Erste Begegnung

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Der Schrei, aus dem Badezimmer, kam von einer Frau. Soviel zum Klischee, dass Frauen öfter auf Toilette müssen als Männer. Einer der Menschen, um genau zu sein ein Mann, ergriff seinen Baseballschläger, welchen er beim betreten des Raumes an die Wand lehnte. Der Grund für den Schrei und die erneute Panik war eine Kakerlake. Eines der wenigen Tiere die aufgrund ihres Panzers, welcher gewisse Strahlen zurückweisen kann, eine Chance zum Überleben hat. Der Mann stieß einen Laut von sich, so wie es Tennisspieler in alten Aufnahmen Taten, wenn sie nach dem Ball schlugen. Man könnte auch meinen, dass er sich dabei irgendwie weh getan hat. Dabei fragte ich mich bloß, was bei einer Verletzung passieren würde. Ich war kurzzeitig am überlegen, ob man, um schlimmeres zu vermeiden, die Betroffene Stelle abtrennen musste oder ob dies einfach so weiter dran bleiben könne. Genauer gesagt, dachte ich sogar über einen leuchtenden Arm nach, wie man sich Radioaktivität eben so vorstellt. Der Mann schlägt mehrfach auf das Tier ein. Die Geräusche dabei ähnelten einer Eierschale, die man gewaltsam zerbrochen hat. Mir jedem weiteren Schlag, bei dem man merkte, dass der Mann auf nummer sicher gehen wollte das dass Tier tot war, wurde das Geräusch davon das etwas zerbricht von einem anderen Geräusch abgelöst. Das neue Geräusch ähnelte etwas matschigen. Als würde das Mann mit seinem Schläger nun auf den weichen Kern des Tiers gestoßen sein und dies nun ebenfalls zerschlagen. Das Geräusch war widerlich, so dass man es nicht genauer beschreiben kann. Der Mann mit Baseballschläger wischt sich mit dem Handrücken über die Stirn, wie als wäre er ein Handwerker der gerade dein Werk verrichtet hat. "Schaut euch das mal an", sprach dieser und hockte sich neben das Tote Tier. Er stupst es an, als hätte er mit dem tot nichts zu tun gehabt. Ich musste innerlich schmunzeln, als ich mir die Reaktionen anderer vor Augen führte, sollte dich das Tier tatsächlich nochmal bewegen. Leicht schüttelte ich meinen Kopf, um mich wieder auf das wesentliche zu fokussieren.
Ich spürte ein ziehen an meinem rechten Arm, welches mich kurz zusammen zucken ließ. Ich hatte panische Angst vor jeglicher Art von Insekt, was in diesem Moment mein erster Gedanke war. "Ell", sprach mich meine Mutter an. Sie muss ganz leicht an meinem Arm gezogen haben. Die Kenntnis beruhigte mich etwas. Ich sah sie fragend an, da mich interessiert was sie wollte. Ohne eine Antwort zu erkennen sah ich, dass sich eine alte Kommode hinter ihr befand, dessen Schränke offen waren. Sie selbst hielt mir einen Stück Stoff entgegen. Vor lauter Staub war es schwer zu sagen, ob es ein altes Kleidungsstück war oder eventuell doch eine Decke. "Ell,", wiederholte sie, "jemand muss das Tier hier heraus schaffen". Ich war etwas überrascht, wieso sie ausgerechnet mich danach fragte. Ich, ihre eigne Tochter sollte ein gefährliches Wesen weg machen, von denen wir keinerlei Konsequenzen, in Form von Folgen oder Anpassung, wussten. Ich nahm das Stück Stoff entgehen und blickte mich verwirrt um. In meinem Kopf gab es keinen Grund, weshalb sie wollte, dass ich es tat.
Keine Sekunden später verstand ich dann doch. Im Vergleich zu den anderen Frauen oder sogar manchen Männern wirkte ich noch relativ ruhig. Ich verstand zwar nur zu Hälfte warum, da ich mindestens genauso viel Angst hatte, weshalb ich es auf meinen Gesichtsausdruck schob. Schon früher, wenn mir insekten begegneten veränderte sich mein Gesichtsausdruck nicht. Ich war zwar innerlich absolut beunruhigt, dennoch sprachen mich andere immer und immer wieder darauf an, wie ich dabei bloß so ruhig bleiben könnte. Vermutlich lernte ich dies zum Wohle anderer zu unterdrücken.
Meine Hände umklammert das Stück Stoff sofort, als würde es mir sonst aus den Händen rutschen. Ich ging an allen Menschen, die sich mit uns in dem Raum befanden vorbei und hockt mich neben den Mann, welcher das Tier getötet hat. "Ich dachte immer, dass die Viecher kleiner sind", sprach er seinen Gedanken aus. Ich verdrehte die Augen, dass war nicht gerade etwas, was mir Mut machte. Ich glaube daran, ohne in eine unnötige Konversation mit diesem Mann verwickelt zu werden, dass die große der Tiere dem Einfluss der Strahlung verschuldet war.
Mit einem langsamen griff und zitterten Händen näherte ich mich der Kakerlake. Ich erwischte mich selbst bei dem Gedanken, den Mann als feige betiteln, da er mir nicht helfen wollte. Bei dem ganzen wäre ich diejenige gewesen, die wirklich feige gewesen wäre. Ich umwickelte das Tier mit dem Stück Stoff, wobei sich der Stoff mit dem was wohl vorher das Blut des Tieres war voll saugt. Es war ein komisches Gefühl dies anzufassen. Beim hochgehen hatte ich das Gefühl, dass sich das Tier noch etwas bewegt. Ich atmete flach aber dennoch tief durch, um das Stück Stoff mit Inhalt nicht sofort fallen zulassen. Ich versuchte mich mit Gedanken oder aus der Nase gezogenen Erklärungen bezüglich der Bewegungen ab zu lenken. Ich kam dabei zum Entschluss, dass es die nerven oder Muskeln sein mussten die langsam von den letzten Impulsen durchströmt werden. Jemand, dessen Gesicht ich mir nicht ansatzweise angeguckt habe, hielt mir die Tür auf, um das Tier dort hinaus zu legen.
Meine Ohren vernahm dabei dieses seltsame Geräusch, welches ich meine bei den Tieren gehört zu haben, die ich durch das fester beobachtet habe. Der Unterschied war, dass dieses Geräusch dieses mal lauter war. Nachdem ich die Tote Kakerlake auf den Boden, der eine Art Flur war, gelegt hatte richtete ich meinen Blick langsam auf. Der Pool, welchen ich vorhin noch durch verbarrikadierte Fenster sehen konnte, war aufeinmal leer. Die seltsamen Krabbenartigen Tieren, die ich dort beobachtet habe waren weg. Das seltsame Geräusch von nicht Menschlichen Schritten wurde immer lauter, was hieß, dass es immer näher kommen musste. Ich richtete meinen Blick nach rechts und holte tief Luft. Keine 10 Meter entfernt stand eines dieser Tiere. Ich spürte erneut eine andere Hand an meinem Handgelenk. Ein starkes ziehen verspürte ich dort, was mich schnell zurück in die Wohnung des Motels brachte. Ich war froh darüber, egal wer es war, da ich mich aus Angst keinen Millimeter hätte bewegen können. Ich fiel in der Wohnung zu Boden und hörte nur noch, wie jemand die Tür zu schlug und sah wie jemand den riegel, der zum verschließen der Tür da war, zu zog. Wir hofften, dass wir sicher waren.

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