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„Du weißt schon, dass Milan einmal im Monat einen Gärtner hier her kommen lässt oder?" fragt mich Diego und ich wische mir das bisschen Schweiß von der Stirn. „Woher soll ich das wissen? Er war bis heute kein einziges Mal zu Hause und redet auch kaum mit mir."

Ich stehe auf und wische mir den Dreck von den Beinen. „Hey, du musst wohl Carla sein, ich bin Samira." Ich reiche ihr meine Hand -nachdem ich die dreckigen Handschuhe ausgezogen habe- und sie zieht mich direkt in eine Umarmung. Sie war blond und hatte schulterlange, gewellte Haare, einfach bildhübsch. „Diego hat mir schon ein bisschen von dir erzählt. Zum Beispiel das du ein Auto von Milan zerkratzt hast und seine Klamotten verbrannt hast." lacht sie und ich nicke grinsend. „Ja, ich bin wohl ein bisschen ausgerastet. Lasst uns auf eine Liege legen, damit wir reden können."

Da Carla keinen Bikini mitgenommen hat, borge ich ihr einen von meinen und zusammen setzten wir uns an den Pool. „Wie war das damals mit Diego und dir? Erzähl mir einmal den Anfang von eurer Geschichte, bitte." Fordere ich sie höflich auf. Mich interessiert es wirklich wie sie es geschafft hat, sich an Diego zu gewöhnen und ihn vielleicht auch sogar ihn zu lieben. Immerhin glaube ich, dass ich aus dieser Situation nicht mehr so schnell hinauskomme.

„Nun ja, Diego war schon seit Tag eins sehr nett zu mir. Ich glaube er hat sich einfach gut in meine Lage hineinversetzen können. Er hat gemerkt wann er mir Zeit für mich geben musste und wann er mir Gesellschaft leisten sollte. Natürlich habe ich auch versucht zu flüchten, keine Frage aber das war aussichtslos. Mir blieb also nichts anderes übrig als ihn zu heiraten. Und denk daran Samira, du verliebst dich nicht in eine Person weil diese gut aussieht oder viel Geld hat. Du verliebst dich in seine Taten, die Kleinigkeiten die dich glücklich machen und zum Lächeln bringen." Carla starrt gedankenversunken auf das klare Wasser vor uns. Sie scheint Diego wirklich zu mögen. Ob ich jemals Gefühle für Milan entwickeln kann? Immerhin ist er nie zu Hause und wenn er zu Hause ist streiten wir nur.
„Milan ist aber anscheinend nicht wie Diego. Er hat mich bis jetzt fast jeden Tag alleine gelassen. Das ich alleine in diesem großen Haus bin macht mich verrückt." seufze ich und reiße Carla wieder aus ihren Tagträumen.
„Ich weiß, Milan ist zwar älter als Diego, verhält sich aber manchmal trotzdem so, als wäre er ein Teenager. Nichts für ungut. Aber lass uns über etwas anderes reden. Irgendein schöneres Gesprächsthema." Carla ist eine so fröhliche Person, obwohl sie zu einem Leben gezwungen wurde, welches sie gar nicht wollte. Würde ich jemals mit Milan klar kommen? Ich seufze und schaue mich kurz um, ob Diego oder mein Zukünftiger in der Nähe sind.

„Ja, ich wollte dich noch etwas fragen. Äh... glaubst du können wir gemeinsam einkaufen gehen? Ich bräuchte ein paar Hygieneartikel, du weißt schon." Peinlich berührt fahre ich durch meine offenen Haare und schau sie von der Seite aus an. Sie grinst und nickt. „Klar. Diego wird es erlauben und wenn es für Diego okay ist, dann passt das schon. Komm wir gehen ihn fragen." Carla steht auf und hält mir dann ihre Hand hin, um mir aufzuhelfen. Sofort ergreife ich ihre Hand und lasse mich von ihr hochziehen. Zusammen betreten wir das Haus und ich kann schon Diego und Milan im Wohnzimmer reden hören.
Carla setzt sich auf Diegos Schoß und schaut ihn mit einem zuckersüßen Blick an, während ich einfach nur blöd daneben stehe. „Samira und ich wollen ein bisschen einkaufen gehen, du weißt schon, unter uns Mädls. Du hast doch kein Problem damit oder?" fragt sie ihren Mann und klimpert mit den Wimpern. Grinsend nimmt er Carlas Gesicht in seine Hände und zieht sie ein Stück zu sich. „Wie könnte ich da ‚nein' sagen?!" Diego küsste sie kurz und lässt sie danach wieder aufstehen.
„Vielleicht hat er kein Problem damit, aber ich. Samira du weißt ganz genau das ich dir nicht vertraue. Du bleibst hier!" bestimmt Milan schon wieder. Er regt mich echt auf. Irgendwann begehe ich noch Selbstmord, wenn das jetzt so weiter geht.
Unbeholfen schaue ich zu Carla, die wieder aufsteht und ihre Arme verschränkt. „Sie wird dich nie lieben, wenn du sie immer nur hier einsperrst und das weißt du auch. Samira wird schon nichts passieren und ich werde sie dir auch wieder zurück bringen. Versprochen." Carla wirkt furchtbar genervt von Milan, was ich echt verstehen kann. „Ich vertraue dir aber auch nicht, also vergiss es!" Seine Stimme war unglaublich tief und bedrohend. Keiner sagt etwas oder rührt sich von der Stelle, trotzdem fühle ich mich von Milans wütenden Blick unter Druck gesetzt. Wie kann ein Mensch nur so herzlos sein? Überfordert mit der Situation laufe ich einfach hoch in unser Zimmer. Ich Knalle die Tür so stark ich kann hinter mir zu. Er soll ruhig merken, dass ich wütend und beleidigt bin. Was er hier mit mir macht ist Freiheitsberaubung! Mehr traurig als wütend lege ich mich in das große Bett und vergrabe mich unter der Decke. Ich werde ihn nie lieben können. Eine einzelne Träne erkämpft sich den Weg an meiner Wange hinab. Ich halte es hier mit ihm nicht aus.

Carlas Pov.:

Ich kenn Milan und ich weiß, dass er Samira nicht verlieren möchte, egal aus welchen Gründen. Einerseits kann ich ihn verstehen, dass er uns nicht vertraut, trotzdem möchte ich aber für Samira darum kämpfen. Diego war öfters mit mir gemeinsam draußen, obwohl ich mehrere Male versucht habe zu flüchten. Wahrscheinlich erlaubt Milan es uns deswegen nicht, weil ich auch versucht habe abzuhauen und ich ihr somit einen Freifahrtschein geben würde.
„Toll. Deine eigene zukünftige Frau hasst dich, gratuliere." Melde ich mich als erste wieder zu Wort und klatsche in die Hände. Diego schaut mich warnend an. „Carla, lass gut sein."
„Nein! Und hör auf ihn zu verteidigen! Ich war damals viel schlimmer als Samira und Diego ist trotzdem mit mir spazieren gegangen und hat mir die Öffentlichkeit nicht verweigert! Sieh sie dir doch an. Sie zerbricht daran und du bist daran Schuld, weil du ihr menschliche Bedürfnisse verweigerst. Versetz dich doch ein Mal in ihre Lage. Würdest du es toll finden aus deiner Familie gerissen zu werden, eine fremde Person zu heiraten und eine Ausgangssperre zu haben? Wenn du uns jetzt nicht sofort gehen lässt, habe ich jeglichen Respekt vor dir verloren." Richtig drohen kann ich ihm leider nicht, da ich nichts gegen ihn in der Hand habe. Ich hoffe er kommt zur Vernunft sonst schlage ich ihm seinen Schädel ein. Diego ist ausnahmsweise leise und mustert mich von oben bis unten. Er streckt seine Hände nach mir aus und zieht mich wieder auf seinen Schoß. „Du bist so sexy wenn du wütend bist." flüstert er mir in mein Ohr, jedoch ignoriere ich ihn. Ich muss mich jetzt für diesen Moment auf Milan konzentrieren. Er scheint wenigstens über meine Worte nachzudenken.

Ohne etwas zu sagen steht er auf und geht weg. Na super. Ich werde ihn umbringen. Bevor ich jedoch wieder aufstehen kann, umfassen mich Diegos starke Arme. „Lass ihn, er wird das Richtige tun." Widerwillig seufze ich und bleibe auf meinem Mann sitzen. „Ich hoffe du hast Recht." Nervös schaue ich auf meine Finger und kratze den Nagellack von meinen Fingernägeln ab. Diego unterbricht aber meine Tätigkeit und legt seine Hände auf meine. „Wieso ist dir das so wichtig? Ihr könnt auch erst in ein paar Tagen shoppen gehen." Gerade Diego sollte es verstehen. Genervt stöhne ich auf und verdrehe meine Augen. „Weil ich weiß wie beschissen es ihr gerade geht. Milan hat ihr erst vor ein paar Tagen den Boden unter den Füßen weggezogen und er zeigt keine Anzeichen von Mitgefühl. Er muss anfangen ihr zu vertrauen, sonst wird das nie etwas werden zwischen den beiden." Ich wünschte ich könnte mehr für Samira tun.

Zwangsheirat mit einem Mafia Boss ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt