Epilog

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Als Hannah an ihrem Schreibtisch saß war es draußen schon lange Nacht. Es war einer dieser trüben, regnerischen Tage, wie sie Wien typisch für den späten Herbst sind. Eigentlich möchte man sich bei dieser Stimmung bloß mit einer heißen Schokolade ins Bett kuscheln und einen romantischen Film schauen. Aber in Hannahs Kopf irrten die Gedanken hin und her. Es gab eine Sache, über die sie sich schon lange den Kopf zerbrach, genauer gesagt seit dem 25. September letzten Jahres, das war der Tag, an dem sie und Luca sich getrennt hatten. Nicht etwa, weil sie sich nicht mehr liebten, nein ganz sicher nicht. Viel mehr, weil ihre Leben ab diesem Tag in zwei unterschiedliche Richtungen verlaufen würde. Während Hannah nach ihrem Schulabschluss für das Studium nach Wien ziehen würde, wollte Luca lieber die Welt erkunden und dabei sich selbst finden. Trennungen sind immer schwer, das wusste Hannah, aber die Tatsache, dass sie Luca immer noch so innig liebte und er von heute auf morgen tausende Kilometer entfernt sein würde, machte den Abschied für sie besonders schmerzhaft. Dass ausgerechnet ihre beste Freundin Sophia ihn auf seiner Reise begleiten würde machte die Situation auch nicht besser. Im Gegenteil, schon oft war Hannah der düstere Gedanke gekommen was zwischen den beiden passieren könnte, immerhin würden sie von nun an ihre gesamte Zeit miteinander verbringen. Aber gut, der Start der beiden lag nun schon ein Jahr zurück. Inzwischen hatte Hannah sich in Wien eingelebt. Zu Beginn war es nicht einfach für sie, sich mit einem gebrochenen Herzen in einer neuen Stadt zurecht zu finden, dazu kam, dass sie ihr Studium nach einem halben Jahr abgebrochen hatte und sich lange Zeit wie eine Versagerin fühlte – bis Flavio in ihr Leben trat. Er gab ihr Halt, wenn sie ihn so dringend brauchte und schenkte ihr die Zuneigung, nach der sie sich schon so lange sehnte. Seit einem halben Jahr waren sie nun zusammen. Alles lief nahezu perfekt und er war für Hannah der beste Freund, den man sich vorstellen konnte. Und doch, irgendetwas fehlte. Die Nervosität beim ersten Date, das Kribbeln im Bauch während dem ersten Kuss, selbst das Herzrasen als er ihr sagte, dass er sie liebte – all das fühlte sich gedämpft an, so als wäre ihr Herz taub. Hannah erinnerte sich immer wieder daran, dass Flavio all das war, was sie sich je in einem Jungen gewünscht hatte. Sie sagte sich auch, dass die Gefühle mit der Zeit bestimmt noch kommen würden. Aber sie kamen nicht. Bis zu diesem Tag fühlte sich immer noch alles, was sie für ihn empfand nach zu wenig an. Zumindest zu wenig für die große Liebe. Und seit ihrer Aufnahmeprüfung vor einer Woche, bei der sie Luca zufällig wieder getroffen hatte, schwirrten ihr wieder all die Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit durch den Kopf – zusammen mit einer Frage- Was wenn er der Eine für sie war?

Und so saß sie nun seit Stunden da, fing 13 Mal an einen Brief an ihn zu verfassen und schmiss ihn 13 Mal wieder weg. Was sollte sie ihm auch sagen? Hatte sie überhaupt das Recht wieder in sein Leben zu treten nach all dem was zwischen ihnen passiert war? Und der Gedanke der ihr am meisten weh tat, vielleicht wollte er sie gar nicht mehr in ihrem Leben haben oder hatte sie bereits ersetzt.

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⏰ Last updated: Sep 14, 2020 ⏰

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