Kapitel 3

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Wir befinden uns hinter einem großen Backsteinpfeiler, der uns vor den Blicken der Muggel verbirgt.                                                                                                                                                                            "Gut überstanden?", meine Mutter schaut mich etwas besorgt an. Wahrscheinlich weil ich so blass bin, wie ein ungebackener Kuchen. Ich schließe die Augen, atme tief ein und wieder aus und nicke langsam. Zögerlich sehe ich mich um, aber ich sehe nur lauter Muggel. Viele von ihnen tragen dunkle Anzüge. Mein Vater erklärte mir mal, dass sei so etwas wie der Festumhang der nichtmagischen Menschen. Eine Frau mit einem quängelnden Kleinkind an der Hand eilt an mir vorbei. Es hat so rote Haare, wie die Weasley Familie. Da fällt mir wieder ein, dass wir eigentlich auf der Suche nach ihnen sind.                                                                                                                      "Mutter? Siehst du die Weas... Mutter?", verwundert schaue ich in die Richtung der Gepäckwagenausgabe und da kommt sie auf mich zu. Einen mit meinen Koffer und Penelopes Käfig beladenen Wagen schiebt sie vor sich her. Erleichtert atme ich auf, allerdings steuert sie gerade an mir vorbei und schaut mich dabei noch nicht mal an. Perplex drehe ich mich um und entdecke die sieben Weasleys . Mutter wird von Molly in eine herzliche Umarmung gezogen. Ich gehe auch zu ihnen, strecke ihr meine Hand entgegen und sage: "Hallo Mrs. Weasley, es freut mich sie kennen zu lernen. Mein Name ist Antonia Brunner, aber nennen sie mich bitte Toni."        Sie beachtet meine Hand nicht, sondern schlingt ihre Arme um meine Schultern und zieht sich stürmisch an sich. Ich möchte ihre Umarmung gern erwidern, aber ich kann durch ihren festen Griff meine Arme nicht anheben und fühle mich ein wenig überfordert.                                         Überschwänglich begrüßt sie mich: " Ach Schätzchen, nicht so förmlich! Ich bin Molly und das ist Arthur. Kinder stellt euch alle mal vor!"                                                                                                                 Der Reihe nach nennt mir jeder seinen Namen. Das Mädchen beginnt: "Ich bin Ginny." Sie wirkt super selbstbewusst.                                                                                                                                                            "Ron." Aha, das ist also der Name des Jungen, der auf dem Familienfoto so bedrückt erschien. Um mir ein Urteil über ihn bilden zu können, muss ich ihn wohl besser kennen lernen.                "Wir beide sind wohl in einem Jahrgang.", stelle ich fest und versuche dabei möglichst freundlich zu lächeln.  Als nächstes stellt sich einer der Zwillinge als "Fred." vor und der andere als "George." Die beiden grinsen mich an und ich sehe ein schelmisches Funkeln in ihren Augen.    "Wirklich?", frage ich noch einmal zur Sicherheit. "Macht es mir bitte nicht noch schwieriger, als es schon ist. Ihr seid das erste Zwillingspaar, das ich treffe."                                                                      "Nein, ich bin wirklich George und er ist Fred. Beim ersten Treffen machen wir noch keine Zwillingsscherze." Er zwinkert mir zu. Ich antworte mit einem kurzen "Aha."                                       Der letzte (und älteste) -bei dem ich mir schon denken kann, wer er ist- sagt:"Hey, ich bin Bill." Molly wirft einen schnellen Blick auf die Uhr, die über unseren Köpfen hängt.                                   "Es ist ja schon viertel elf! Ich wünsche dir ein tolles Jahr in Deutschland Bill. Und nun kommt Kinder!" Sie drückt ihren ältesten Sohn ein letztes Mal. Meine Mutter umarmt mich auch zum Abschied und ruft mir noch einmal alles in Erinnerung, was sie mir in den letzten Wochen quasi gepredigt hatte. Von "Denk' an eine ausgewogene Ernährung." bis hin zu "Hetz' bitte nicht zu vielen Schülern Flüche an den Hals, ja?" war alles dabei gewesen. Sie gibt mir einen Kuss auf die Stirn. Ich schaue über meine Schulter und sehe, wie Arthur seinem Sohn noch einmal auf die Schulter klopft, bevor er mit meiner Mutter zurück nach Bayern appariert. Der Rest der Weasleys läuft zügig mit ihren Gepäckwägen los und ich habe Mühe mit ihnen Schritt zu halten.                    George (oder ist es Fred?) rennt plötzlich los und mit voller Geschwindigkeit auf die Mauer zwischen Gleis 9 und 10 zu. Mein Herz bleibt kurz stehen. Er wird sich verletzen! Doch er rennt ganz lässig durch sie hindurch und bevor ich mich wieder zusammenreißen kann, rennt Fred (oder der andere Zwilling eben) seinem Bruder hinterher. Molly muss meine weit aufgerissenen Augen bemerkt haben. Vermutlich sind sie so groß, wie die eines Mondkalbs.                                   "Oh Liebes, um auf das Gleis 9 3/4 zu kommen, musst du durch die Wand zwischen Gleis 9 und 10 laufen. Wenn du Angst hast, renn' lieber ein wenig. "                                                                               Natürlich. Ist ja auch logisch. Irgendwie zumindest.                                                                                          Dann verschwinden auch schon Ron und Ginny in der Wand . Arthur ermutigt mich, es ihnen gleich zu tun. Also renne ich (nicht ohne gespielte Lockerheit) gerade auf die Mauer zu. In meinem Kopf sage ich mir immer wieder 'Nur nicht langsamer werden, Toni. Nur nicht langsamer werden.'                    

Während ich zwischen den Backsteinen verschwinde, zieht sich mein Magen für einen winzig kleinen Moment zusammen und ich schließe die Augen.                                                                    Plötzlich knalle ich gegen irgendetwas und bekomme den Lenker meines Gepäckwagens mitten in den Bauch gerammt. Ich falle rückwärts hin und versuche den Sturz noch irgendwie abzufangen, jedoch nur mit dem Ergebnis von einem aufgeschlagenem Ellenbogen und zwei angeschürften Handflächen. Mit schmerzerfülltem Gesicht drücke ich meine Hände auf meinen Bauch. Das "Mist..." welches eine Person unweit von mir ausstößt, nehme ich kaum wahr. Was ich allerdings bemerke sind die Blicke der Leute, die auf mir ruhen. Ich kann sie quasi auf der Haut spüren. Wahrscheinlich wurde jeder auf dem gesamten Bahnhof von dem Krach auf mich aufmerksam gemacht worden.                                                                                                                                  "Ist alles in Ordnung mit dir? Hörst du mich?" Die fremde Stimme eines Jungen fragt mich das und (zu meiner Überraschung) klingt er ernsthaft besorgt. Langsam öffne ich die Augen und sehe ihn an. Es ist ein eher kräftig gebauter Junge mit hervorstehenden Zähnen und Gel in den Haaren. Ein wenig schockiert schaut er mich durch seine grünen Augen an. Außerdem stottert er ein wenig. Mit deutlicher Stimme wiederholt er: " Geht es dir gut?" Ich nicke. Ich schaue an ihm vorbei und sehe, dass hinter ihm zwei umgestoßene Gepäckwägen und Koffer liegen.                      "Oh äh, h-habe ich d-dich angerempelt? stottere ich, weil er mich ein wenig in Verlegenheit bringt. Der Junge hält mir seine Hand entgegen und er zieht mich auf die Beine. Er lässt sie nicht sofort los, sondern schüttelt sie und stellt sich vor :" Ich bin übrigens Neville."                                    "Ich bin Toni. Mein erster Tag hier und schon blamiere ich mich. Das mit dem Zusammenstoß tut mir echt Leid. Normalerweise bin ich nicht so rabiat."                                                                                    "Schon okay. Meistens passiert mir so etwas immer." , er wirft einen Blick auf meinen verletzten Ellenbogen, "Da könnte bestimmt ein wenig Diptam-Essenz helfen."                                                            Verlegen kratzt er sich am Hinterkopf und schaut auf den Boden. Ich räuspere mich leicht, mein Mund ist ganz trocken. Eine peinliche Stille entsteht.


Ein Auslandsjahr in Hogwarts (Eine Neville Longbottom FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt