11. Kapitel - 18:00 Uhr

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18:00 Uhr

Jonas POV

Ich fühlte mich wie Superman persönlich. Schließlich waren wir den Mädchen so nah wie noch nie zuvor. Es fühlte sich wahnsinnig toll an, etwas so vielversprechendes herausgefunden zu haben. Jetzt konnte es sich nur noch um eine kurze Zeitspanne handeln, bis wir die drei aus den Fängen ihrer Entführer befreiten.

Leider hatte ich feststellen müssen, dass unsere Freundinnen tatsächlich entführt worden waren. Auch wenn sie aus eigenem Willen in den Wald gestürmt waren,  so waren sie doch nicht freiwillig verschwunden. Man hatte sie brutal geschnappt und schließlich ohne Skrupel in einen Transporter geworfen. So war es mir jedenfalls berichtet worden.

Anders als Özzi und Ben hatte ich schon mit dem ersten Fahrer einen Erfolg gelandet. Als ich ihn nach etwas ungewöhnlichem fragte, fing er  sofort an zu erzählen. Es schien mir fast schon so, als hätte er nur darauf gewartet, dass endlich jemand kam und ihn danach fragte. Den Mut die Polizei zu rufen und ihnen von dem Vorfall zu berichten, hatte er allerdings nicht gehabt. Was für ein sensationsgeiler Feigling. Aber das konnte mir auch egal sein, denn ich hatte bekommen, was ich wollte.

Laut den Erzählungen des Fahrers, hatten die Mädchen im Schutz des Waldes gestanden und zwei Männer beobachtet, die irgendein krummes Ding drehten. So sorgfältig wie der eifrige Mann war, hatte er schon zwei Phantombilder angefertigt, als ich bei ihm aufkreuzte. Manche Typen waren echt komisch. Dieser Herr hatte eindeutig zu viele Krimis im Fernsehen gesehen.

Scheinbar waren gegen ein großes Bündel an Geldscheinen mehrere Tütchen mit pulvrigem Inhalt getauscht worden. Obwohl der Beobachter es nicht aussprechen wollte, war ich mir sicher, dass es sich dabei um Drogen handelte. Was sollte sonst den Grund für eine Entführung darstellen? Die Männer hatten sicher nicht gerade Mehl für ihre Mütter besorgt.

Mit dem angeblich harmlosen Pulver im Gepäck war der erste der beiden Männer zu einem Wagen gelaufen und wäre auch sofort davongezischt, wenn er nicht eben in diesem Moment die Mädchen bemerkt hätte, die aus sicherer Entfernung Beweisfotos schossen. Ab diesem Augenblick hatte der Fahrer die Luft angehalten, erzählte er mir immer wieder.  Als ob mich das interessieren würde!

Auf die Frage, warum er den Mädchen nicht zur Hilfe geeilt war oder wenigstens anderweitig Unterstützung geholt hatte, wenn es auch nur ein Anruf bei der Polizei war, den er nicht getätigt hatte, konnte er mir keine Antwort geben. Wie sich nach dem Gespräch mit Ben und Özzi herausstellte, war er scheinbar der Einzige gewesen,  der etwas mitbekommen hatte.  Wäre er nicht so feige in seinem Truck geblieben, müssten wir uns jetzt keine Sorgen waren.

Aber weil auch in diesem Land Zivilcourage nicht gerade weitläufig vertreten war, mussten wir uns eben doch um unsere Freundinnen sorgen. Denn sie waren noch immer verschwunden. Das schien der Mann gar nicht beachtet zu haben. Ihm schwebte sicher nur die Sensation im Kopf, als er die Szene beobachtete. Ich konnte solche Menschen einfach nicht leiden!

Jedenfalls sei dann alles ganz schnell gegangen. Unbemerkt von den Mädchen habe der Mann seinen Geschäftspartnern, wie der Herr sie bezeichnete, einen Hinweis gegeben, sodass einer der beiden sich von hinten an die Mädchen heranpirschen konnte. Als dieser schließlich angriff und die drei überwältigte, waren sie für einen kurzen Moment so geschockt, dass sie keinerlei Widerstand leisteten, wobei ich mir das kaum vorstellen konnte.

Als ob Leo nicht wenigstens versucht hätte der Situation zu entfliehen. Ich kannte sie zu gut, um zu wissen, dass sie selbst in den aussichtslosesten Momenten nicht aufgab, sondern versuchte einen Ausweg zu finden. Und sicher hatte sie es auch da probiert. Doch scheinbar waren ihre Fluchtversuche nicht von Erfolg gekrönt gewesen, denn die drei waren allesamt verschleppt worden.

Das letzte Mal Allein gegen die Zeit (Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt