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Geschockt starrte Melody die gefangene Nixe an. Sie war davon ausgegangen, dass die Herrscherin von Aquarenia tot war! Als eine der Sirenen die Zellentür wieder schloss, warf sie einen Blick in den Gang, hinter dessen Ecke Melody und ihre Freunde sich versteckten. Schnell zog die Weltenwandlerin ihren Kopf zurück. Auch Nyx, Will und Lennox versteckten sich wieder und alle pressten sich an die Wand.
Melody kamen die paar Sekunden, in denen sie die Luft anhielt, vor wie Stunden. Als Nyx schließlich erneut um die Ecke lugte, waren die Sirenen mitsamt Calima verschwunden. Er gab seinen Kumpanen ein Zeichen und sie schwammen vorsichtig um die Ecke. Melody stieß die angehaltene Luft aus.
"Das war Calima Malanguina, die Herrscherin über Aquarenia! Ich dachte, sie wäre tot! Wir müssen sie unbedingt retten, jetzt wo wir sie gefunden haben.", erklärte Melody ihren Freunden. Lennox seufzte und fragte sie dann ungläubig:"Wie stellst du dir das vor? Wir wissen ja noch nicht einmal, wo sie Calima hinbringen!"
Nyx schaltete sich ein:"Melody hat recht. Wir sind hergekommen, um den Angriffen ein Ende zu setzen. Aber jetzt befindet sich eine der unseren in Gefangenschaft, wir können nicht einfach zusehen und nichts tun!"
Lennox schnaubte:"Und wie willst du sie befreien? Wir müssen uns ja selbst erst hier herausschaffen, da sollen wir noch jemanden retten?"
"Unsere Freunde sind auch noch hier drin. Auch sie sind gefangen, zumindest gehe ich davon aus. Wenn wir Glück haben, bringen sie Calima zu ihnen und wir können alle befreien! Nur müssen wir den Sirenen folgen, sonst kommen wir nie mehr hier raus.", warf Melody ein und wollte schon losschwimmen, als Nix sie zurückhielt.
"Ich weiß, du willst Calima retten und unsere Freunde auch, aber denk genau nach, was wir tun. Wir brauchen Zeit.", meinte er zu ihr und lies ihren Arm los. Melody schüttelte den Kopf und blickte Nyx geradewegs in die Augen:"Die haben wir aber nicht, Nyx! Die haben wir nicht."Melody vernahm einen Seufzer und blickte zu Will, der seinen besten Freund gequält anschaute.
"Sie hat recht. Wir haben keine Zeit, wenn wir hier rauskommen wollen. Na los, wir müssen den Sirenen folgen!"
Melody grinste ihn dankbar an und schwamm los, Will und Lennox schossen hinterher. Nyx grummelte kurz und murrte leise vor sich hin:"Ihre Sturheit bringt uns noch um."Dann schlug er mit der Flosse und folgte seinen Freunden den Gang entlang.
Sie stoppten vor einer Weggabelung. Missmutig blickte Melody von einen zur anderen Abzweigung.
Welchen Weg waren die Sirenen geschwommen?Lennox deutete auf den rechten Tunnel:"Da entlang." Verwirrt schaute Will ihn an.
"Woher weißt du das?", fragte er Lennox.
Dieser zuckte die Schultern und meinte:"Wenn du genau hinhörst, dann wirst du bemerken, dass von links kein Luftzug kommt. Es ist eine Sackgasse."
Beeindruckt nickte Will und schwamm voraus. Galant verbeugte sich Lennox vor Melody und bot ihr den Vortritt an. Augenverdrehend rauschte sie an ihm vorbei, während Lennox ihr hinterher grinste. Plötzlich verspürte er eine Bewegung neben sich und wurde von Nyx angerempelt, der an ihm vorbeizischte. Lennox zog eine seiner Augenbrauen hoch und folgte ihm höchst amüsiert.Die beiden Nachzügler erreichten Will und Melody, die ihnen bedeuteten, sich ebenfalls zu verstecken und leise zu sein.
Vor ihnen schwammen die Sirenen mit der Gefangenen auf einen großen Torbogen zu.
"Sind wir etwa immer noch unter der Erde?", flüsterte Melody fragend an ihre Begleiter gewandt. Lennox starrte sie einen Moment verwirrt an:"Warum zur Anemone interessiert dich das jetzt?" Will ignorierte seine Bemerkung und bejahte Melodys Frage.
"Wir sind noch nicht an der Tür vorbeigekommen, falls du das meinst."
Verwirrt wandte Melody ihren Blick wieder nach vorne.
"Wie kann es dann sein, dass wir vor einem Saal über der Stadt sind?"Ratlos zuckte Will die Schultern und auch Lennox schaute nun verwirrt drein. Einzig und allein Nyx schien eine Ahnung zu haben.
"Ich denke, hier gibt es Portale.", meinte er leise. Ungläubig starrte Melody ihn an.
"Portale? Wie meinst du das?"
Er sah ihr in die Augen und blickte dann nach hinten.
"Vorhin, als wir vor der Kreuzung standen, meinte Lennox, er würde keinen Luftzug aus einem der Tunnel spüren.", erklärte Nyx leise und sah sich nochmal um. Immer noch verwirrt hakte Melody nach:"Ja, und?"
"Ich habe auch keinen Luftzug aus diesem hier gespürt. Wir sind also zufällig durch das richtige Portal gekommen.", flüsterte er und sah Lennox an.
Dieser grinste beschämt und fuhr sich mit der Hand über den Nacken:"Tja, Glück gehabt, würde ich dann mal behaupten!"
Fassungslos fuhr Melody herum:"Du kannst von Glück reden, dass du überhaupt noch hier stehst! Wir hätten sonst wo sein können! Du hast die ganze Mission gefährdet! Ich werde dir -", schimpfte sie leise vor sich hin und machte einen bedrohlichen Schwimmzug auf den Meermann zu. Dieser wich überrascht zurück und starrte sie unsicher an. Gerade als sie Lennox ihre Lektion erteilen wollte, wurde sie sanft festgehalten.
"Lass mich los, er hat es verdient! Er hat uns alle in Gefahr gebracht!", fauchte sie und versuchte, sich freizukämpfen.
Da hörte sie Nyx Stimme ganz nah an ihrem Ohr. Sein Atem streifte ihre Wange und sie hielt inne.
"Ich weiß, dass er es verdient hätte, und ich würde ihm das liebend gerne selbst heimzahlen, aber verlier nicht unsere Mission aus den Augen."
Kurz schloss Melody die Augen und atmete tief durch. Dann warf sie Lennox einen Blick zu:"Glaub ja nicht, dass du aus dem Schneider bist."
Sie drehte sich wieder um und lugte um die Ecke. Die Sirenen waren mit Calima in den Raum am Ende des Ganges verschwunden. Vor dessen Toren waren zwei Wachposten stationiert, und es war unmöglich, ungesehen an ihnen vorbeizuschwimmen. Will tippte ihr auf die Schulter. Melody wandte sich ihm zu und er zeigte lautlos mit dem Finger in die entgegengesetzte Richtung:"Ich glaube, wenn wir dort entlang schwimmen, kommen wir zu einem Portal. Ich weiß, wie man eines benutzt, um an den gewünschten Ort zu gelangen."
"Hoffen wir, dass du recht hast.", meinte Melody und nickte. Als auch Nyx sein Okay gegeben hatte, huschten sie blitzschnell in die schützende Dunkelheit des Ganges.
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Weltenwandler - Wechsel der Gezeiten
Fantasy»Sie war allein. Niemand war bei ihr. Nur eine Kette lag versteckt zwischen den Fingerchen, viel zu groß für die kleine, zarte Hand, als wäre sie fehl am Platz und doch, als gehöre das Schmuckstück genau dort hinein. Die Kette war aus purem Gold, d...