~Kapitel 18~

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"Was willst du jetzt tun?"

"Keine Ahnung" antwortete ich Jungkook wahrheitsgemäß.
Was sollte ich jetzt tun? Gute Frage.

"Wenn du wirklich krank wirst, nur weil du hier bist, dann... dann darfst du nicht mehr kommen. Du kannst nicht dein Leben aufs Spiel setzten, nur um zu uns zu kommen."

"Quatsch. Mir geht es gut" meinte ich jedoch nur.

"Red keinen Unsinn. Dir geht es eben nicht gut. Schon vergessen? Du bist vorher umgekippt. Für mich sah das eindeutig nicht nach nichts aus."

Wo er recht hat, hat er recht.

"Wie stellst du dir das vor? Ich kann es nicht kontrollieren, wenn ich hier her komme. Es ist nicht so, dass... warte." Genau in diesem Moment fiel mir etwas ein. Ein kleines Detail, auf das ich nicht geachtet hatte. "Was hatte mein Vater vorher gesagt? 'Jedes Mal, wenn ich die Maschine anschalte, um in den Comic zu gelangen, passieren merkwürdige Dinge' " zitierte ich die Worte meines Vaters, welche vor kurzer Zeit durch die Lautsprecher des Tablets ertönten.

"Aber du gelangst nicht durch die Maschine in diese Welt" meinte nun Jungkook. Er hatte verstanden was ich dachte.

"Genau. Das erste mal war es vielleicht so, jedoch jetzt nicht mehr. Wenn mein Vater also nur durch die Maschine hier hin gelang, warum also ich nicht? Was ist bei mir anders? Irgendwas passt doch hier eindeutig nicht zusammen."

"Ich weiß es nicht, aber wir werden es herausfinden. Keine Angst, ich lasse es nicht zu, dass es du dich letztendlich vor meinen Augen auflösen wirst."

Werd nicht rot Chaeyoung. Werde ja nicht rot. Ich warne dich. Das war zwar wahnsinnig süß von ihm, aber zeig das ja nicht.
"Keine Sorge, ich hab doch keine Angst davor. Ich doch nicht. Was denkst du von mir?" überspielte ich den aufkommenden Schimmer an Röte in meinem Gesicht.

Doch ich versuchte gleichzeitig auch alles herunterzuspielen, auch den Inhalt des Videotagebuch. Den Fakt, dass sich mein Vater aufgelöst hatte, weil er in dieser Welt zu lange Zeit verbracht hatte. Ich versuchte es zu ignorieren und hoffte, dass das alles einfach nicht stimmte. Wenn nun alles bei mir anders wäre, würde ich mich vielleicht auch nicht auflösen. Vielleicht war es auch nur ein Versuch meine aufkommende Panik in dem letzten Eck meines Verstandes zu verstecken. Dieses kleine Detail möglicherweise einfach zu vergessen und nie wieder daran zu denken.

Ich könnte nichts daran ändern, dass ich hier bin. Doch will ich wirklich von hier wieder weg gehen, auch wenn ich jetzt weiß, es würde schlecht für mich enden? Ich meine, was hatte ich in meiner Welt zu verlieren?
Die einzige Person, die mir noch ansatzweise geblieben ist, ist mein Onkel und doch sehe ich ihn kaum. Rede zudem kaum ein Wort mit ihm. Wann war der letzte Zeitpunkt, wo wir uns sahen und wir beide freiwillig miteinander redeten, lachten oder einfach unsere Sorgen austauschten? Das ist Jahre her. Ich weiß nicht mal, ob er wirklich für mich da sein wird, wenn es hart auf hart kommen würde. Wir hatten uns auseinander gelebt.

Hier hätte ich wenigstens jemanden, der hinter mir stehen würde und für mich da wäre. Tag für Tag.

Was ist nur aus meinem Leben geschehen? Wann hat es nur angefangen bergab zu gehen und warum hab ich es nicht aufgehalten?
Warum hatte ich es damals nicht bemerkt?
Das erste Mal bemerkte ich, was ich alles verloren hatte, was ich mit meinem Verhalten alles angerichtet hatte. Ich hatte damals nicht nur meinen Vater verloren. Ich hatte zudem auch meine Freunde und vor allem Jennie verloren. Letztendlich hatte ich sogar meinen Onkel verloren. Vielleicht war er noch da, aber es war nichts mehr wie früher. Er hatte höchstwahrscheinlich seine Hoffnungen in mich längst verloren.
An allem war ich Schuld. Alleine ich.

"Ich hab nichts mehr zu verlieren. Das hab ich schon längst."

Worlds Apart: Welcome to the World of BangtanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt