Mein neues Leben bei den Ferox

Kapitel 22: Beginn Phase 2

Ich erwachte irgendwann durch ein ziemliches Poltern und rieb mir verschlafen über die Augen. Langsam erhebe ich mich vom Boden und lasse die Schultern kreisen, um mich etwas zu lockern. Mein Blick fällt in den Spiegel und ich seufze bei meinem Anblick. Ich sah buchstäblich echt fertig aus und ich entscheide mich dazu erstmal duschen zu gehen. Nachdem das warme Wasser meine Muskeln etwas gelockert hat, trockne ich mich ab und binde mir das Handtuch um meinen Körper. Ich öffne vorsichtig die Tür und verlasse das Bad, dabei entdecke ich Eric auf dem Sofa liegend. Vor ihm liegen zwei leere Flaschen, aber dafür interessiere ich mich nicht weiter. So leise wie möglich verschwinde ich ins Schlafzimmer und ziehe mich dort an. Mit meinen Boots in der Hand verlasse ich mein Quartier und ziehe draußen diese dann an. Ich begebe mich in die Kantine und setzte mich zu Tris an den Tisch. „Morgen", murmle ich und schenke mir einen Kaffee ein. Natürlich ist mir bewusst das mich die Frau von Gegenüber anstarrt, aber mir ist nicht nach einem Gespräch, demnach starre ich selbst einfach nur in meine Kaffeetasse. Irgendwann werde ich an der Schulter berührt und zucke heftig zusammen. Zum Glück ist es lediglich Four, der mir einen guten Morgen wünscht. Nickend sehe ich ihn an und trinke meinen Kaffee weiter. „Bereit für Phase 2?" Mein Blick geht über den Tisch hinweg zu meinem Ausbilder und erneut nicke ich. Wortlos stehe ich dann aber auf und verabschiede mich, um zum Training zu gehen. Alle Initianten sitzen in einem Raum und warten darauf das es los geht. Eine der Türen öffnet sich und Eric erscheint im Vorraum. Selbstverständlich sieht er direkt zu mir, aber ich wende provokativ den Blick von ihm ab. Die zweite Tür öffnet sich ebenfalls und schon ertönt mein Name. Ich stehe auf und bemerke erst jetzt das es Eric war der mich aufgerufen hat. Kopf schüttelnd gehe ich auf die beiden Ausbilder zu und schlüpfe einfach an Four vorbei in seinen Raum. Auf keinen Fall werde ich mich freiwillig in einen Raum allein mit Eric begeben. Four schließt die Tür und sieht mich fragend an. „Ich will mit ihm nichts mehr zu tun haben!" Ich nehme auf dem Stuhl mitten im Raum Platz, denn dieses Prozedere kenne ich ja bereits von meinem Test damals. „Weißt du, warum er von der Party weggeholt wurde?" Warum nur frage ich das? Four schüttelt nur den Kopf. „Ich könnte mich aber erkundigen was los war, wenn du möchtest?" Ich winke nur ab und versuche es mir etwas bequemer auf diesem Stuhl zu machen. „Lass uns einfach anfangen Four." Mein Blick geht kurz zu ihm und dann bereitet er alles vor. Er gibt mir die blaue Flüssigkeit und ich trinke sie direkt nachdem er mir die Elektroden angelegt hat. Mir ist bewusst das er alles sehen kann was ich nun erlebe aber das gehört nun mal dazu.

Als ich meine Augen öffne stehe ich inmitten eines dunklen Raumes und kann nicht mal meinen eigenen Körper erkennen. Seufzend drehe ich mich leicht im Kreis und taste mich an der Wand entlang. Irgendwann ertaste ich etwas und betätige einen Hebel. Es wird endlich hell und ich sehe mich um. Der Raum war gänzlich weiß und ich war definitiv allein hier. Mit gerunzelter Stirn überprüfe ich meine Hosentaschen und entdecke dann in der Innenseite meiner Jacke eine Waffe. Oh Shit, die Tatsache das ich es nicht mag zu schießen hat sich also tatsächlich bereits als eine meiner Ängste manifestiert. Ich nehme die Waffe heraus und kurz darauf erscheint Parker nur wenige Meter von mir entfernt. Er grinst mich frech an. „Du freust dich ja gar nicht mich wiederzusehen." Nein, das tue ich tatsächlich nicht, aber ich versuche mich einfach nur darauf zu konzentrieren, dass das hier eine Simulation ist. Nichts davon ist echt! Ich hebe meinen linken Arm und Ziele auf Parker. „Wir wissen doch Beide das du nicht abdrücken wirst!" Grinsend sieht er mich an, weswegen ich die Augen schließe und einfach nur abdrücke. Kurz nachdem der Schuss verhallt war öffnete ich wieder die Augen und stellte fest das ich in einem anderen Szenario bin. Die Waffe war verschwunden und ich erkannte das ich mich in meinem Quartier befinde. Die Tür hinter mir öffnet sich und ich drehe mich leicht, um sehen zu können wer hereinkommt. Mein ganzer Körper erstarrt und ich kann nur dabei zu sehen wie Eric auf mich zu gestürmt kommt. Er packt mich, wirft mich aufs Bett und zerrt mir die Klamotten vom Leib. „Jetzt zeig ich dir wie ich mit Tussis wie dir umgehe!" Erst seine Worte sorgen dafür das wieder Bewegung in meinen Körper kommt und ich beginne damit mich gegen ihn zu wehren. Er schlägt mich, aber das spornt mich nur noch mehr an mich gegen ihn zur Wehr zu setzen. Nichts half und ich ergab mich irgendwann den quälenden Berührungen des Mannes über mir. Ich schloss nur die Augen und hoffte das Ganze so schnell wie möglich hinter mir zu haben. Doch ehe ich mich versah wurde ich geschüttelt und jemand rief wiederholt meinen Namen. „Jen, komm schon. Du bist in Sicherheit, alles ist gut." Verwirrt öffne ich die Augen und sehe mit durch Tränen verschleierten Blick in das Gesicht von Four. Erleichtert lasse ich mich in seine Arme sinken und beginne hemmungslos zu Weinen. „Es ist alles gut. Ich werde ihn mir vorknöpfen dieses Schwein." Erst nachdem ich mich etwas beruhigt hatte entließ Four mich in die Obhut seiner Frau. Tris brachte mich in mein Quartier zurück und blieb dort bei mir.

Zwei Stunden später tauchte Four ebenfalls bei mir auf. Er sah etwas ramponiert aus und man konnte bereits einen leichten Schatten um sein linkes Auge erahnen. Das wiederum signalisierte mir das er sich Eric tatsächlich vorgeknöpft hat. Irgendwie amüsiert es mich ein wenig, denn Eric hat es verdient! Four setzte sich zu mir aufs Sofa und nahm mich in den Arm. „Ich habe mit ihm gesprochen und ich finde es Scheiße was er dir angetan hat." Ich bemerke genau das er zu seiner Frau sieht und auch das diese sich irgendwie nonverbal austauschen. „Na los kommen wir zu dem Teil, der mit Aber beginnt." Ich lasse ihn los und lehne mich zurück, um ihn ansehen zu können. Seine Miene war Ernst und er räuspert sich ehe er aufsteht. „Am Besten du siehst es dir selbst an Jen." Eigentlich habe ich nicht Lust darauf, aber ich stehe auf und folge ihm gemeinsam mit Tris. Er führt mich zum Überwachungsraum der Ferox und gibt dort seinen Code ein, um Zutritt zu bekommen. Sofort schickt er sämtliche Anwesenden heraus. Er deutet auf einen der Stühle und ich nehme Platz. Es dauert einen Moment bis er scheinbar gefunden hat was er gesucht hat. Ich sehe auf den Bildschirm vor mir und betrachte das Video, welches er abspielt. Natürlich erkenne ich das Gesicht von Parker und kurz darauf auch das von Marc. „Was wird das hier Four?" Er deutet nur wieder auf den Monitor und ich schaue weiter. Ein dunkelhaariges Mädchen taucht auf, sie hat meine Statur und Größe. Marc und Parker beginnen damit sie zu berühren und zu küssen. Es geht mächtig ab zwischen den Dreien und ich wende irgendwann den Blick ab, denn sowas interessiert mich ja nicht wirklich. Im Gegenteil ich finde es nur abstoßend. „Verstehst du es jetzt?" Ich schüttle den Kopf. „Nein, was soll ich verstehen?" Mein Blick geht fragend zu Four. „Hast du die Ähnlichkeit nicht bemerkt?" Mein Blick geht zu Tris und ich zucke mit den Schultern. „Sie sieht aus wie du Jen?" Ich schnaufe nur und stehe auf. „Ja und? Mir ist es sowas von egal was die Zwei mit wem so getrieben haben." Four dreht mich zum Monitor zurück und betätigt einen Knopf. „Diese Nachricht war bei diesem Band dabei." Auf dem Bildschirm standen folgende Worte: „Schau dir genau an was deine Freundin für eine Schlampe ist! Bist du dir sicher das du mit so jemanden in Verbindung gebracht werden willst?"

Was zur Hölle soll der Mist, es ist doch wohl eindeutig klar, dass nicht ich diese Person in dem Video bin. „Man hat dieses Video hergebracht und explizit an Eric zugestellt." Oh nein, er war deswegen von der Party weggeholt wurden und da er bereits etwas getrunken hatte war ihm nicht mal aufgefallen das man ihn verarscht hat. „Zeig mir das Video nochmal", bat ich Four. Dieses Mal sah ich genauer hin und mir vielen immer mehr Unterschiede zwischen der Frau dort und mir auf. Plötzlich entdecke ich etwas und stoppe das Video. „Gott er ist so dämlich! Dort, hinter dem rechten Ohr." Ich deutete auf die Stelle, die ich meine. „Das ist Karen!" Eindeutig! Diese hässliche Spinne hinter dem Ohr hat sie sich direkt am zweiten Abend bei den Ferox stechen lassen. Four und auch Tris treten näher an den Bildschirm, um sich das Tattoo anzusehen. „Du hast Recht. Sie haben das also mit Absicht gemacht, um Eric auf die Palme zu bringen. Allerdings haben wir nun etwas in der Hand, um auch Karen auszustoßen. Sie hat nichts außerhalb des Hauptquartiers zu suchen." Ohne dass ich es bemerkt hatte stand Eric auf einmal hinter mir und berührte mich an den Schultern. Erschrocken drehe ich mich um und gehe sofort auf Abstand, als ich erkenne wer es sich da gewagt hat mich zu berühren. „Es tut mir leid Jen", murmelte er nur vor sich hin und versuchte meinen Blick mit seinem zu fangen, aber ich sah absichtlich direkt auf den Boden. „Ich will das du gehst Eric! Du hast mich gedemütigt und das nicht nur einmal, sondern du hast auch noch die Dreistheit besessen mir meine Würde zu nehmen. Verschwinde einfach!" Ich konnte ihn nicht ansehen in diesem Moment, denn mir war bewusst das es ihm leidtut, aber das hilft ihm im Moment einfach nicht. Ohne mich nochmal umzusehen renne ich einfach drauf los und schließe mich wieder in meinem Quartier ein.