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Am nächsten Tag ging ich natürlich wieder zur Schule.
Diesmal bekam ich den Bus jedoch zum Glück.
Ich ging vorsichtigshalber 20 Minuten früher zur Bushaltestelle. Toll nur, dass der Bus heute nicht früher da war, sondern sogar Verspätung hatte.
An der Schule angekommen nahm ich natürlich wieder meinen Stundenplan zur Hand.

1.Stunde: Physik - Raum 33
2. Stunde: Politik - Raum 07
3.Stunde: Freistunde × × ×
4.Stunde: Mathe - Raum 19
5.Stunde: Englisch - Raum 12

Das war okay, bis auf die Tatsache, dass ich Physik echt nicht mochte.
Es war aber immerhin nicht so schlimm wie Musik.
Die Erinnerung an Nadines Musikstunde bereitete mir noch immer Unbehagen.

Den Physikraum, Raum 33 fand ich eher zufällig, aber wenigstens war ich somit heute nicht zu spät.
In dieser Stunde wiederholte Mrs. Miller die Grundlagen der Lichtbrechung.
Ich schrieb wieder alles still mit und vermied es, mich anderweitig am Unterricht zu beteiligen.
Meine mündliche Note war, wie man sich denken konnte, daher nicht gerade gut, was ich aber wohl einfach hinnehmen musste.
Ich hasste es, vor vielen Leuten zu reden.
Nach der Stunde war ich diesmal so schlau, die Lehrerin, Mrs. Miller nach dem Weg zu Raum 07 zu fragen.
"Wenn du ins Erdgeschoss gehst, dann ist es der dritte Raum, auf der rechten Seite", erklärte sie mir freundlich.
"Okay, vielen Dank", erwiderte ich und verließ den Raum.
Mein Herz stoppte, nur um anschließend doppelt so schnell weiterzuschlagen, als ich Ian sah, der gegenüber des Klassenräumes an der Wand gelehnt dastand.
Ich wendete den Blick schnell ab.
Immerhin war es ja wohl kaum möglich, dass er meinetwegen hier war, oder?
Ich schulterte meinen Rucksack und rief mir die Anweisung der Lehrerin wieder ins Bewusstsein.
Erdgeschoss, dritter Raum, links.
Ich ging also los... Als plötzlich jemand nach meinem Handgelenk griff.
Und dieser jemand war Ian.
Klar.
In Ian's Nähe fühlte ich mich, als sei ich Protagonistin eines rosigen High School Filmes in dem immer wieder diese klischeehaften Szenen vorkamen.
Da waren ja sogar lauter Flatterviehcher in meinem Bauch.
Aber trotzdem musste ich mich selbst immer wieder daran erinnern, dass das alles albern war, meine ganzen Hirngespinnste und, dass ich NICHT die Protagonistin eines Highschool Filmes war.
Ian und ich - das würde nie passieren. Das wäre absolut unmöglich.
Was sollte er schon mit mir wollen, wo er doch jede haben konnte?
Richtig, gar nichts.
"Wo willst du hin?", fragte er amüsiert.
"Äh... Zum Unterricht...?", antwortete ich lahm.
"Du läufst aber in die falsche Richtung"
Ich war verwirrt.
"Also soweit ich weiß ist das die richtige Richtung. Ich muss ins Erdgeschoss."
"Ich weiß, aber das geht schneller. Wir nehmen einfach den Aufzug", erwiderte er und lächelte verschmitzt.
"Den Aufzug?", fragte ich.
Ich wusste nicht, dass es hier einen Auszug gab.
"Ja, der ist zwar eigentlich nur für Leute, die keine Treppen gehen können - mit Krücken oder mit Rollstuhl... Aber solange uns niemand erwischt ist alles in Ordnung", erklärte er.
"Das ist für uns also verboten, richtig?", fragte ich nach.
"Ja", antwortete er schlicht.
Ich war Hazel Roberts - ich würde nie etwas verbotenes tun.
Andererseits war es echt verlockend mit ihm mitzugeben... Aber nein! Ich war ein Schisser, kein Draufgänger oder Rebell.
Ich wollte keinen Ärger hier in der Schule - erst recht nicht jetzt, wo ich doch erst seit ein paar Tagen hier war.
"Okay... Also ich werde jetzt in die andere Richtung gehen und die Treppen nehmen. Du kannst ja auch allein mit dem Aufzug fahren.",versuchte ich die Situation zu regeln.
"Ach komm schon, ich habe extra auf dich gewartet", betellte er und zog eine Schnute.
"Nein, echt nicht... Ich mach das nicht", wiederstrebte ich.
"Bitte, sei doch keine Langeweilerin".
Und damit hatte er leider einen wunden Punkt getroffen - Ich war eine Langeweilerin.
Darunter knickte ich ein.
"Nagut, wohin geht's?", sagte ich und seufzte.
Mir gefiel es nicht, sowas zu machen, aber jetzt konnte ich irgendwie nicht mehr anders.
Ian lächelte und zog mich mit
"Hier lang".
Während wir zum Aufzug eilten fragte ich ihn:"Du magst es, auf Regeln zu pfeifen, oder?"
Er antwortete, verdächtig zögernd:"Klar, man lebt immerhin nur einmal"
Irgendwie kam mir diese Antwort seltsam vor.
Aber vielleicht interpretierte ich auch einfach zu viel darin hinein.
Vielleicht hatte er das auch einfach nur so dahin gesagt.

Loser with a ChanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt