8. Kapitel

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»Hilfe!«, kreischte Esche und versuchte hektisch, sich freizukämpfen.
Einige Herzschläge vergingen, in denen sie nach dem Bauchfell des Katers schlug, der sie zu Boden drückte. Doch sie traf ihn nicht richtig.

Schließlich keuchte sie erschöpft: »Ich ergebe mich!«

Beere verdrehte die Augen, ließ von seiner Gegnerin ab und hüpfte zur Seite. »Du musst schon ernsthaft versuchen, mich zu besiegen. Wie soll ich denn sonst dazulernen?«

»Ich habe es ernsthaft versucht!«, hielt Esche dagegen. »Aber du warst einfach zu stark!«

Nein, hast du nicht! Beere war überzeugt, dass sie ihm da was vorspielte. Oder das zumindest vorgehabt hatte, um ihn aufzumuntern. Nur dass ihr das nicht gelang. Dafür kannte er sie zu gut. So wird sie mich nicht darüber hinweg täuschen können, dass ich beim nächsten Training mit Biene einmal mehr versagen werde. Trotzdem war er ihr dankbar für alles, was sie für ihn tat.

Seufzend begab sich Beere in Angriffsposition. »Noch ein Kampf?«

Esche achtete jedoch gar nicht auf ihn, starrte angestrengt und mit wachsam gespitzten Ohren in die entgegengesetzte Richtung.

Was hat sie jetzt wieder entdeckt? Beute?, fragte sich Beere und beäugte die Weiden, die in einem nahen Graben sprossen und die scheinbar ihre Aufmerksamkeit erregt hatten. Aber innerhalb des Gewirrs aus kahlen Stämmen und Ästen war alles still. Es dauerte einen Augenblick, bis er es bemerkte. Hinter den Sträuchern wogte langes Gras im Wind und zwischen den Halmen bewegte sich etwas. Grauer, brauner, cremefarbener und rotorangener Pelz blitzte dort inmitten des Grüns auf.

»Was suchen die denn hier?«, miaute Beere.

Er hätte nicht erwartet, dass außer ihm und Esche jemand hier wäre. Seit mehreren Sonnenaufgängen verfolge der gesamte Stamm die Spuren, die Flammes Entführer hinterließen. An diesem Morgen waren Esche und er noch vor dem Morgengrauen aus ihren Nestern gekrochen und eine ganze Weile über die Zweibeinerfelder gewandert, damit sie weit genug vom Lager entfernt ungestört trainieren konnten. Doch offenbar waren sie trotzdem nicht allein.

»Das frage ich mich auch«, flüsterte Esche und kauerte sich flach auf den Boden, als wolle sie sich an Beute anschleichen. »Lass es uns herausfinden. Vielleicht sind sie uns ja gefolgt.«

Vorsichtig schob sie sich auf die Weiden zu. Beere beobachtete sie einen Moment lang, prüfte die Luft, versuchte die Gerüche der Katzen jenseits der Sträucher zu identifizieren. Brand schien dort zu sein und... Lilie? Nur wer waren die andren?

Langsam tappte Beere hinter seiner Stammesgefährtin her, darauf bedacht, keinen Laut zu verursachen. Falls Biene, oder auch Dohle, Schimmer oder Qualm in der Nähe sein sollten, wollte er ihnen nicht direkt in die Pfoten rennen. Vor ihm schlängelte sich Esche geschickt durch die Weidenstämme, sprang über den Graben und Beere folgte ihr. Einen Augenblick später konnten sie durch das Gras hindurch die Katzen erkennen, die dort zusammen hockten.

Beere hatte Recht gehabt: Das rotorangene Fell gehörte Brand, das cremefarbene Lilie. Bei den beiden anderen handelte es sich um die Brüder des Anführers, Mücke und Dunst. Weder Biene, noch ihre Anhänger waren irgendwo zu sehen. Erleichtert seufzend richtete Beere sich auf, diese vier Katzen durften ihn ja ruhig bemerken.

»He! Was machst du denn da?«, zischte ihm Esche zu. »Wollten wir sie nicht belauschen, um herauszufinden, was sie hier wollen?«

Verworrene Pfade ~ Finstere Sterne // Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt