Prolog

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Die heißen Strahlen der unerlässlich scheinenden Augustsonne trafen auf meine Haut und wärmten mich, als wir auf unseren Fahrrädern durch die Straßen von Grünwald zum Teufelstopf fuhren. Leon war der festen Überzeugung, die letzten Tage der Sommerferien noch einmal vollends für das Training ausnutzen zu müssen. Im kommenden Schuljahr würden er, Vanessa, Marlon, Markus und Maxi an die Uni gehen. Der Rest von uns wird entweder in die Oberstufe kommen, so wie Raban, Joschka und ich oder ganz normal weiter zur Schule gehen. Mehr als ein paar Tage grenzenloser Freizeit von allen blieben uns also nicht mehr.

Heute sollte wieder einer dieser unendlich heißen Tage werden, und so hatten Maxi und ich beschlossen, unsere Badesachen einzupacken, um anschließend in der Kiesgrube baden zu gehen. Meine Gedanken drifteten zum heutigen Training. Es würde wegen der Wärme mit Sicherheit noch anstrengender werden, als es so schon ist. Der Gedanke an Leon, der darauf besteht, dass jeder sein Bestes gibt und an die Temperaturen, ließ mich jetzt schon schwitzen.

Ich wurde von Raban und Joschka, die zu uns dazu stießen, aus den Gedanken gerissen. Lächelnd begrüßte ich die Beiden und zu viert fuhren wir das letzte Stück zum Teufelstopf. Wir waren die Letzten, die ankamen. Ich seufzte und sah in den Gesichtern meiner Begleiter, dass sie dasselbe dachten. Leon legte in letzter Zeit besonders großen Wert auf Pünktlichkeit. Seine heutige Gardinenpredigt wird also an uns gerichtet sein. Wie wir uns darauf freuten.

Im Teufelstopf angekommen sah Leon uns schon strafend an. Raban und Joschka nickten sich zu und auch Maxi und ich verstanden, dass sie versuchen würden, ihn vom Beginnen seiner Ansprache abzuhalten. Indem sie schnell ihre Räder beiseite legten, in die Mitte des Platzes liefen und verkündeten, dass wir lieber keine Zeit verschwenden sollten, schafften Sie es, Leons Aufmerksamkeit auf das Wesentliche zu lenken. Es schien zu funktionieren und so beeilten Maxi und ich uns, um zur restlichen Mannschaft zu gelangen. Mehr Zeit als zur Begrüßung einmal in die Runde zu nicken, blieb uns nicht.

Das Training war anstrengend und es dauerte gute anderthalb Stunden, bis wir die erste richtige Pause machen konnten. Die Sonne hing inzwischen hoch am Himmel und ihre Strahlen wurden von keiner einzigen Wolke daran gehindert, auf uns herunter zu prasseln. Noch immer schwer atmend wischte ich mir mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn, als wir alle den Platz verließen, um uns in den Schatten zu setzen. Ich ließ mich auf eine der Bänke vor Willis Hütte fallen und suchte in meiner Tasche nach meiner Trinkflasche. Vanessa setzte sich ebenfalls außer Atem neben mich und tat es mir gleich. Ich war inzwischen fündig geworden und trank in einem Zug ein Viertel der Flasche leer. Gerade als ich sie wieder wegpacken wollte, gesellte sich Maxi zu uns. Schweigend sah er mich an und lächelte dann verlegen. Ich begriff und gab ihm das Wasser. Wie vergesslich er doch sein konnte und manchmal immer noch ein Mann weniger Worte.

Unsere Atmung hatte sich nun auch wieder beruhigt und so war es Vanessa, die begann mit mir über die weiteren Pläne des Tages zu sprechen. Im letzten Jahr sind wir zwei sehr gute Freundinnen geworden. Ich war froh, ein weiteres Mädchen in ungefähr meinem Alter in der Mannschaft zu haben. Alleine hält man die Jungs in der Gruppe kaum länger aus. Zumindest ging es mir manchmal so. Immer wieder aufs Neue bewunderte ich Vanessa, die eine sehr lange Zeit alleine mit den Kerlen überstanden hat.

Sie berichtete mir, dass sie und Leon ebenfalls geplant hatten, nach dem Training Baden zu gehen. Es war also beschlossene Sache, nach dem Training gemeinsam zur Kiesgrube zu fahren. Nun fieberten wir umso mehr dem Ende der Trainingseinheit entgegen.

Raban, Joschka, Nerv und Klette wollten nach dem Training nicht mit Baden fahren. Also waren wir nur noch zu sechst, als wir losfuhren. An der Kiesgrube angekommen suchten alle schnellstmöglich die lang ersehnte Abkühlung. Nach einer langen Zeit im Wasser, die aus Wasserschlachten, Wettschwimmen und allerlei anderen Späßen bestand, beschloss ich, mich an dem kleinen Kiesstrand in den Halbschatten der Bäume zu legen. Von dort aus beobachtete ich das Geschehen im Wasser.
Markus, Marlon und Maxi versuchten gerade im Wasser mit einem Wasserball Fußball zu spielen. Es sah urkomisch aus und ich musste einfach lachen. Drei mehr oder weniger erwachsene Männer (auf jeden Fall sind sie volljährig) benehmen sich wie die Zwölfjährigen. Mein Blick schweifte weiter über das Wasser und etwas weiter abseits sah ich Leon und Vanessa, die sich innig küssten. Schnell schaute ich wieder dem Wasserfußball zu. Vor etwas mehr als einem Jahr hätte ich jeden, der versucht hätte mir weiß zu machen, dass ich in einem einzigen Sommer Freunde fürs Leben und außerdem die große Liebe finden würde, für hochgradig verrückt erklärt.

Ich legte mich auf den Bauch, schloss die Augen und dachte beim Wegdösen an das letzte Jahr zurück.

Ich legte mich auf den Bauch, schloss die Augen und dachte beim Wegdösen an das letzte Jahr zurück

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Ein Sommer voller Überraschungen | DWKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt