Kapitel 17 - Die Presse

501 17 1
                                    

Der nächste Morgen brachte Ärger.

So wie Julia es bereits prophezeit hatte, wurde das Krankenhaus von einigen Paparazzi belagert. Andreas, der es sich schon seit Beginn ihrer Karriere zum Ziel gemacht hatte, seine Frau und Kinder aus den Medien zu halten, wurde sofort etwas sauer, als die ersten Fotos von Steffi und seiner Mutter geschossen wurden und die ersten Presse-Fotografen ihre Mikrofone in ihre Gesichter steckten.

"Herr, Reinert. Wie geht es ihrem Bruder?"

"Werden sie wieder gemeinsam Auftritte machen können?"

"Was passiert nun mit den Tickets, der vielen enttäuschten Fans?"

"Wie stehen die Chancen ihres Bruders? Ist es wahr, dass er nie wieder gehen können wird?"

Andreas umschloss Steffis Hand ganz fest mit seiner und legte eine schützende Hand auf den Rücken seiner Mutter als sie sich kommentarlos ihren Weg durch die hungrige Presse Meute auf den Krankenhauseingang bahnten. Normalerweise beantwortete er immer alle Fragen seiner Interviewer und Fans, aber das hier war anders. Es war persönlich.

Kaum drinnen angekommen, klingelte auch schon sein Telefon.

"Geht ihr schon mal vor", sagte Andreas. "Ich komme gleich nach."

Es war Max. Andreas seufzte. Er hatte ja noch nicht einmal einen Kaffee gehabt, und sein Schädel brummte schon. Manchmal wünschte er sich einfach sein altes Leben zurück, bevor der ganzen Medienrummel. Bevor er einen Manager hatte und bevor ihn Leute auf der Straße oder an der Supermarktkasse nach Fotos und Autogrammen fragten.

"Hey."

"Na, alles klar?"

"Nicht wirklich", kam Andreas gleich zur Sache. "Die Presse ist da. Sie haben uns vor dem Krankenhaus abgefangen. Die Fotos geben bestimmt eine gute Doppelseite in der Bild ab."

"Scheiße", fluchte Max ins Telefon. "Hast du irgendwas zu ihnen gesagt?"

"Natürlich nicht, was denkst du denn?" Andreas seufzte. "Hör mal, gibt es irgendwas Wichtiges? Wir sind gerade erst angekommen und ich will sehen ob bei Chris alles in Ordnung ist."

"Nein, ich wollte dich nur auf den neuesten Stand bringen. Wir haben jetzt erstmal alle Shows bis zum Jahresende abgesagt. Ein paar der Locations streiken was die Rückerstattung angeht, aber da laufen noch die Verhandlungen."

"Zahl den Locations was auch immer die verlangen", sagte Andreas. "Die können ihre Stadien so kurzfristig nicht mehr verkaufen. Das geht schon in Ordnung."

Es war schließlich nicht so, als könnten sie es sich nicht leisten.

"Na schön, wie du meinst." Max seufzte. "Ich habe der Crew gesagt, dass sie damit rechnen müssen, sich bis Ende des Jahres nach neuen Projekten umsehen zu müssen."

Andreas schloss die Augen als Frust sich in ihm breit machte. "Ja, okay. Sag ihnen, wir werden alles tun, um sie möglichst bald wieder alle einzustellen."

"Alles klar", sagte Max. "Wie geht es ihm?"

"Er kämpft sich wacker durch", sagte Andreas mit einem Schulterzucken. "Kennst ihn ja."

"Na schön", grummelte Max. "Richte ihm gute Besserung von mir aus, okay?"

"Mach ich, danke Max." Andreas legte auf und machte genau zwei Schritte, bis sein Telefon erneut klingelte. Er verdrehte genervt die Augen. Das durfte doch nicht wahr sein. Er war geneigt, den zweiten Anrufer einfach wegzuklicken, bis er einen Blick auf das Display warf.

Sylvia.

Andreas zögerte nicht lange und ging ran. "Hey, Schwesterherz."

"Komm mir jetzt nicht mit 'Schwesterherz'. Du rufst nicht an, du schreibst nicht! Ich bekomme mehr Infos über Chris' Zustand über das verdammte Fernsehen als von meiner eigenen Familie!"

Anders Als Man DenktWo Geschichten leben. Entdecke jetzt