11 - Kampf

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Spätestens als Draco und ich uns im Hogwarts Express anschwiegen, fragte ich mich, warum ich überhaupt nach Hause fuhr. Ein wenig Abstand würde uns gerade jetzt schließlich gut tun. Nein - stattdessen saßen wir uns allein in einem der vielen Abteile gegenüber und sagten kein Wort, obwohl mir diese eine Frage unbedingt auf dem Herzen lag. Ich würde ihn fragen, wenn ich wüsste, dass er danach keine Möglichkeit mehr hatte um das gestrige Thema wieder hochzuholen. Beispielsweise, wenn sich jemand zu uns setzen würde, doch momentan sah es eher nicht danach aus.

Wir fuhren noch nicht lange, erst seit einer halben Stunde. Uns stand also noch ein ganzer Tag in diesem Zug bevor. Das Licht in unserem Abteil war kaputt, da es ununterbrochen flackerte. Noch interessierte es mich nicht, doch wenn es dunkler werden würde, konnte das durchaus zum Problem werden.

Seufzend griff ich in meine Tasche und zog das Buch heraus, welches ich mir eingepackt hatte, um Dracos starrenden Blick nicht ertragen zu müssen. Gerade als ich die erste Seite aufschlug, öffnete sich unsere Abteiltür. "Ach hier seid ihr, hab euch überall gesucht" meinte Adrian und ließ sich neben Draco nieder. Auch Blaise trat durch die Tür, gefolgt von Crabbe und Goyle. Das Abteil war innerhalb wenigster Sekunden voll.

"Wo ist Theo?" kam es plötzlich von jemandem. Ohne von meinem Buch hochzuschauen, antwortete ich: "Er bleibt mit Daphne über Weihnachten in Hogwarts". Danach herrschte Stille. Plötzlich bemerkte ich, dass es die perfekte Gelegenheit war, um ihn zu fragen, also schaute ich kurz hoch. Er sah mir direkt in die Augen. "Hast du mit ihr geredet?" fragte ich. Als er zögerte wusste ich die Antwort schon. "Alles klar. Halt die Klappe" zischte ich und schaute wieder in mein Buch.

"Ich mache das noch" meinte er, scheinbar fest entschlossen. Ich hob meinen Mittelfinger und streckte ihn ihm unauffällig entgegen, während ich mit der anderen Hand die Seite umblätterte. Die Jungs begannen miteinander zu reden und egal, wie angestrengt ich versuchte mich auf mein Buch zu konzentrieren - ich scheiterte. Also schlug ich das Buch zu und versuchte es mir einigermaßen bequem zu machen, auch wenn ich mich furchtbar beobachtet fühlte.

Draußen zogen die wunderschönsten Landschaften an uns vorbei, doch durch die grelle Mittagssonne wirkten sie so langweilig. Auch, wenn ich es teilweise genoss, das Land von der Perspektive auf den Schienen zu sehen, hasste ich die eigentlich Fahrt. Neun Stunden sitzen, schweigen, essen. Ich musste neuen Stunden Fahrt über mich ergehen lassen, aber konnte Tränke brauen, die andere töten oder gar in den Wahnsinn treiben konnten. Warum kam noch niemand auf die Idee eine Lösung für dieses Problem zu entwickeln?

Schon nach wenigen Minuten spürte ich, wie mir immer wieder die Augenlider zufielen. Die letzte Nacht war auch nicht recht lang, deshalb wunderte es mich nicht. Ich habe nachgedacht und bin meine Packliste tausende Male durchgegangen, aus Angst etwas vergessen zu haben. An Schlaf habe ich nicht eine Sekunde gedacht. Doch egal, wie sehr ich jetzt dagegen ankämpfte - irgendwann übermannte mich die Müdigkeit und ich fiel in einen ruhigen Schlaf.

Als ich wieder zu mir kam, bemerkte ich sofort, dass etwas anders war. "Guten Morgen" drang Blaise' Stimme an mein Ohr. Ich schaute mich einmal im Abteil um. Neben mir saßen Blaise, Crabbe und Goyle. "Er hat dich auf die andere Seite gesetzt, damit du vom Bremsen nicht nach vorn kippst" erklärte er, als er meinen verwunderten Blick bemerkte.

"Wo ist er?" fragte ich zerknautscht und setzte mich gerade hin. "Er ist mit Adrian etwas vom Wagen holen", antwortete er und ließ den Blick zu Crabbe und Goyle wandern, "Seid ihr zu Silvester auch da?". Plötzlich wurde Crabbe ganz hibbelig. "Und wie wir da sein werden. Ich kann es kaum erwarten" erklärte er ganz aufgebracht. "Wir sind für den Alkohol zuständig. Unsere Väter haben jede Menge davon" prahlte Goyle, ob man darauf stolz sein sollte, wusste ich allerdings nicht.

Verdammnis (Draco Malfoy FF)  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt