Es dauerte noch drei ganze Wochen, bis Chris mit dem Helikopter in ein anderes Krankenhaus geflogen werden durfte. Ein Flugzeug wäre aufgrund des Gipses nicht in Frage gekommen. Die Ärzte hatten irgendwas von Druck und Embolie gefaselt, doch da hatte Andreas sich ausgeklinkt.
Was zählte, war dass Chris endlich nach Hause durfte. Oder zumindest schon mal in die Nähe ihrer Häuser, was alles etwas erträglicher machte. Er hatte viermal die Woche Physiotherapie und machte beeindruckende Fortschritte. Doch das überraschte niemanden. Chris war immer schon eine Stur-Kopf gewesen, und er hatte es sich nunmal zum Ziel gemacht, wieder ganz der Alte zu werden.
Mama, Steffi, Sylvia und Andreas kamen ihn regelmäßig besuchen und gelegentlich nahmen sie auch die Kinder mit. Es tat Chris gut, ein wenig Ablenkung zu haben. Allmählich fiel ihm im Krankenhaus schon die Decke auf den Kopf und auch die vielen Zeitschriften, Bücher, Handy-Spiele und handgeschriebene 'Gute Besserung' Karten von Fans und Crew Mitgliedern halfen ihm nicht mehr wirklich, die Langeweile zu überbrücken. Das ganze Krankenzimmer war bis zum Rand voll mit gemalten Bildern von den Kindern, mit Blumen und Fan Post und liebevollen Geschenken wie Wärmflaschen und Wollsocken und sogar einem alten Gameboy auf dessen Rückseite jemand liebevoll zwei Figuren mit Stachelhaaren und einen Monstertruck gemalt hatte.
"Der Arzt meint, in ein paar Monaten darf ich nach Hause."
"Dann bleibst du natürlich erstmal bei uns", erklärte Steffi fürsorglich und warf ihrem Schwager ein zuversichtliches Lächeln zu. Die kleine Hannah, saß auf dem Rand des Krankenbettes und konnte ihre Aufregung kaum verbergen.
"Du kannst bei mir im Zimmer schlafen, Onkel Chris!" sagte sie aufgebracht und zerrte mit ihren kleinen schokolade-verschmierten Fingern an Chris' Bettlaken. Ihre Augen glitzerten förmlich vor Vorfreude als sie sich innerlich all die schönen Dinge ausmalte, die sie mit ihrem Onkel anstellen würde, wenn er vorübergehend bei ihnen einzog.
Andreas musste schmunzeln, als er sich Chris dabei vorstellte, wie er mit Hannah Tee Parties machte und wie sie seinen ganzen Körper mit Frozen-Pflastern bekleben würde um ihn wieder 'gesund zu machen'.
"Danke, Kleines", gab Chris gerührt zurück und warf Steffi und Andreas ein Lächeln über ihren kleinen locken-übersäten Kopf hinweg zu. "Ist das auch okay für euch? Ich will auf keinem Fall irgendwem zur Last fallen."
"Red keinen Stuss", gab Andreas sofort zurück. "Ein Kind mehr oder weniger, was macht das schon für einen Unterschied?"
Chris rollte mit den Augen, aber sein Lächeln verriet ihn. Die kleine Maus gab ein glucksendes Lachen von sich und Chris schüttelte amüsiert den Kopf als er ihr spielerisch durch die dichten Locken wuschelte. "So, so, du findest das also lustig, wenn dein Papa mich ärgert?" beschwerte er sich theatralisch. "Alle gegen einen oder was?"
"Ach was, das hält der Onkel schon aus", gab Andreas beschwichtigend zurück und zwinkerte seiner Jüngsten zu. "Das war schließlich immer schon so."
"Ja, wo du Recht hast, Bruder..." maulte Chris ohne einen richtigen Vorwurf in der Stimme. Die Stimmung war zum ersten Mal seit Wochen wieder beinahe ausgelassen. Chris war auf dem Weg der Besserung. Allem Anschein nach, würde er wieder völlig gesund werden.
Und bald war es soweit.
Bald würden sie alle wieder gemeinsam unter einem Dach wohnen.
Chris hatte bereits den Gips abgenommen bekommen. Noch ein paar Monate weitermachen wie bisher, mit abwechselnden Arztbesuchen, reichlich Vitaminen, Schmerztabletten und jeder Menge intensiver Physio und vielleicht... vielleicht würde alles langsam wieder zur Normalität zurückfinden. Vielleicht würden sie bald wieder gemeinsam auf der Bühne stehen, so als wäre überhaupt nie was gewesen. Vielleicht.
Doch dann kam alles ganz anders.
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Anders Als Man Denkt
AcciónEs ist der letzte Auftritt der Tour und Chris hat sich eine Grippe eingefangen. Geschwächt vom Fieber und emotional aufgewühlt nach einem Streit mit Andreas passiert das Undenkbare: Chris hat einen Unfall auf der Bühne und wird schwer verletzt. Wir...