𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟏𝟕

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𝐈𝐬𝐲 𝐏𝐨𝐕
Ich stand in dem Badezimmer des Krankenhauses und wusch mir die Farbe aus dem Gesicht. Mir gingen die ganze zeit die Wörter der Krankenschwester nicht aus dem Kopf.

Von ihrer Familie verlassen

Ich erinnerte mich an die Zeit zurück, wo ich verlassen wurde. ,,Isy, ich beschütze dich jetzt" sagte mir meine Mutter, während ich auf den kalten Steintreppen saß. Ich heulte mir förmlich die Seele aus dem Leib. Wir saßen dort. Ganz in schwarz und trauerten. ,,Papa ist jetzt an einem besseren Ort." versuchte meine Mutter mich zu beruhigen. ,,Das hier ist ab jetzt dein Brüderchen, also kümmere dich gut um ihn" legte sie mir einen kleinen Hund in die Arme. Mein Weinen beruhigte sich wirklich ein bisschen.

Ich erinnere mich also ein wenig an meine Vergangenheit ...

Ich musste an die Zeit denken, wo meine Leidenschaft noch das Klavier spielen war. Ich saß dort in einem kleinen Saal und ließ meine Finger über die Tasten gleiten. Als ich das Stück beendete Klatschte meine Mutter voller Freude. Ich konnte den Stolz in ihren Augen sehen. ,,Das ist meine Tochter!"

Als unsere Beziehung zueinander dann immer mehr in die Brüche ging, kam sie nicht mehr zu meinen Aufführungen und ich hörte auf regelmäßig Klavier zu spielen. Ob ich es heute immer noch kann?

Ich schüttelte mir die Gedanken aus dem Kopf und klatschte noch eine Ladung Wasser in mein Gesicht. Ich schaute mein tropfendes Gesicht im Spiegel an. ,,Wie konnte ich so schnell, so alt werden?" flüsterte ich mir zu.

Nachdem ich mich auf meinem Zimmer umgezogen habe, ging ich raus, denn heute ist eine Veranstaltung auf unserem Campus. Viele verkleidete Menschen tanzten mit den kleinen Kindern, manche machten Seifenblasen, andere verkauften Essen. Dann sah ich etwas weiter entfernt eine der Krankenschwestern, mit der ich mich gut verstehe. Ich wollte sie heute unbedingt fragen, ob sie etwas über Lia herausgefunden hat, doch als sie mich sah drehte sie sich wieder um und ging mit schnellen Schritten von mir weg. ,,Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie etwas verbirgt" murmelte ich. Plötzlich spürte ich, wie jemand etwas über meine schultern legte. Ich drehte mich um und es war die alte Dame, die mich heute morgen angemalt hatte. Sie legte mir eine graue Strickjacke über die Schultern. ,,Sie sehen hübsch aus! Ich schenke ihnen die" sagte sie. ,,Ist gut, das müssen sie nicht machen!" erwiderte ich und schüttelte den Kopf. Dann verschwand sie zwischen den Leuten. ,,Moment!" versuchte ich ihr hinterher zu rufen.

Nach einer Zeit spazierte ich wieder nachdenklich durch die Gänge des Krankenhaus. Plötzlich wurde ich auf ein Gespräch von zwei der Veranstalter aufmerksam. ,,Wo haben wir noch Auftritte?" fragte der eine Mann. ,,Im Eubos Krankenhaus" antwortete der andere Mann.

Eubos Krankenhaus? Das ist hier. In meinem Viertel! Was ist wenn Lia dort ist?

Ich hatte also einen Plan. Ich folgte den Männern und sie blieben an einem Transportwagen stehen, wo sie ihre ganzen Requisiten einluden. Als niemand in der Nähe war und niemand hinschaute, hüpfte ich in den Laderaum des großen Wagens und versteckte mich zwischen Klamotten und dicken Papierkartons.

Roman PoV

Ich bin schon seit einer Stunde in Deutschland und bin nun auf dem Weg zu meinem Elternhaus. Viele Menschen schauten mich an, da ich immer noch zerzauste Haare hab und die dreckigen Klamotten aus Kanada trage. Ich ging durch leere Straßen und streichelte Bailey, der in meiner Jackentasche saß. Nur vor mir lief eine elegante Frau, die auf einmal stehen blieb. Ich blieb ebenso stehen und schaute verwirrt umher. Als sie weiter ging, ging ich ebenfalls weiter und dachte mir nichts dabei. Ich hatte Kopfhörer in meinen Ohren, die aber nicht in mein Handy eingesteckt waren. Das Ende stopfte ich in meine Jackentasche, damit es so aussieht, als ob ich Musik hören würde und mich somit niemand anspricht. Ich war nun noch ungefähr ein, zwei Meter hinter der Frau und wollte sie eigentlich gerade überholen, als sie schon wieder, plötzlich stehen blieb. Langsam drehte sie ihren Kopf nach hinten und nahm ihre Sonnenbrille von der Nase. ,,Wer sind sie?" fragte sie mich. Ich war verwirrt und ehe ich mich versah, schlug sie mich mit einem Blumenstrauß, den sie in ihrer Hand hielt. Werde ich gerade ernsthaft mit einem Blumenstrauß verprügelt?

Ich saß nun endlich in meinem Haus und hielt mir einen Eisbeutel ans Auge. ,,Entschuldigungen sind wie ein exquisites Parfüm. Sie können den schlimmsten Moment in ein großartiges Geschenk verwandeln" sagte die Frau, die mich mit dem Blumenstrauß verhauen hat. ,,Was?" fragte ich wieder mal verwirrt. ,,Tut mir leid, für die Unannehmlichkeit durch mein Missverständnis. Ich hoffe, ab jetzt gut mit ihnen auszukommen" verbeugte sie sich leicht. Die Frau ist wie ein echter Buttler. Emotionslos und mit einem Goldtablett, wo Verband und Pflaster drauflagen stand sie dort ohne sich zu bewegen. Es hat sich nämlich herausgestellt, dass sie die Haushälterin ist, über die meine Mutter gesprochen hat. ,,Sie müssen nichts für mich tun, sie sollen sich nur um meinen Bruder kümmern, wenn er gleich nach Hause kommt. Ich muss jetzt gehen." legte ich den Eisbeutel auf das Gold Tablet. Bailey hab ich in sein Körbchen gelegt. Kai hat ihm ein kleines Häuschen gebaut, wo Bailey sich nun ausruhen kann.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 30 ⏰

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𝐒𝐭𝐢𝐥𝐥 𝐒𝐞𝐯𝐞𝐧𝐭𝐞𝐞𝐧 | araisyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt