1. Kapitel

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Mila

Er war da. An meinem ersten Schultag in der ersten Klasse, auf dem jährlichen Dorffest, auf dem Weihnachtsmarkt, in der Highschool und jetzt in diesem Moment.  Er stand zwanzig Meter von mir entfernt. Mein Atem stockte. Ich hatte ihn ewig nicht mehr gesehen. Nicht mehr seit diesem  einen Tag vor drei Jahren. Liam war schon immer anders als die anderen Jungs die ich kannte. Er war Lehrerliebling, unglaublich schlau, sportlich und aufmerksam.Wenn man ihm etwas erzählte  hat er dich mit einem Blick angesehen, der einem genau gezeigt hat was er für einen empfindet. In diesen Momenten hatte die Welt kurz still gestanden und nichts außer ihm hatte gezählt. Ob er immer noch so war?  Ich weiß es nicht. Ich weiß nichts mehr über ihn. Nichts mehr seit diesem einen Tag. Verdammt, ich verfluchte diesen Tag. Nein, ich hasste ihn. Wenn ich könnte würde ich die Zeit zurück drehen und alles ändern. Es mag verwirrend sein diesen Tag zu erwähnen, aber ich möchte, dass ihr wisst wie ich mich fühle. Das ich alles ändern würde, wenn ich könnte. Ich bin keine schreckliche Person, das ist zumindest das, was ich mir seit den letzten drei Jahren einrede. Ein Schauer durchlief mich. Liam kam mir näher. Hatte er mich erkannt? Nein das war unmöglich. Er kann sich nicht an mich erinnern. Nicht an mich, und nicht an uns. Er sah zu mir, blickte in meine Augen und ein warmes kribbeln breitete sich in meinem Bauch aus. Verdammt, das waren fünf Sekunden zu viel Blickkontakt. Er kam mir noch näher und ich konnte nicht anders als mich umzudrehen und davon zu gehen. Er lief mir nicht hinterher. Warum sollte er auch? Schließlich hatte er mich soeben zum ersten Mal gesehen.

Nachdem meine Kurse am Nachmittag vorbei waren traf ich auf dem Weg zu meiner Wohnung meine Mitbewohnerin Theresa. „Naaaa, wie war es heut mit Mister Super-Hot? Hat er wieder so sexy gelächelt, als er sein Lieblingsdrama vorgelesen hat?" Ich musste lachen. „Du Spinnerin!", gab ich lachend zurück. Sie spielte auf meinen fünfzig Jahre alten Literatur Professor an, der leider alles andere als „Super-Hot" war. „Hast du heut Abend schon was vor oder wollen wir endlich mal wieder ausgehen und so richtig die Sau rauslassen? Und bevor du nein sagst, wir waren seit Wochen nicht mehr zusammen aus und das schadet unserer Freundschaft". Ha ha ist ja nicht so, dass wir 24/7 aufeinander rumhängen, wenn wir nicht gerade Kurse hatten. „Also ich fand es gar nicht so schlimm", sagte ich. Sie boxte mich in die Seite und lachte. „Du hast mich soeben bis auf Innerste verletzt, damit hast du dich definitiv dazu verpflichtet mich zu begleiten". Ich wusste, dass es ab diesem Moment sowieso nichts mehr bringen würde zu diskutieren, also ergab ich mich. „Dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig. Achso, Ich muss dir noch was erzählen". Total ernst gab sie zurück: „Was ist los?". „Ich hab Liam heute auf dem Campus gesehen". „Liam? DER Liam? Der Liam, den du seit drei Jahren nicht mehr gesehen hast?". „Ja, genau DER Liam und könntest du vielleicht ein w e n i g leiser sprechen?". „Oh tut mir leid. Ich bin nur ... ach Süße...Alles gut bei dir? Habt ihr geredet? Hat er sich verändert? Ich hab so viele Fragen".
„Die habe ich auch". Ich hatte nicht damit gerechnet ihn je wieder zu sehen. Vor drei Jahren packte ich meine Sachen, lies mein Zuhause, meine Freunde und meine Familie hinter mir und fing ein neues Leben an. Das alles tat unglaublich weh und es hatte Monate gedauert bis ich wieder bereit war ein halbwegs normales Leben zu führen. Und das nur dank Theresa's Hilfe. Sie war in den letzten Jahren die einzige Person, die zu mir stand, die mich verstand und immer für mich da war. Und jetzt war er auf einmal hier. An meinem sicheren Ort. Ich wusste nicht was er auf dem Campus wollte, geschweige denn in dieser Stadt und ich würde es wahrscheinlich auch niemals erfahren. Das alles war viel zu viel für mich und ich hoffte mir die ganze Situation einfach nur eingebildet zu haben. „Wer weiß ob wir uns überhaupt nochmal wiedersehen werden", sagte ich seufzend zu Theresa die mich schon ein paar Sekunden anstarrte. Sie holte tief Luft und sagte: „Ich finde, dass ist ein super Grund sich einfach mal zu betrinken und alles zu vergessen. Was sagst du?" Wo sie recht hatte, hatte sie recht. „Na gut, heute Abend lassen wir die Sau Raus!"

Say you want me too. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt