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La presencia - Die Gegenwart

Valencias POV:

Beinahe zwei Wochen waren vergangen, seitdem ich den meist gesuchten Gangster Siziliens gesehen hatte. Weil dieser verdammte Mann mich ausgeführt hatte und eine persönliche Ebene bezweckt hatte, in letzter Minute aber absprang. 

Was war nur los mit Riccardo Mancini?

Dass er mir ein Rätsel war machte die Sache keineswegs einfacher, aber dadurch, dass wir uns nicht sahen, kamen die Bemessungen seines Anwesens voran. Ich mailte ihm knapp und kalt, dass ich ein paar Antworten auf meine Fragen brauchte und er antwortete mir, dass er sie mir zur Universität holen würde und ich sie ihm ruhig zuschicken sollte.

So persönlich.

Und während ich an dem Feinschliff dran war, da ich Tag und Nacht daran arbeitete und die einfachen Berechnungen sogar Martin übergab, um schneller voran zu kommen, ließ ich sie von Profesor Ana absegnen. Die meisten Dinge erledigte nun mal der Rechner und dafür war ich mehr als dankbar.

Ein leises Klopfen ließ mich aufschauen, als der feine Julian mit seinen kurzen Haaren den Kopf hinein steckte.

Was hatte sein Auftritt zu bedeuten?

"Julian, was führt dich hierher?"

Er machte eine tiefe Verbeugung und sah mir mehr nach einem Butler einer Adelsfamilie aus: "Signorina Valencia. Ich wollte dir die Unterlagen von Riccar-"

"Ah, der Herr ist sich zu stolz, um selbst herzutanzen. Verstehe. Zeig mal her", ich winkte ihm zu und er kam zu meinem Tisch und setzte sich. 

Ich blätterte grob durch, während er den Blick gesenkt ließ. Ich klappte den Deckel der Mappe zu und lehnte mich zurück: "Bist du sowas wie Riccardos rechte Hand?"

"S-Signorina, wie kommst du-"

"Du bist gegen mich gestoßen, als ich am einkaufen war, er scheint dir ja regelrecht zu vertrauen, wenn er ausgerechnet dich geschickt hat. Du warst immer überall an vorderster Front mit dabei. Ja, du bist seine rechte Hand."

Seine Mundwinkel gingen in die Höhe und leider musste ich gestehen, dass ich ihn mochte. 

"Julian, ist es für euren Paten nicht gefährlich, sich in Spanien aufzuhalten?"

"Wieso sollte es?", vorsichtig zog er seine Braue hoch und untersuchte mich.

Ich warf nur entschuldigend die Arme in die Luft: "Man hört nun mal viel von Spanien. Und nach dem, was Riccardo erzählt hat, ist er ein Gangster, oder nicht? Angeblich soll es auch spanische Gangster geben. Wäre es nicht gefährlich für euch?"

"Nein, padrino [ital: [der] Pate] hat alles im Griff. Du musst dir keine Sorgen machen."

"Das einzige was ich weiß, ist, dass euer Pate mit seinen eigenen Strapazen nicht zurecht kommt. Wie will er dann andere beherrschen?"

"Manchmal braucht es für Macht einen Mann, der keine Gefühle hegt."

"Er hat keine Gefühle. Doch, negative. Ausrasten kann er, oder austicken."

"Feuer und Feuer sind auch eigentlich keine gute Kombination, Signorina."

Ich stand auf und stützte mich mit den Handinnenflächen auf meinen holzigen Tisch ab: "Also liegt es doch an mir?"

Er hob seinen Finger und lächelte aufrichtig; "Ich sagte eigentlich: Ich glaube Riccardo braucht eine Frau, die ihm in den Arsch tritt. Verzeihung für die Wortwahl, Signorina."

R O M E R O {Riccardo Mancini} [ABGESCHLOSSEN] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt