Weltenwandler - Wechsel der Gezeiten

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Es kamen Melody vor wie Stunden, in denen sie durch das Portal flogen. Es gab kein Oben und Unten, und sie hatte keine Ahnung, wo rechts und links war. Sie schwebten auf ein helles Bild zu, ein schwaches Leuchten drang heraus. Melody meinte Will und Lennox darin sehen zu können, aber die Entfernung war so groß, dass es sich genauso um zwei Seepferdchen hätte handeln können. Neben ihr konnte sie Nyx spüren, doch sie wagte es nicht, den Blick von dem Bild vor ihnen zu nehmen. Sie hielt seine Hand fest umklammert, denn niemand wusste, was passieren würde, wenn sie sich losließen. Das Bild kam immer näher. Schützend hob Melody die freie Hand vor ihr Gesicht, um ihre Augen zu schützen, als sie schon von dem leuchtenden Ausgang verschluckt wurde.

Stolpernd wurden Melody und Nyx vom Portal ausgespuckt. Orientierungslos schwankte Melody und klammerte sich an Nyx Hand, um nicht vollkommen hilflos herumzutorkeln. Alarmiert suchten Nyx Augen nach Will und als er ihn erblickte, hörte Melody ihn sagen:"Die Sirenen waren direkt hinter uns. Ich weiß nicht, ob sie gesehen haben, wo wir hin sind, aber falls es der Fall war, wissen Sie auf jeden Fall, dass wir sind und vor allem, wo wir hinwollen. Wir müssen uns beeilen!"
Wills Augen weiteten sich und auch Lennox sog leise Luft ein. Melody, die inzwischen wieder wusste, wo unten und oben war, nickte zustimmend.
"Wir können nur hoffen, dass sie eben nicht wissen, wonach wir suchen.", meinte sie und deutete dann auf den langen Gang, der sich hinter Will und Lennox erstreckte. Fragend schaute sie Will an:"Was ist dort? Sind wir richtig?"
Schulterzuckend drehte sich Lennox um:"Wissen wir nicht. Wir haben lieber auf euch gewartet. Was habt ihr eigentlich so lange da drüben gemacht?"

Interessiert sah er zwischen Melody und Nyx hin und her. Melodys Wangen färbten sich rosa und sie senkte kurz den Blick.
"Wir sind direkt nach dir da rein. Kein Plan, warum das so lange gedauert hat, für uns waren es nur Sekunden.", ergriff Nyx das Wort. Melody hob den Kopf und sah ihn an. Sein Kiefer war leicht angespannt und seine Wangenknochen gaben seinem Blick etwas hartes.
Will unterbrach das ganze, indem er vorschwamm und sich nach ein paar Metern zu ihnen umdrehte:"Kommt schon, wir haben keine Zeit zu verlieren. Wir haben eine Mission!"

Lennox warf Nyx einen letzten Blick zu, bevor er sich abwandte und Will hinterherschwamm. Leise stieß Nyx die Luft aus. Dann sah er auf ihre Hände herab und bemerkte ebenso wie Melody, dass sie immernoch miteinander verschränkt waren. Aprupt errötend entzog Melody ihre Hand der seinen und bereute es im gleichen Moment. Sofort wurde ihre Hand kalt und am liebsten hätte die Nixe sie wieder in die ihres Gefährten gelegt.
"Sorry, ich-", fing sie leise an, wusste aber nicht mehr, was sie eigentlich sagen wollte.
Sie warf Nyx einen kurzen Blick in seine smaragdgrünen Augen und senkte dann den Kopf, bevor sie den beiden Meermänner schweigend hinterherschwamm. Nyx blickte ihr mit einem undefinierbaren Ausdruck in den Augen nach, atmete tief durch und setzte sich ebenfalls in Bewegung.

Melody wäre beinahe in Lennox hineingeschwommen, hätte Nyx sie nicht rechtzeitig an der Schulter festgehalten. Entschuldigend sah sie Lennox ins Gesicht, welcher es jedoch nicht bemerkte, da er angespannt auf die milchig weiße Pforte vor ihnen starrte. Will hatte die Hand erhoben und wartete kurz, bevor er sich neben die Angeln der rechten Tür presste. Die anderen taten es ihm gleich und jeder versuchte, durch das Glas zu spicken.
Doch es war zwecklos, Melody erkannte nur leichte Shillouetten und konnte den Raum hinter den Türen nur erahnen. Das einzige, was sie hörte, war die scheidende Stimme einer Frau. Ansonsten herrschte gespenstische Stille.

Ratlos blickte Melody zu Nyx, der sich neben ihr an die Wand quetschte.
"Ich glaube nicht, dass die uns sehen können. Will, Lennox, kommt hierher.", befahl Nyx mit leiser Stimme und löste sich vom kalten Stein.
"Woher wissen wir, dass Arelè und die anderen dort sind?", fragte Lennox und schaute in die Runde. Ahnungslos zuckte Melody die Schultern.