63 I don't wanna let go.

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Das, was Alaia und die anderen auf die Beine gestellt hatten, war unglaublich.

Die Aula erstrahlte in hellem Weiß, dem man mit blauen Akzenten entgegenwirkte. Von der Decke hingen Kronleuchter sowie blaue Tücher herab, die an den Wänden ein beeindruckendes Schattenspie vorführten.

Auf den Tischreihen, die man an die Wänden gestellt hatte, um die Mitte freizulassen, zierten blaue Läufer die weiße Tischdecke. Außerdem hatte man kleine Kerzen und Blumen in durchsichtigen Vasen aufgestellt, die einen dazu einluden, sich niederzulassen. Die Stühle waren mit einem glänzenden Stoff überzogen, den man auf der Rückseite mit einem blauen Band zusammenhielt.

Stimmungsvolle Musik mischte sich unter die Stimmen der bereits anwesenden Schüler die sich, ähnlich wie Lennox und ich, staunend umsahen.

Auf der gegenüberliegenden Seite einer kleinen Bühne hatte man eine weitere Tafel gestellt, auf der ein herrliches Buffet thronte. Hinter diesem hielten sich drei Frauen in schwarzen Kleidern bereit.

Als Adam und ich eine Zeit ausgemacht hatten, hatten wir darauf geachtet, möglichst knapp zu kommen. Wir hatten vermeiden wolle, ziellos durch die Gegend zu irren oder bei den letzten Vorbereitungen zu stören. Deswegen überraschte es mich, dass der Saal noch nicht so gefüllt war, wie ich es erwartet hatte.

Vereinzelt hatten Schüler an den Tischen Platz genommen, bedienten sich an der Bar oder nahmen bereits die Tanzfläche für sich in Anspruch. Aber von dem großen Andrang, den ich vermutet hatte, war nichts zu spüren.

Nebeneinander steuerten Lennox und ich auf einen freien Tisch an der Fensterfront zu. Bei jedem Schritt merkte ich dabei die Blicke der anderen Mitschüler auf mir. Während ich vor einem guten halben Jahr noch unsichtbar für die meisten gewesen war, flogen mir die Blicke nun nur so zu. Meine Wangen färbten sich rosa und ich richtete die Augen stur geradeaus, um keinem Blick standhalten zu müssen. Ich wusste, was ich in den Augen der anderen erkennen würde. Mitgefühl, Trauer, Entsetzen. Dies waren die Emotionen, die ich am ersten Tag nach der Offenbarung zu spüren bekommen hatte. Die Begleitung durch Lennox verschaffte mir dabei nicht weniger Aufmerksamkeit. Im Gegenteil. Ich hatte das Gefühl, die Augen der anderen würden mich noch länger und noch intensiver festhalten.

Ohne uns darüber zu verständigen, wurden unsere Schritte schneller. Erst, als wir an dem Tisch ankamen und ich mich niederlassen konnte, erlaubte ich es mir, einmal durchzuatmen. In dieser Ecke war ich nicht geschützt von den Blicken der Anderen, aber ich kam mir weniger wie der Elefant im Porzellanladen vor.

„Ich dachte, dass Veranstaltungskomitee könnte sich nicht mehr selbst übertreffen", staunte Lennox, der den Stuhl neben meinem zurückzog und seine Jacke auf dessen Lehne platzierte. Ich war mir sicher, dass er sich der Blicke unserer Mitschüler bewusst war, aber er schien weniger Mühe damit zu haben, sie zu ignorieren, als ich.

Wortlos streifte ich mir die Jacke von den Schultern und legte sie über den Stuhl neben meinem. Ich wollte Alaia oder Adam einen Platz sichern. Mir war vollkommen gleich, wer von beiden uns als erstes aufsuchen würde, Hauptsache sie ließen nicht mehr lange auf sich warten.

Ich hatte die Intention gehabt, seine Worte zu ignorieren, aber das begeisterte Funkeln in seinen Augen brachte mich dazu, den Blick noch einmal schweifen zu lassen. Alaia hatte mit ihrem Eintritt in das Komitee eine Revolution gestartet und was mit gemütlichen Bierpong Abenden begonnen hatte, hatte sich nun zu einem solchen Ball entwickelt.

Meine Augen schweiften durch den Raum und durch die schwache Beleuchtung brauchte ich eine ganze Weile, um die Personen um mich herum erkennen zu können. Auch für Alaia brauchte ich meine Zeit, bis ich sie am anderen Ende der Aula erkannte. Zögerlich hob ich meine Hand, um sie zu uns zu winken.

Paralyzed | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt