Kapitel 06 - ein Ipod voller Emotionen
Zwei Tage später bin ich mit einer alten Freundin von mir unterwegs. Larissa habe ich vor einigen Jahren zusammen mit Kai kennen gelernt.
„Ich kann es immer noch nicht fassen", sagt sie leise, als wir durch einen Park gehen und ich schaue sie für einen Moment an. „Ich auch nicht", erwidere ich und sehe wieder nach vorne auf den Weg und die vielen Menschen, die sich bei der Nachmittagssonne im Grünen herumtreiben und die klare, angenehme Spätsommerluft genießen. „Es ist viel zu lange her, dass ich Kai das letzte Mal gesehen habe"
Larissa wohnt zwei Autostunden von uns entfernt, wir haben sie vor einigen Jahren, als wir zusammen mit unseren Familien im Urlaub waren, kennen gelernt. Seitdem hatten wir einen regelmäßigen Kontakt, der jedoch kurz vor Kais Tod abgebrochen ist.
„Ben? Ich muss dir was erzählen" Plötzlich wird Larissas Stimme brüchig und sie bleibt stehen. Ihr Blick ist auf mich gerichtet und aus ihrer Jacke holt sie einen kleinen Ipod.
„Auf dem Ipod ist ein Lied, was ich dir gerne zeigen möchte. Kai hat mich gebeten es dir zu zeigen, sobald wir uns sehen würden"
„Ich...ich kann das jetzt nicht" Erschrocken sehe ich sie an und ich merke wie mir der Schweiß aus den Poren tritt. Das letzte was ich jetzt gebrauchen kann ist mir irgendein Lied anzuhören, welches mich wieder in ein Loch zieht.
„Bitte, Ben, du musst es dir anhören. Wenn nicht jetzt dann eben später. Es ist Kais IPod und du kannst ihn danach behalten"
„Wieso hast du Kais Ipod?", misstrauisch sehe ich sie an und frage mich wirklich wie sie an Kais Sachen kommt.
„Er hat es mir bei einem unserer Treffen gegeben"
„Ach, so ganz zufällig?"
„Ja, ich habe damals nicht verstanden was er gemeint hat, heute verstehe ich es"
„Was hat er gemeint?"
„Ich soll dir diesen Ipod geben, wenn du und ich uns das nächste mal sehen, wenn es dir schlecht geht aber nicht vorher. Er kann es dir nicht persönlich geben, weil er dann keine Zeit dafür haben wird also sollte ich es übernehmen"
Ihr Stimme bricht ab und zwei Tränen laufen über ihre Wangen. Schnell wischt sie sich die Tränen weg und schluchzt einmal auf.
„Heute weiß ich wieso er keine Zeit mehr dafür hat, weil er nicht mehr unter uns ist"
Das aus dem Mund von ihr zu hören ist fast nocht schlimmer, als es aus meinem eigenen zu hören. Ich spüre wie die Tränen in mir hochsteigen, doch ich kann sie nicht rauslassen. Schnell nehme ich Larissa in den Arm und drücke sie an mich.
„Es trifft immer die guten Menschen", flüstere ich und kann dann doch nicht die Tränen zurückhalten.
Weinend stehen wir inmitten eines Parks, in dem sich andere vergnügen oder einfach das gute Wetter genießen aber niemand kennt die Geschichten und Schicksale der anderen. Man sieht bloß ihre Gesichter und bildet sich direkt ein Urteil, ohne den Menschen zu kennen. So weiß ich auch, dass einige unter den ganzen Leuten fragen wieso zwei Menschen einfach weinend in der Gegend rumstehen.
„Gib mir den Ipod, ich höre ihn mir später an" Noch einmal drücke ich Larissa feste an mich, ehe ich sie wieder loslasse und ihr vorschlage, dass wir Eis essen gehen, um wenigstens für ein paar Minuten auf andere Gedanken zu kommen. Lächelnd nimmt sie den Vorschlag an und wischt sich noch einmal die letzten Tränen aus dem Gesicht, bevor wir uns schließlich auf dem Weg zu einer Eisdiele machen.
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In Liebe ... (boyxboy) (PAUSIERT)
Ficção AdolescenteBen und Kai sind seitdem sie fünfzehn Jahre alt sind ein Paar. Aus Fremden wurden Freunde, aus Freunden wurden beste Freunde und aus besten Freunden wurde eine Liebe. Der abenteuerlustige, lebensfrohe Kai, schaffte es aus dem schüchternen Ben einen...