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Einhunderteins. Diese Zahl kommt mir schwer über die Lippen. Einhundert, gut die Zahl ist rund, geläufig, oft gehört.  Aber Einhunderteins? Es sträubt sich in mir, die Zahl zu hören,  zu lesen, auszusprechen. Einhundertundeins, weit entfernt von der Wahrheit. Einhundertundeiner. Ja genau, das trifft und erschüttert mich.

Einhundert und Einer. Dieser Eine war mein Freund. An einem warmen Frühlingstag hatten wir uns zufällig in Italien kennengelern. Er wohnte in meiner Herberge. Wir erkundeten gemeinsam Rom, genossen die Tage, waren frohen Mutes. Ein : "Besuch mich mal" zum Abschied klingt mir noch in den Ohren.

Vor einigen Monaten war es dann so weit. Freudig nahm er meine Einladung an, er da im tiefen Süden,  ich hier im hohen Norden. Ich nehm die Bahn, hörte ich ihn am Telefon sagen, dann diese Stille. Ein guter Freund, plötzlich verstummt, aus dem Leben gerissen.

Ich sehe die Bilder im Fernsehen: Chaos, Trümmer,  Elend, Leid. Eine Hand aus dem Gleisbett ragend, wie zum letzten Gruss.

101 Tote. Einhundert und Einer.

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