlich an. Also kritzelte ich eine schnelle Antwort:

Lieber nicht...

Und warf sie ihm zu. Ich wollte nicht, dass er mich darauf anspricht. Es war wie wenn er Salz in eine Wunde streut. Es tat einfach weh. Von Sirius kam keine Antwort mehr und fast glaubte ich, er würde mich in Ruhe lassen. Aber nur fast. Endlich ertönte der erlösende Gong und wir packten unsere Sachen. Ich wollte auf den Gang verschwinden, doch Sirius fing mich an der Tür ab. Ich wusste es. "Ich will nicht darüber reden!" fauchte ich leicht gereizt. "Sorry Süße, nur dieses mal kann ich dir leider keine Wahl lassen..." sagte er, schaute mich entschuldigend an und zog mich in einen abgelegeneren Flur.

"Ich will nicht reden" fauchte ich, als er mich losließ. Jetzt stand er in einem abgelegenen Gang direkt vor mir und schaute mir in die Augen.'Seine Augen sind einfach so... wow' drifteten meine Gedanken einen Moment ab, bis seine Stimme mich wieder in die Realität zurückholte. "Sag es." verlagte er schlicht. "Was denn?" knurrte ich wütend. Ich hatte keine Lust und war furchtbar genervt. "Sprich dich aus. Sag was du auf dem Herzen hast. Was dir im Kopf herumspukt seit du die Mitteilung gelesen hast." forderte er mich auf. Obwohl ich schon an seiner Stimme gehört hatte, das er keinen Widerspruch duldete, sagte ich gereizt "Ich will nicht, okay?" "Nein, nicht okay. Sag einfach. Sprich dich aus. Denn früher werde ich dich hier nicht weglassen!" drohte er und da reichte es mir. "Du willst es hören? Na schön!" sagte ich sauer und er zog eine Augenbraue hoch. Ich wurde immer lauter, während ich redete "Es tut weh, okay?! Es tut verdammt weh! Jede Sekunde, jede Minute, jede Stunde ist da nur der Schmerz, der mich langsam auffrisst. Ich will wegrennen, mich verstecken, mir wehtun. Alles, nur damit es aufhört. Ja, nach außen lächle ich, spiele heile Welt, aber nichts ist heil. Überhaupt nichts. Alles läuft aus dem Ruder, die Welt gerät aus den Fugen. Überall und immer sehe ich sie. An jeder Ecke schauen sie mich an und es macht mich kaputt!" Ich rag nach Luft, so außer Atem war ich. "Und dann dieser Aushang... Es ist, als wollten mich alle wirder da haben, wo ich früher war - am Boden, weinend, blutend. Andauernd seh ich Damian, der mich Vergewaltigt, mir wehtut. Ich seh die Mädels, die mich zusammenschlagen weil es ihnen Spaß macht. Ich will da nicht wieder hin! Nie wieder! Ich will ans andere Ende der Welt, mich auf einer Einsamen Insel verstecken und vergessen. Das einzige Problem ist, ich kann nicht davonlaufen. Nicht vor mir selbst..." Einen Moment schaute ich gedankenverloren in den dunklen Gang, dann schaute ich Sirius wieder an. "Bitte gib mir ein bisschen Zeit" sagte ich flehentlich, schob mich an ihm vorbei und rannte davon.

Sirius Sicht:

Es war mitten in der Nacht, als sich der Vorhang um mein Bett zur Seite schob und eine schmale Gestalt zur mir unter die Decke schlüpfte. Ich nahm Allie in den Arm. Da hauchte sie plötzlich "Ich komm mit. Zur Lacrimata, mein ich." Fragend schaute ich sie an. Sie wich meinem Blick nicht aus "Ich hab lange darüber nachgedacht und kam zu dem Schluss, dass es so vielleicht besser ist. Ich kann nicht immer weglaufen - auch wenn das definitiv meine Stärke ist. Irgendwann muss ich mich mir selbst und meiner Vergangenheit stellen. Und warum dann nicht schon jetzt? Außerdem... ich bin ja nicht allein, oder? Du bist doch für mich da...". "Immer" antwortete ich ohne zu zögern "Und dann zeigen wir allen, dass du nicht mehr das kleine, schwache Mädchen bist, das du mal warst. Wir zeigen ihnen, dass du stärker bist, kampfbereit." Gedankenverloren nickte sie. Einen Moment breitete sich schweigen zwischen uns aus. Dann sagte sie "Es tut mir übrigens Leid wegen vorhin... Ich wollte dich nicht so anschreien. Es ist bloß irgendwie mit mir durchgegangen und es ist in letzter Zeit alles so viel und... jaa... ich brauchte einfach einen moment für mich... es tut mir Leid." Ich schaute in ihrer tiefen, dunkelbraunen Augen. So wunderschön. "Du musst dich nicht entschuldigen... irgendwann rastet jeder mal aus, irgendwann muss man halt alle angestauten Emotionen loswerden. Aber ich bin froh, das du mitgehst. Ich werde auf dich aufpassen" Sie lächelte dankbar und gähnte "Und jetzt Schlaf gut" ich gab ihr einen Kuss auf die Stirn und sie schlief in meinen Armen ein.

Von Magie und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt