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Riccardos POV:

Ich wusste nicht, ob ich nen Vogel hatte. Oder warum hatte ich sie gerade darum gebeten, mit mir mit zu kommen?

Aber es war ausgesprochen und ich wusste nicht, welche Stimme in mir mich dazu verleitete, sie mitzunehmen, die gute oder die böse.

Um ehrlich zu sein, verdrängte ich diesen Gedanken sofort, einer meiner Fahrer fuhr mit meiner Karre heran und wir setzten uns hinten rein.

Natürlich habe ich die Spannung zwischen uns gespürt, aber scheiße, ich wusste damit nicht umzugehen. Zu lange war dieses Gefühl her.

Ich hatte keine Kontrolle über mich und verbannte die giftigen Gedanken aus meinem Kopf, dass meine Willkürlichkeit fatale Folgen für Valencia haben könnte.

Sie spähte kurz zu mir, doch ich starrte aus dem Fenster. Langsam wanderte ihre Hand auf mein Knie und ohne es zu wollen, zerdrückte ich sie in meiner Faust. Wir schauten einander nicht an und hingen unseren eigenen Gedanken nach.

Bald kamen wir an und obwohl wir eine gute halbe Stunde fuhren, kam es mir vor wie fünf Minuten.

Draußen vor dem glasigen Gebäude stand ihr der Mund weit offen.

"Gefällt dir mein Anwesen?"

"Es ist recht...modern. Aber ich mag den anderen Stil, den du von mir erbaut haben willst mehr. Was führt dich dazu das abzureißen?"

"Es gehört eigentlich nicht mir, sondern meinem Cousin. Ich will was Eigenes, dann will ich sie hierhin einladen."

"Dein Cousin?"

Ziemlich neugierig die Dame.

"Ja, ich habe nur einen Cousin. Andrès heißt er. Gehen wir rein?"

In dem Moment raste ein weiterer Wagen mit verdunkelten Fenstern an und Julian stieg mit einigen anderen Männern aus. Er nickte uns zu und lief voraus. Wir liefen ihm hinterher und ließen uns die Türen öffnen, bis wir die Vorhallte erreichten.

Ich wartete ungeduldig darauf, dass sie mir ihr Jäckchen gab. Stattdessen zog sie es an den Schultern herunter und es fiel zu Boden.

Ich warf einem Dienstmädchen einen wütenden Blick zu, die sofort zu uns lief und es aufhob. Valencia war schon fast über alle Berge, beim Umsehen legte sie gedankenversetzt ihre Tasche auf den glasigen Tisch und Julian und ich tauschten uns Blicke zu, die nur wir verstanden. Ganz unterschwellig nickte er und sah zu ihrer Tasche.

"Wo ist dein Zimmer?", fragte sie mich und ihre großen Augen glänzten wissbegierig.

"Oben", antwortete ich wortkarg.

Ohne um Erlaubnis zu fragen, lief sie zum Wohnzimmer und schaute sich um, bis ihre Augen mich erblickten.

"Was?", skeptisch näherte ich mich ihr und beobachtete sie genau. Sie war sehr detailfixiert, aufmerksam und überlegend.

"Es ist sehr... unpersönlich."

Verdammt, diese Frau war ein absolutes Rätsel für mich.

"Ein weiterer Grund um es abzureißen."

"Und nun?", sie hob grinsend die Augenbraue und ich überlegte nicht lang, als das Wort nur so aus mir heraussprudelte: "Wein?"

Sie benetzte mit der Zunge ihre Unterlippe: "Wein klingt toll."

Sie hatte eine ziemlich feste, wegweisende Stimme. Aber ich merkte sehr wohl, dass ihre Stimme aufgeweckter und aufgedrehter klang. Leicht säuselte sie, sie war im Gesicht etwas verschwitzt und dazu gerötet, was verbotene Gedanken in mir auferstehen ließ.

R O M E R O {Riccardo Mancini} [ABGESCHLOSSEN] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt