19. Dezember

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Luca freut sich etwas zu sehr über den frisch gefallenen Schnee und Christina muss dafür sorgen, dass ihr Freund nicht erfriert. ❄⛄ (Established Relationship, 1637 Wörter)

Christina

Blinzelnd schlage ich die Augen auf und drücke mich noch völlig verschlafen in mein Kissen. Ich bin wahrlich kein Morgenmensch und so wie es aussieht, ist es noch furchtbar früh. Im Schlafzimmer ist es noch stockdunkel, sodass ich ein paar Sekunden brauche um mich zu orientieren. Im nächsten Moment breitet sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus, als ich Lucas Arm über meiner Hüfte bemerke. Über Nacht hat sich seine Hand unter mein lockeres T-Shirt verirrt und seine Finger streichen im Schlaf immer wieder abwesend über die nackte Haut dort. Mit einem Blick über die Schulter stelle ich fest, dass Luca noch tief und fest schläft, die Decke zur Hälfte über seinem Oberkörper ausgebreitet und ein entspannter Ausdruck auf seinem Gesicht. Mein Herz macht einen glücklichen Satz, während ich ihn beobachte. Manchmal glaube ich echt, dass ich einfach in einem verrückten Traum feststecke, denn so glücklich kann man doch eigentlich gar nicht sein, oder?

Apropos Traum. Ich muss tatsächlich nochmal eingenickt sein, denn als ich das nächste Mal die Augen öffne, ist es draußen bereits hell und Lucas Bettseite neben mir ist leer und kalt. Stirnrunzelnd reibe ich mir über die Augen und setze mich im Bett auf. Merkwürdig, normalerweise steht Luca nie vor mir auf, schon gar nicht wenn wir ausschlafen könnten. Verwirrt rutsche ich aus dem Bett und tapse im Schlafanzug zur Schlafzimmertür, aber auch als ich auf den Flur hinaus schaue, kann ich meinen Freund weit und breit nicht entdecken. "Luca?", rufe ich leise in den Gang hinaus und mache ein paar Schritte in Richtung Treppe, aber wie erwartet bekomme ich auch dort keine Antwort, also bleibt nur noch das Untergeschoss. Schon als ich die Treppen nach unten steige, spüre ich die eisige Kälte, die sich im Parterre ausgebreitet hat. Würde jetzt gleich ein Pinguin um die Ecke watscheln, würde mich das nicht im Geringsten wundern, bei den Temperaturen. Fröstelnd schlinge ich die Arme um meinen Körper und verfluche mich dafür, dass ich keine Decke mitgenommen habe. Andererseits...wer kann auch ahnen, dass Lucas Haus sich über Nacht in eine verdammte Gefriertruhe verwandeln würde? Ich jedenfalls nicht. Kaum setze ich einen Fuß ins Wohnzimmer weiß ich auch wieso man hier am Boden festfriert, denn die große Schiebetür, die hinaus auf die Terrasse und in den Garten führt, steht sperrangelweit offen. Der Grund dafür fällt mir gleich als nächstes ins Auge und mir klappt fassungslos der Mund auf. "Verdammt Luca, das kann doch nicht dein Ernst sein!" Entsetzt durchquere ich das Wohnzimmer und sehe in den Garten hinaus, wo mein Freund gerade völlig unbeeindruckt Schneeengel macht, während er nichts weiter als eine Jeans, Turnschuhe und seinen Hoodie trägt. Durch die offene Terrassentür weht ein eisiger Wind herein und ich kuschle mich sofort noch tiefer in den Stoff von Lucas Pulli, den ich mir zum Schlafen immer ausborge. Wenigstens habe ich den an, sonst wäre ich vermutlich schon längst zu einem Eiszapfen mutiert. Gestern hat es in der Schweiz das erste Mal dieses Jahr zu schneien angefangen und dementsprechend sind auch die Temperaturen gefallen. Ein Grund mehr wieso kein Mensch so da draußen rumhüpfen sollte. "Christina!Komm schon, mach mit! Der Schnee ist toll!", ruft Luca mir zu und grinst mich an, komplett ungeachtet meines immer noch völlig entsetzten Gesichtsausdrucks. Seine Wangen sind gerötet und seine braunen Augen glitzern vor Freude, als er sich jetzt aufrappelt und durch den tiefen Schnee zu mir kommt. Überschwänglich greift er nach meinen Händen und ich zucke erschrocken zusammen. "Himmel Luca, du bist ja eiskalt!" Meinen Freund interessiert das allerdings herzlich wenig, denn der versucht immer noch - begeistert wie ein kleiner Junge - mich dazu zu bewegen mich ebenfalls hinaus in die arktischen Temperaturen zu stürzen. "Komm rein, du wirst noch krank da draußen!" Kopfschüttelnd beobachte ich meinen Freund, der aber natürlich keine Anstalten macht auch nur einen Schritt nach drinnen zu machen. Wieso muss der Kerl auch immer so unglaublich unvernünftig sein? Als er dann aber meine Hände loslässt, um sich schulterzuckend auch ohne mich zurück in den Schnee zu werfen, reißt mir der Geduldsfaden. "Okay, Schluss damit." Ehe Luca sich versieht, habe ich ihn schon wieder an der Hand gepackt und schwungvoll durch die Terrassentür nach drinnen gezogen. Den kurzen Moment seiner Überraschung nutze ich, um die Balkontür hinter ihm zu schließen, sodass Luca gar keine Chance mehr hat mir abzuhauen. "Christinaaa...", jammert der zwar, aber ich schiebe ihn erbarmungslos weiter vor mir her ins Bad. "Nichts da. Ich meine, wo sind wir denn? Du kannst dich doch nicht einfach bei minus 30 Grad in dem Aufzug in den Schnee schmeißen! Du bist ein einziger Eiszapfen, meine Güte!", schimpfe ich vor mich hin während ich ein Handtuch aus dem kleinen Schrank unter dem Waschbecken ziehe und anschließend auf seinen Pulli deute. "Ausziehen", befehle ich ihm streng. Bei meinen Worten zieht Luca eine Augenbraue nach oben, folgt dann aber tatsächlich meiner Anweisung und streift sich mit einem zweideutigen Grinsen den Pulli über den Kopf, was mich allerdings nur die Augen verdrehen lässt. Manchmal glaub ich echt ich hab mir ein Kind zugelegt und keinen neuen Freund. "Spinner."
"Was denn? Du hast doch damit angefangen!" Wiedermal schüttle ich den Kopf, das Schmunzeln kann ich mir allerdings nicht verkneifen. Zumindest übe ich so schonmal für meine eigenen Kinder. "Autsch, das ist viel zu heiß", beschwert Luca sich prompt wieder, als ich ihn unter den Wasserstrahl schiebe und ich lache leise. "Das kommt dir nur so vor weil du eiskalt bist. Und jetzt drunter da, ich hab nämlich keine Lust dich an Weihnachten gesund pflegen zu müssen." Murrend lässt Luca sich letztendlich erweichen, trotzdem schiebt er schmollend die Unterlippe nach vorne, kaum dass er unter dem Wasser steht, und sieht mich aus großen Augen an. "Kommst du wenigstens zu mir unter die Dusche?", bettelt er aber wieder schüttle ich den Kopf. "Oh nein, vergiss es, du duscht heute schön alleine. Ich mach derweil Kaffee, sonst bist du morgen wirklich noch krank."
"Ach komm, du bist gemein", motzt Luca weiter, während er trotzig unter dem Wasserstrahl steht und mich beleidigt ansieht, aber ich zucke nur grinsend die Schultern. "Ich bin nicht diejenige, die sich in Jeans und Shirt total durchnässt durch den Schnee kugelt." Kurz bevor ich die Badtür erreiche, drehe ich mich nochmal um und zwinkere ihm frech zu. "Aber siehs doch so: je schneller du wieder warm bist, desto schneller kannst du zu mir ins Wohnzimmer kommen." Das scheint auch Luca zu überzeugen - die Waffen einer Frau sind eben doch hin und wieder zu etwas gut - und er macht sich sofort eifrig daran, das Wasser wärmer zu stellen.

Während ich also im Bad die Dusche laufen höre, mache ich mich auf den Weg in die Küche und koche Wasser auf. Als Luca ein paar Minuten später ins Wohnzimmer kommt, bekleidet mit einer Jogginghose und dem grauen Pulli, den ich so an ihm liebe, habe ich mich gerade auf die Couch fallen lassen und zwei Tassen Kaffee auf den Wohnzimmertisch gestellt. Das gibt mir jetzt genug Zeit, um ihn ausgiebig zu mustern, als er den Raum durchquert. Natürlich nur um zu prüfen, ob er nicht immer noch aussieht wie ein Eiszapfen. Seine noch nassen Haare stehen ihm in alle Richtungen vom Kopf ab und er sieht damit so süß aus, dass ich fast automatisch lächeln muss. Barfuß tapst er in meine Richtung, dann bleibt er ein paar Schritte vor mir stehen und sieht mich an. "Können wir jetzt kuscheln?", bittet er mich und der schüchterne Blick, den er mir dabei zuwirft ist so niedlich, dass mein Magen schon wieder einen albernen Satz macht. "Komm schon her", schmunzle ich, ehe ich bereitwillig die Arme ausbreite und auf dem Sofa ein Stück zur Seite rutsche. Das lässt Luca sich natürlich nicht zweimal sagen. Mit einem glücklichen Strahlen lässt er sich sofort zu mir auf die Couch fallen, schlingt seine Arme um meine Hüfte und drückt im nächsten Moment seinen Kopf gegen meinen Bauch. Lachend blicke ich auf meinen Freund herunter. "Du tust ja gerade so als wärst du auf komplettem Kuschel-Entzug", necke ich ihn, während mein Blick auf seinem Gesicht ruht, das ich mittlerweile in und auswendig kenne. Ein paar Wassertropfen fallen aus seinen Haaren und ich hebe die Hand, um sie sanft von seiner Stirn zu streichen.
"Du wolltest ja auch nicht zu mir in die Dusche kommen." Luca wirft mir von unten einen vorwurfsvollen Blick zu und schiebt wie zuvor schon schmollend die Unterlippe vor. "Das war nicht nett." Wieder ein Lachen meinerseits. "Wenigstens bist du jetzt kein wandelnder Schneemann mehr." Grinsend fahre ich ihm durch seine nassen Locken, was ihm ein behagliches Seufzen und ein genuscheltes "Mhm hm" entlockt. Im nächsten Augenblick schieben sich Lucas mittlerweile wieder angenehm warme Finger unter meinen Pulli und bescheren mir eine wahnsinnige Gänsehaut, einfach durch die simple Art und Weise, wie sie dort über meine Haut streichen. Lächelnd lege ich ebenfalls meinen freien Arm um ihn und drücke ihn noch etwas fester an mich. Eine Weile lang liegen wir einfach so da, während meine Finger weiterhin durch Lucas Haare streichen, und genießen einfach die Nähe des anderen, bis er auf einmal aus bittenden Augen von unten zu mir auf schaut. "Können wir nachher nochmal Schneeengel machen gehen?", fragt er flehend und macht mich damit völlig sprachlos. "Nein!" Immer noch fassungslos schüttle ich den Kopf, kann mir das leise Lachen aber nicht verkneifen, als ich ihm einen scherzhaften Schlag gegen die Schulter verpasse. "Du bist echt unmöglich!" Zu meiner Überraschung ist Lucas Antwort allerdings kein großer Protest, stattdessen zuckt er nur die Schultern. "Okay", murmelt er leise, ehe er seinen Griff um meinen Bauch verfestigt und sich wieder an mich kuschelt. "Mit dem hier kann ich auch gut leben." 

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