Kapitel 7 - Alles anders als gedacht

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 Wir kamen im Thronsaal an. Alles sah so aus, wie es vor meiner Prüfung ausgesehen hatte. Königin Salix saß so gerade auf dem Thron, dass es schon unnatürlich aussah. Irgendwas stimmt hier ganz und gar nicht.

„Willkommen, Veronika. Die Prüfung hast du sehr gut absolviert. Ich hätte nie gedacht, dass du es schaffen wirst", sagte Salix.

Mich wunderte ihre Wortwahl. Schließlich war sie es, die mich in manchen Dingen motiviert hatte.

Alice seufzte. „Ich verstehe nicht, warum genau du es geschafft hast." Sie schüttelte mit den Kopf. „Das ist das unlogischste, was ich je erlebt habe."

Der Kommandant stellte sich schützend vor mich. „Warum denkt ihr so schlecht über Veronika. Sie hat es geschafft. Darauf sollen wir uns freuen."

„Du wohl eher", gab Salix von sich. „Ich finde es nicht zu feiern."

Eindeutig stimmt hier etwas nicht. Alles war verkehrt. Alice und Salix hatten einen Hass auf mich, während der Kommandant mich verteidigte.

„Ich verstehe dich. Es kommt mir auch komisch vor."

Das Orakel betrat den Raum. Sie sah mich an, kurz darauf fing sie an zu lachen. „Tatsächlich habe ich dich nur verwechselt. Alles war nur eine Ablenkung, damit du dich wie ein Held fühlen kannst. Du bist nichts. Eine Welt zu retten könntest du dir schnell abschminken."

„Und was ist mit meinen Träumen?", fragte ich sie. „Sind sie etwa wertlos?"

„Jeder träumt doch von den verschiedensten Dingen. Denkst du, ich kann wahrsagen? Da hast du dich vertan. Ich bin einfach nur jemand, der Geld haben möchte, um die Wahrheit zu sagen."

Das glaubte ich ihr nicht wirklich. Die echte Person hinter dem Orakel hätte sowas nie gesagt. Da war ich mir hundertprozentig sicher.

Salix ging auf mich zu. „Auch wenn ich dagegen bin, gebe ich dir das hier." Sie überreichte mir den Heldenpass. „Zeig es Alice lieber nicht. Sie würde ausrasten."

„Was habe ich gehört?" Alice ging wütend auf ihr zu und schmiss sie zu Boden. „Das ist nun dein Ende Salix. Ich bin es satt dir zu dienen." Sie holte ein Dolch hervor und stach ihr in den Hals. „Endlich bin ich wieder eine Herrscherin", jubelte sie.

Salix lag tot auf den Boden. Sie war besiegt. Ein mächtiges Wesen, dass eine hohe Weisheit besaß wurde einfach mit einem Hinterhalt umgebracht. Das hier muss eine Prüfung sein. Anders kann ich es mir nicht erklären.

„Ja, es muss eine Prüfung sein", bestätigte meine innere Stimme.

Der Kommandant sah mich an. Er wollte mir damit bestimmt symbolisieren, den Kampf gegen Alice zu beginnen.

Ich nickte zur Bestätigung und sah mich im Raum um. Was ist die größte Schwachstelle von Alice?

Der Körper von Alice verformte sich und wurde größer. Sie war keine Fee mehr, sondern ein Vampir. Jetzt weiß ich, was helfen kann.

In der Nähe von ihr befand sich ein Holzpflock. Mit einem solchen Gegenstand konnte man laut Märchen einen Vampiren umbringen.

„Dann lass es uns versuchen. Wir haben keine andere Wahl."

Da hast du recht. Schnell lief ich zu ihr. Der Kommandant lenkte sie mit kleinen Angriffen ab, sodass ich heimlich den Holzpflock holen konnte.

Ich stand hinter ihr und holte für den letzten Stoß aus. Immer noch schien sie nichts zu begreifen. Erst als es zu spät war, drehte sie sich um. In ihr befand sich der Holzpflock.

„Nein, das darf nicht wahr sein", sagte Alice. „Ich war doch so weit. Wie kann es denn so schnell enden?" Ihr Körper löste sich in Luft auf. Keine Reste waren mehr von ihr zu sehen.

Der Kommandant und auch meine Umgebung verblasste immer mehr. Nun konnte ich erkennen, was wirklich hinter dem Vorhang sich abgespielt hatte. Ich befand mich eigentlich nur in einer leeren Höhle, die einen Ausgang besaß.

Am anderen Ende erwartete mich das, was mich auch vorher erwartet hatte. Der Kommandant. Ich hoffte innerlich, dass es nun der Echte war und nicht die Fälschung.

„Da habe ich wohl zu wenige Prüfungen ausgewählt", sagte der Kommandant. „Das enttäuscht mich ein bisschen. Eigentlich hätte ich erwartet, dass dich die letzte Aufgabe gefangen hält."

Und genau jene Art war genau die, die ich kannte. Endlich war ich mir sicher, an der richtigen Adresse gelandet zu sein. „Weißt du, wie ich mich freue, dass du nicht zu optimistisch bist. Daran kann ich erkennen, dass dies hier die Realität ist."

„Ach so ist das." Er grinste. „Da habe ich wohl meine Prüfungsversion zu nett gestaltet." Verlegen kratzte er sich am Kopf. „Aber hoffentlich war es bestimmt schön, meine nette Seite zu sehen."

31: Sie wird zum Orakel gebracht, die ihr die Anerkennung zum Helden gibt. Nebenbei warnt sie vor, dass auf dem Weg viele Gefahren auf sie warten. Es kann auch sein, dass selbst Freunde in Gefahr schweben können. Deswegen rät sie davon ab, Freunde mitzunehmen.

„Was erwartet mich jetzt?", fragte ich ihn. „Werde ich wieder zu Salix gebracht?"

„Nein, wir gehen zum Haus des Orakel. Nur sie darf dir die Anerkennung zum Helden geben. Selbst Königin Salix ist da machtlos."

Ich folgte ihm. Es interessierte mich sehr, wie das Orakel lebte. Bestimmt hat sie viele antike Bücher aus alten Zeiten. Ich war neugierig, wie alles eingerichtet war.

Wir kamen langsam bei ihrem Haus an. Es war eine kleine Holzhütte, die auf einem Berg stand. Auf den ersten Blick sah sie ganz gewöhnlich aus, aber wenn man genau hinschaute, konnte man schon durch die Fenster kleine Einblicke erhaschen. Sie besaß einen großen Kessel. Nur konnte ich nicht genau erkennen, wofür er verwendet wurde. Schließlich gab es viele Sachen, die man damit anstellen konnte. Ich befand mich in einer magischen Welt, dort war alles möglich.

Der Kommandant klopfte an.

„Hallo, wer ist da?", fragte das Orakel.

„Heldin Veronika Shadow und Kommandant Br..."

Die Tür sprang auf. Sie unterbrach ihn. „Du hast es geschafft, Veronika. Mein Glückwunsch. Ich habe mir schon gedacht, dass du es schaffen wirst." Freudig umschloss sie meine Arme mit ihren. „Lass mich sehen, was deine Zukunft bringen wird."

Der Kommandant sah unruhig in die Ferne, als würde er jeder Zeit einen Hinterhalt erwarten. „Es gibt hier viele Gefahren. Immer wieder kommen Leute hierhin, um das Orakel zu beschimpfen."

„Deine Zukunft sieht sehr gut aus, Veronika", sagte das Orakel. „Ich sehe in dir eine gute neue Königin. Du wirst eine Krone in der Hand halten." Sie zog ihre Arme wieder zurück. „Es kann aber auch sein, dass die Vorhersage zum Teil stimmt. Ich sehe schließlich nur ein Bild vor mir. Der Kontext bleibt einen geheim."

„Hast du auch etwas anderes gesehen?" Meine Neugierde auf meine Zukunft war sehr groß. Ich wollte sie unbedingt stillen.

„Pass auf dich auf. Viele Gefahren erwarten dich. Der Zauberer ist ein sehr mächtiges und antikes Wesen. Er lässt sich nicht einfach so besiegen." Sie überreichte mir einen Ausweis. „Damit wirst du in Salix Town als Heldin erkannt. Trage diesen Titel mit Stolz. Setze ihn nicht für falsche Zwecke ein."

Ich wollte schon gehen. Doch ein letzter Satz von ihr hielt mein Vorhaben für kurze Zeit auf.

„Nimm deine Freunde lieber nicht mit."

Warum soll ich meine Freunde mit hineinziehen?

Veronika Shadow - Die ProphezeiungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt