Am nächsten Morgen stand ich müde auf und entschied nach langer Zeit, wieder Sport zu treiben, auch, um mich vor der gefürchteten Antwort des heutigen Tages abzulenken. Also zog ich mir eine lockere, kurze Hose und ein Sport-BH an und machte mich mit meiner Tasche und einer Wasserflasche auf.
Ich lief zwei Straßen entlang und merkte wie frisch es war. Sie pusteten mir den Pessimismus aus mir raus. Die ganze Nacht ließen meine Gedanken mich nicht in Ruhe, obwohl ich in den letzten drei Jahren sehr wohl gelernt hatte abzuschalten und wegzulegen. Nicht zu verdrängen, aber dem neuen Leben mit offenen Armen entgegen zu laufen und bereit sein, gewisse Dinge hinter mir zu lassen.
Doch die Anwesenheit Riccardos schleifte meine Vergangenheit hinter sich her und nichts wünschte ich mir mehr, als dass er ein gewöhnlicher Kerl war. Eigentlich hatte ich nichts dagegen, wenn er ein Krimineller war, ich war ja einiges Schlimmes gewohnt. Aber zumindest sollte er ein Kleinkrimineller sein, einer der durch illegales Zeug seine Brötchen verdienen wollte, aber keinen Namen hatte.
Wer wusste schon, wie bekannt Mancini in Palermo war? Spanien hatte da seine ganz anderen Kreise und zeichnete sich durch Verschleierung und intelligenten Schachzügen aus. Wir nannten unsere Kreise Drogenkartelle und mein Vater war niemand geringeres als der Don. Nicht der Don Romeros, nicht der von Valencia-City, sondern der von ganz Spanien.
Und wenn Riccardo tatsächlich ein beachtenswerter Mafiosi war, dann war es nicht einfach schlecht, es war katastrophal. Auf der einen Seite, weil ich wieder in den ganzen Mist hinein geraten war, auf der anderen, weil ich auf der Flucht war und ich dann nicht mehr länger wusste, vor wem ich wegrennen sollte.
Vor den Romeros oder den Mancinis?
Aus diesem Grund sorgte ich mich um das heutige Treffen mit Akil und dem, was mich für Antworten erwarten würden.
Ich erreichte eine ansehnliche Bar, die von den Studenten gut besucht war. Oft kam ich hierher, wenn ich Frust abbauen musste. Oder wenn ich abschalten musste und mir nachhalf, mich und meinem neuen friedlichen Leben hinzugeben.
Ich hob beim Vorbeilaufen den Arm und der Kellner an den Tresen nickte mir freudig zu. Bis ganz weit hinten der Bar lief ich die kleine, dunkle, verengte Treppe hinunter und öffnete die schwere Tür zu der Ortschaft, die mich vergessen ließ.
Warme Luft und Kampfrufe erreichten mich und ich musste lächeln.
Zu lange war ich nicht mehr hier.
Der Raum war voll von Männern, während ich die einzige Frau war. Überall waren Boxringe verteilt, auf den meisten bekämpften sich eifrig zwei. In einem neben mir lag einer schon blutend und bewusstlos auf dem Boden. Ich hasste illegale Gewalt, aber Orte wie diese zeigten mir einmal mehr, dass mir das im Blut lag.
Sie kannten mich durch meine kämpferischen Fähigkeiten, nicht durch meinen Nachnamen. Ich lief zu dem Coach dieser Kampfszene und er gab mir die Ghettofaust zur Begrüßung. Es war verständlich, dass ich nicht die Stärke des brutalsten Kämpfers in diesem Raum hatte, aber ich war flink und ich arbeitete mich konzentriert durch, mehr brauchte es nicht.
Ich lief in ein Boxring, in dem mir ein breiter, aggressiver Mann ein Stare Down [wenn man sich vernichtend anstarrt und so lange wartet, bis einer der beiden den Blick abwendet und demnach verliert] lieferte, doch ich ließ mich auf die Formalitäten gar nicht ein, schmiss mein Handtuch in die Ecke, in der mein Coach schon ungeduldig umher hüpfte und näherte mich ihm. Ich wartete auf den Countdown und schon landete mein erster Schlag in seinem Gesicht.
Grimmig und mit fletschenden Zähnen schlug er auf mich ein und ich wich ihm gekonnt aus, meistens zumindest. Keine fünf Minuten dauerte es und es lag unentschieden. Auch ich kassierte einige seiner Treffer, aber am meisten störte mich, wie nassgeschwitzt ich war. Das war dann eben die weibliche Seite an mir.
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R O M E R O {Riccardo Mancini} [ABGESCHLOSSEN]
Romance~ABGESCHLOSSEN~ Valencia strahlt Stärke aus. Valencia weiß was sie will. Und sie ist bekannt unter den Studenten, aber nicht auf die Art auf die sie befürchtet es zu sein. So einfach lässt sie nämlich nicht über sich entscheiden. Aber auch wenn Ricc...