Anders Als Man Denkt

Kapitel 5 - Der Unfall

Letztendlich entschloss sich Andreas dazu, seinem Bruder auf die Bühne zu folgen. 

Er hatte sich zwar kurz überlegt, ein wenig Zeit verstreichen zu lassen, um Chris die Chance zu geben, sich abzuregen. Aber dann erinnerte er sich daran, dass irgendwas mit der Pyrotechnik nicht stimmte und wusste instinktiv, dass Chris wohl nicht widerstehen können würde, da einen Blick drauf zu werfen. 

Er bahnte sich seinen Weg an den Tribünen vorbei wo einige Crew Mitglieder noch Equipment montierten und Kabel verlegten, als plötzlich ein lauter Knall die Luft erfüllte und ihn zu einem abrupten Halt stolpern ließ. Auf der Bühne vor ihm jagten sprühende Funken durch die Luft und dann stieg auch schon eine schwarze Rauchwolke über den Trassen empor.

Ein Raunen ging durch die Menge und Andreas' Kopf machte einen Kurzschluss. Bevor er überhaupt darüber nachdenken konnte, was wohl passiert war, hatten seine Beine sich in Bewegung gesetzt. 

Er lief so schnell er konnte, jagte unaufhaltsam die Treppen hinauf und querte die riesige Bühne bis er den hinteren Backstage Teil erreicht hatte, von dem die aufgebrachten Stimmen kamen.

„Was ist passiert?" stieß Andreas aus. "Was war das für ein Knall?"

Aus der Menge, die sich gebildet hatte, sahen einige vertraute Gesichter zu ihm auf. Es stank nach verbranntem Kunststoff und Schießpulver. 

„Andreas—" Barbara, einer der Bühnenbildnerinnen machte einen Schritt auf ihn zu. Er packte sie am Arm, die Augen weit aufgerissen. „Geht es euch gut? Ist jemand verletz—" Andreas' Worte zerfielen ihm wie Sand auf der Zunge als die Menge sich langsam teilte und den Blick auf das freigab, was ihnen allen verborgen war.

Da, mitten auf der Bühne, umzingelt von Freunden und Kollegen, lag Chris auf dem Boden und rührte sich nicht. 

Von einer Sekunde auf die nächste, verlernte Andreas zu atmen.

Für einen Augenblick wurde alles ganz still.

Dann brach alles in Chaos aus.