33 - Yalka

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*Yalka ist der Name eines regionalen Windsystems im nordwestlichen Südamerika. Es ist vor allem für die bis zu 5.000 Meter hohen Anden im Norden Perus relevant. Von den Gebirgspässen weht dort regelmäßig ein heftiger Fallwind herab, der zum Teil sogar Sturmstärke erreicht.

Song zum Kapitel: Put A Little Love On Me von Niall Horan

N I A L L

Im Grunde bin ich ein äußerst geduldiger Mann, aber auch mir reißt irgendwann der Geduldsfaden. Wie ich schon sagte, ich wollte Julia wirklich zu nichts drängen. Doch wann wollte sie sich endlich eingestehen, was da zwischen uns war. Sah sie denn nicht das Herz, das vor ihren Füßen lag? Hiermit meinte ich nicht nur irgendeines, sondern meines.

Capaldi hatte recht. Ich bin ein liebeskranker Narr und verliebte mich viel zu schnell. Leider.

Gerade saß ich mit müden Blick am Esszimmertisch und beobachtete, wie Greg, mein älterer Bruder, und dessen Frau Denise, sich um ihren siebenjährigen Sohn kümmerten. Um genauer zu sein, um meinen Neffen Theo. Er schmollte, weil er das Gemüse essen musste, welches Denise ihm vorsetzte. Der Arme wusste gar nicht, wie sehr ich mit ihm litt.

Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich eine Packung Eis zu Mittag gegessen. Ja, nicht nur Frauen schaufeln löffelweise Eis in sich hinein. Auch Männer taten das bei Herzschmerz. So, jetzt war das Geheimnis raus.

Meine Stimmung kippte noch etwas mehr, als Mutter und Sohn den Tisch verließen und sie mich mit Greg alleine zurückließen. Mein Bruder kannte mich zu gut, um zu merken, dass etwas nicht stimmte. Er zog fragend eine Braue hoch. „Was ist los, Niall?"

„Nichts wichtiges", erwiderte ich und versuchte, belanglos zu klingen.

So sehr ich mich auch freute, dass er und seine Familie den Weg auf sich genommen hatten, um mich zu besuchen, so sehr nervte es mich, dass es ausgerechnet jetzt sein musste. Gerade in dem Moment, in dem ich wieder nicht zu hundert Prozent glücklich und gelassen war.

Julias erneute Zurückweisung schmerzte. Jedoch war glücklich darüber, dass ich meinen Vorsatz, Julia nicht in ihre Wohnung zu begleiten, einhalten konnte. Zumindest hier handelte ich richtig. In dieser Nacht sehnte sich mein Körper nach ihrem und ihrer nach meinen. Ihre Körpersprache verriet sie. Sie hatte mindestens genauso in Flammen gestanden, wie ich selbst auch.

Greg kniff die Augen zusammen. „Das sagst du immer und dann ist es wichtig. Ist es noch immer wegen dieser Frau? Die, wegen der du an Weihnachten denselben Blick drauf hattest?"

„Was für ein Blick?", fragte ich irritiert. Dabei ließ ich mich zurück gegen die Rückenlehne fallen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Keine Ahnung, wovon du sprichst."

„Ach ja? Wir beide wissen, dass du weißt, wovon ich spreche." Greg starrte mich überzeugt von sich selbst an. „Jetzt hab' dich mal nicht so kleiner Bruder. Rück raus mit der Sprache. Was ist so besonders an ihr, dass du sie nicht gehen lassen kannst?"

Während ich meinen Bruder musterte, vernahm ich hinter mir Schritte und kurz darauf stand Theo neben mir. Rote Wangen, wie er sie oft hatte. Wirres dunkelblondes Haar, das ihm in die Stirn fiel. Blaue Augen, die noch intensiver als meine waren. Er sah aus, wie Greg und ich als Kinder. Bei ihm war das Horan Gen voll durchgeschlagen. Gregs Sohn durch und durch.

Auch Denise kam wieder zurück an den Tisch. In der Hand hielt sie eine Tasse, aus der Dampf aufstieg. Frischer Kaffee. Für Theo nahm sie ein Glas Apfelschorle mit, über das er sich hermachte, als sie es am Tisch abstellte.

„Also?", hakte mein Bruder nach. Ich hatte gehofft, dass er das Thema nicht mehr anschneiden würde, sobald wir wieder vollzählig waren. Doch mein Bruder konnte es nicht lassen.

Heartbreak Weather | Niall HoranWo Geschichten leben. Entdecke jetzt