11.: Keine Gefühle

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Wieder einmal schreckte ich aus einem Albtraum hoch, nur der Vorteil war, dass ich mich nicht mehr an ihn erinnern konnte.

Doch sofort überkam mich ein flaues Gefühl. Was, wenn es schon zu Ende war?

Was, wenn Adam tatsächlich nichts mehr mit mir zu tun haben wollte?

Schnell schob ich diesen Gedanken beiseite und machte mich auf zu einem neuen Tag.

Es war Punkt elf Uhr als ich unter der Dusche stand und mir die Haare wusch, 11.05 als ich aus der Dusche rauskam und 11.15 als ich im Bademantel und einem Handtuch um die Haare gewickelt vor dem Spiegel stand und mich seit langer Zeit wieder schminkte.

Concealer, Foundation, Puder, zartpinkes Rouge, Wimperntusche, beiger Lidschatten, farbloser Labello.

Das war alles. Haare föhnen und zu einem Pferdeschwanz binden, et voilá - fertig ist das Mädchen, das gegen sich selbst kämpft.

Um mir anständige Klamotten zu holen, ging ich noch einmal in mein Zimmer und nahm ein langes, bordeauxrotes Shirt und eine schwarze Leggings aus der Kommode.

Fertig angezogen stellte ich mich vor den bodenlangen Spiegel.

Würde ich Adam so gefallen?

Egal. Der würde doch eh so einen starken Kater haben, dass er mich erschlagen wird, wenn ich ihn gleich wecke.

Ich ging in die Küche um sein Frühstück vorzubereiten.

Auf ein Tablett stellte ich einen Teller mit einem Brötchen, daneben legte ich Wurst und Käse und machte ihm einen Kaffee.

Dann schlich ich in sein Zimmer.

Er lag in seinem Bett und schnarchte friedlich vor sich hin. Irgendwie tat es mir leid, ihn zu wecken, denn er sah so unglaublich niedlich aus. Aber er musste aufstehen, weil ich mit ihm reden wollte - und das ging nunmal nur, wenn er wach war.

"Hey", sagte ich leise und setzte mich auf seine Bettkante. Vorsichtig stellte ich das Tablett auf den Nachttisch und strich ihm sanft durch die Haare.

"Aufstehen", flüsterte ich. Als er meine Hand nahm und sie auf seine Brust legte, musste ich kichern.

Dadurch wurde er dann letztendlich wach.

"Was soll das?", fragte er ganz verschlafen. So eine süße verschlafene Stimme.

"Ich hab dir Frühstück gemacht.", sagte ich leise. Wieso eigentlich immer noch leise? Er war doch wach.

Er setzte sich auf und ich gab ihm das Tablett.

Langsam begann er zu essen.

"Wegen gestern..", fing ich an. "Du hattest Recht. Ich bin egoistisch und heule nur rum. Aber ich kann mich nicht ändern. Es ist... schwierig es zu beschreiben. Ich hab 'ne Menge Scheiße gebaut und mir ist auch viel Scheiße passiert und zu heulen und so ist meine Möglichkeit, damit umzugehen. Selbst wenn ich es abstellen wollte, könnte ich es nicht, also versuche ich, es zu akzeptieren und... wenn es dir nicht passt, gehe ich wieder. Es wäre okay, wenn du mich nicht hier haben willst. Ich bereite dir nur Ärger und Sorgen. Sobald du sagst, ich solle gehen, werde ich es tun."

Was laberte ich da?

Ich wollte Adam doch nicht verlassen! Halloo, Jo, schalte deinen verdammten Kopf ein!

Als Adam anfing zu reden, brauchte ich einen Moment um dies zu bemerken. Ich war so sehr mit mir selbst beschäftigt, dass ich ihn überhörte. Schon wieder. Verdammt!

"Ich will nicht, dass du gehst, denn..", er holte tief Luft. ".. ich habe mich auf irgendeine komische Weise in dich verliebt und ich bin mir nicht sicher ob mir das gefällt."

Mir gefällts. Aber irgendwie auch nicht. Was? Okay, Ruhe, Engel und Teufel auf meinen Schultern!

"Lass uns einfach ohne Gefühle weiter machen. Ich liebe dich nicht, du liebst mich nicht, wir sind Freunde und mehr nicht, wir werden nie mehr sein, wir wohnen nur in einer Wohnung, okay?", schlug er vorsichtig vor.

Für einen Moment fühlte ich mich irgendwie betäubt, leer, kalt. "Okay.", sagte ich emotionslos. Ich wollte nicht zugeben, wie sehr seine Aussage mich verletzte. "Nur Freunde. Keine Gefühle."

Narben { pausiert }Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt