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La presencia - Die Gegenwart

Riccardos POV:

Zugegeben, es war verdammt komisch, wie dieses Weib auf mich zulief und anfing mich anzuziehen. Es erinnerte mich an ein Stück Vergangenheit, was ich erfolgreich verdrängt hatte. Aber sie hatte sowas ehrlich, warmes und sanftes in den Augen, dass ich gar nicht wusste wohin mit mir.

Hinzu kam, dass sie den Auftrag fortführen wollte.

"Wie kommt es dazu? Ich habe verloren, dass haben du, ich, der Coach und die hundert Türsteher gesehen."

"Nun", sie ging sich mit ihren Finger durch ihre goldenen langen Haare und lief neben mir her, während wir die Treppe hinauf stiegen, "Pläne ändern sich. Ich dachte wenn du gewinnst, nehme ich den Auftrag an. Wenn du freiwillig verlierst, nehme ich ihn sogar gerne an."

"Wow", genervt rollte ich mit den Augen und war mehr als dankbar, dass ich die stinkende Luft hinter mich gelassen hatte. Ich hatte endlich das Gefühl aufatmen zu können, als wir draußen vor dem Lokal standen.

"Und jetzt-", sie drehte sich zu mir um und strahlte aufgeregt. Es dämmerte mittlerweile und wurde auch leicht kühler, weswegen ihr Overall, oder wie man auch immer diese Scheiße nennt, flatterte.

Verdammt, sieht sie heiß aus.

"Was 'und jetzt'?"

"Jetzt zeige ich dir einen wirklich schönen Ort, der aber nicht unbedingt mein Lieblingsspot ist. Sagen wir es ist mein zweiter."

Ich seufzte.

"Komm schon! Stell dich nicht so an, Verlierer", sie griff nach mir und schleppte mich zu meiner Karre. Sofort riss ich meine Hand aus ihrer. Ich meine ich heiße Riccardo.

Ein wenig irritiert nahm sie meine Reaktion auch zu Kenntnis.

Geht doch.

"Hey, kann ich fahren?"

"Ha!", spöttisch hielt ich mir die Hand vor dem Bauch, "der war wirklich witzig, Valencia. Andiamo [ital.: Auf geht's]."

Trotzig stellte sie sich neben dem Wagen, während ich ihr die Tür aufhielt: "Meine Karre fährt niemand. Schon gar kein Weib, das arm aufgewachsen ist. Da muss ich mich einmal umdrehen, schon bist du weggedüst. Und das zum zweiten Mal."

"Hey!", ihre Augen wüteten und wieder wurde mir bewusst, wie viele Frauen ich bereits kennengelernt hatte und wie viele wenige solch ein Temperament hatten wie sie.

"Steig jetzt endlich ein, verfluchte Scheiße."

Gott, ich könnte sie dafür -

Sie setzte sich, dem Himmel sei Dank, rein und ich knallte die Tür zu. Die Fahrt zu dem nächsten Spot war etwa zwanzig Minuten entfernt, bis wir ankamen wurde es also schon stockdunkel.

Irgendwann schaute ich zu einem Hügel auf, der weder beleuchtet, noch so ganz sichtbar war. Man sah nur die Umrisse und als ich mich vorbeugte und aus dem Fenster schielte, dachte ich, dass sie mich verarschen will.

"Gut, das ist aber jetzt nicht der Ort, wo ich parken soll, oder? Ich kann bis da oben fahren und dann -"

"Nein, man muss von hier laufen. Es gibt keine Straße bis nach oben."

"Na super", ich schaltete den Motor wieder an, um umzukehren, "Dann hab ich hier nix verloren."

"Stell dich nicht so an, Zicke! Oder bist du erschöpft von der Boxerei?", provozierte sie mich.

Sie war ja so ein verdammtes Miststück.

"Ich verschwende meine Zeit einfach nicht!", zischte ich wutgeladen.

R O M E R O {Riccardo Mancini} [ABGESCHLOSSEN] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt